Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vierte Staffel „Homeland“: Unsichtbar dank Kopftuch? Lächerlic…
> Endlich kehren die Autoren der US-Spionage-Serie zurück zur gewohnten
> Spannung – und empören damit eine ganze Nation.
Bild: Die CIA-Agentin Mathison (Claire Danes) spielt sich durch pakistanische K…
Eigentlich sieht doch alles ganz gut aus: Nach zuletzt ernüchternden Quoten
schiebt Sat.1 die vierte Staffel der Spionage-Serie „Homeland“ zwar zu
Kabel Eins ab, dafür ist die vielfach ausgezeichnete Serie dort nun zur
besten Sendezeit mit drei Folgen am Stück zu sehen (freitags, 20.15 Uhr) –
und das gerade einmal sechseinhalb Monate nach der Ausstrahlung in den USA.
Erfreulich ist das auch, weil der Thriller um Hauptdarstellerin Claire
Danes als CIA-Agentin Carrie Mathison darin endlich wieder zu alter Form
aufläuft und daran erinnert, warum sie im Debütjahr 2011 so begeistern und
faszinieren konnte.
Die Autoren um die Produzenten Alex Gansa und Howard Gordon, die das
Konzept ursprünglich von der israelischen Kriegsgefangenenserie „Hatufim“
adaptiert hatten, haben wieder zu einer fesselnden Geschichte
zurückgefunden. Sie konzentriert sich auf die Schattenseiten der weltweiten
Terrorismusbekämpfung und entlarvt sie als ein sich selbst erhaltendes
System ohne Erfolge.
Da, wo Jack Bauer, der Held, den Gansa und Howard vor fast anderthalb
Jahrzehnten auf die Bildschirme schickten, um in „24“Stunden die Welt zu
retten, zumindest eine eindeutige Agenda hatte, ist der Antrieb der
verantwortlichen Handelnden in „Homeland“ eher diffus bis egoistisch.
## Drohnenangriff auf vermeintliches Terroristenversteck
Die Auftaktepisode der vierten Staffel dreht sich um die Auswirkungen eines
Drohnenangriffs auf ein vermeintliches Terroristenversteck in Pakistan.
Statt Terroristen löscht die CIA, unter dem Befehl von Mathison, eine
feiernde Hochzeitsgesellschaft aus. Während sich ihr Kollege mit
Selbstzweifeln herumquält, scheint Mathison jedes Verantwortungsgefühl für
ihr (Fehl-)Verhalten über Bord geworfen zu haben – und geht sogar noch
weiter: Skrupellos manipuliert sie einen jungen pakistanischen Studenten
und überlässt ihn danach seinem Schicksal.
Ihrem Status „Antiheldin“ wird sie auch als Mutter gerecht: Distanziert und
unberührt lässt sie ihre neugeborene Tochter in den USA zurück, um sich
ganz ihrem Job in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad widmen zu können.
Doch so fesselnd die vierte Staffel auch erzählt ist, sie hat ganz Pakistan
in Diskussionen gestürzt. Das Land legte offiziell Beschwerde ein beim
produzierenden Sender Showtime. Nachdem pakistanische Diplomaten alle zwölf
Episoden gesehen hatten, kamen sie zu dem Schluss, dass ihr Land als
hässliches, ignorantes, terrorgeplagtes „Höllenloch“ dargestellt werde.
Islamabad sehe aus wie ein verwahrlostes Kriegsgebiet, obwohl doch in
Wahrheit grüne Landschaften in einer pittoresken Berglandschaft dominierten
(gedreht wurden die Szenen übrigens in Südafrika).
## „Undemokratische“ Regierung Pakistans
Am stärksten kritisierten die Repräsentanten jedoch, dass ihre Regierung
als „undemokratisch“ und als Verbündete der Terroristen dargestellt werde.
Bissiger kommentierte Mohammad Jibran Nasir, pakistanischer Anwalt und
Sozialaktivist, in einem Video für die Onlineplattform Buzzfeed. Über die
Angewohnheit der Hauptdarstellerin, sich in der Menschenmenge ein Kopftuch
überziehen, macht er sich lustig: „Sie denkt, sie kann in der Menge
verschwinden, indem sie sich ein Kopftuch aufsetzt? Was ist mit dem Anzug,
den sie trägt? Selbst Hillary Clinton kommt hier vorbei und muss nicht
ihren Kopf bedecken.“
Der Name des Serien-Terroristen Haissam Haqqani erinnere zudem
offensichtlich an den ehemaligen US-Botschafter Husain Haqqani, meint
Mohammed Jibran Nasir: „Das ist, als ob man einen weißen Rechtsextremen
Bill Clinton oder George Bush benennen würde.“
Mit diesen Reaktionen im Hinterkopf wird die Ausstrahlung der kommenden
Staffel also spannend. Die wird gerade in Berlin gedreht und zum großen
Teil in Deutschland spielen. Welche Klischees dort wohl aufkommen?
10 Jul 2015
## AUTOREN
Jens Mayer
## TAGS
Homeland
Pakistan
US-Serie
Terrorismus
Homeland
Italien
Homeland
Krise
Einwanderungsreform
USA
Serien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Staffelfinale von TV-Serie „Homeland“: Obsession und Paranoia
Gerade läuft die letzte Staffel der US-Serie „Homeland“. Die Aufmerksamkeit
ließ zuletzt nach. Dabei lohnt sich das Dranbleiben – eine Würdigung.
Italienische TV-Serien: Schatten am blauen Himmel
Aus Italien kommen im Moment die interessantesten TV-Serien. Mit
Geschichten, die unbequem und aufregend sind. Eine davon ist „1992“.
Fördermillionen für Agenten-Serie: Amerikanische Entwicklungshilfe
Die Agenten-Serie „Homeland“ wird in Berlin und Brandenburg gedreht. Die
Produktion soll auch als Vorbild für hiesige TV-Seriendrehs dienen.
Griechischer Film „A Blast – Ausbruch“: Unkontrollierte Energie
Syllas Tzoumerkas' neuer Spielfilm handelt, wie sein Vorgänger, vom inneren
Zerfall einer Familie. Eine Krise in Zeiten der ökonomischen Krise.
Budgetstreit in den USA: Das absurde Theater geht weiter
Die Republikaner blockieren das Budget für das Ministerium für
Heimatschutz. Ihr Ziel: Obamas Einwanderungsreform stoppen.
Debatte US-Sicherheitsfetischismus: Fürchtet euch sehr!
In den Vereinigten Staaten hat die Angstindustrie gesiegt. Das Land sieht
sich im endlosen Krieg gegen einen See von Plagen.
Der sonntaz-Streit: Macht Netflix das Fernsehen besser?
Serien gucken, wann, wie und wo man will. In den USA ist Netflix bereits
Marktführer. Jetzt kommt der Online-Video-Dienst nach Deutschland.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.