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# taz.de -- Streit um Buch über Frei.Wild: Rechts? Nicht rechts? Rechts?
> Der Autor Klaus Farin hat ein Buch über die umstrittene Band geschrieben.
> Schule ohne Rassismus hat es promotet. Darum gibt es jetzt Streit.
Bild: Vollidiot? Heut würde man wohl eher Vollpfosten sagen – T-Shirt der Ba…
„Das hier wird die Frei.Wild-Bibel oder das Frei.Wild-Lexikon schlechthin.“
So zumindest preist die Südtiroler Band Frei.Wild schon vor Erscheinen ihr
Buch an. Das Werk – mit vollem Titel „Frei.Wild – Südtirols Konservative
Antifaschisten“, das der Autor Klaus Farin geschrieben hat, kann man im
Onlineshop der Band bestellen.
Farin ist bekannt für seine Werke über Jugendkulturen. Nun aber ist die
Aufregung groß. Warum?
Frei.Wild ist umstritten, der Band wird unterstellt, nationalistisch und
völkisch zu sein. Doch der Titel des Buches suggeriert, dass die Gruppe von
diesem Vorwurf freigesprochen wird. Die Debatte hat nun auch die
[1][“Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“] erreicht. Die nämlich
promotete das Buch. „Wir stehen in einer harschen Kritik“, sagt deren
Geschäftsführer Eberhard Seidel der taz.
Das ist anderen in der Organisation zu lax. „Es ist ein Fanbuch“ sagt Medi
Kuhlemann von Schule ohne Rassismus in Schleswig-Holstein. „Nicht umsonst“
würde der Autor Farin Autogrammstunden mit der Band geben, bestätigt Nils
Raupauch. Er ist Berater von Betroffenen rechter Gewalt im Bundesprogramm
[2][“Demokratie leben“]. In einem offenen Brief führen Kuhlemann und
Raupach aus, dass Farin „fast ausnahmslos sehr kurze kritische Stimmen“
präsentiere.
Kuhlemann und Raupach sagen, das Engagement des Leadsängers Philipp Burger
in der rechtsextremen Szene erscheine als „unpolitische Phase“ und die
Texte zu „Heimatliebe“ und „Patriotismus“ erschienen als „nicht
ausgrenzender Natur“. Die Band würde allerdings als „Werte der Heimat“
nicht „ ‘Einigkeit und Recht und Freiheit‘, sondern ‚Sprache, Brauchtum…
Glaube‘ sowie die ‚Wurzeln‘ des ‚Volkes‘ “ beschwören. Die
„Unterrichtsanregungen“ gingen indes nicht als adäquates Bildungsmaterial
durch. Es verwundere zudem, dass für Farin die Ablehnung des
Nationalsozialismus genüge, „antifaschistisch“ zu sein. Dann wären auch
„Hooligans gegen Salafisten“ und Pegida „antifaschistische Gruppen “.
## „Unkritische Dokumentation“
Schon nach einer Tagung des Courage-Netzwerks im Mai kam vorsichtige Kritik
am Buch und am Autor auf. Bei der Tagung richtete Farin zwei Workshops zur
Band aus. In ihrer „Infopost“ wies „Schule ohne Rassismus“ zuvor auf das
Buch hin, das bei ihr für einen kurzen Zeitraum billiger bestellt werden
konnte.
Das Buch sei „eine affirmative und unkritische Dokumentation der Band und
ihrer Fankultur“, kritisiert Nicolle Pfaff, Jugendforscherin an der
Universität Duisburg-Essen: „Die „unreflektierte Verwendung des Begriffs
‚Antifaschismus‘ entwertet“ sogleich die „antifaschistische Arbeit“.
Diese Kritik hält auch Seidel Farin vor. In dem 400-Seiten-Buch würde eine
Fanstudie von über 4.000 Fragebögen präsentiert. Pfaff sagt auch, es fehle
die „analytische Auseinandersetzung mit Interviewmaterial und
Befragungsdaten“.
Mittlerweile legte ein Pate einer Courage-Schule seine Patenschaft nieder.
„Wir haben die Brisanz unserer Präsentation des Buches unterschätzt“,
bekennt Seidel selbstkritisch.
Schon vor Erscheinen des Buchs hielten Paten Frei.Wild „für problematisch“.
„Wir können weder etwas mit ihrem Heimatbegriff anfangen noch mit dem
Nationalismus und Patriotismus und den ‚Ihr‘ und ‚Wir‘ in deren Liedern…
sagt Seidel. Aber: „Nach der Lektüre wissen wir noch besser, warum.“ „Von
der Schule ohne Rassismus erwarten wir fachliche Beiträge, kein Fanbuch“,
fordern Kuhlmann und Raupach.
15 Jul 2015
## LINKS
[1] http://www.schule-ohne-rassismus.org/startseite/
[2] http://www.demokratie-leben.de/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Rechtspopulismus
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Musik
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