# taz.de -- Kritik an Beschluss zu Kohleabgabe: Hendricks‘ Alleingang | |
> Die Umweltministerin hat sich vom Energiekompromiss des Koalitionsgipfels | |
> distanziert. Sie erinnert an die Klimaschutzzusage in Elmau. | |
Bild: Protest gegen die Kohlepolitik der Bundesregierung | |
Berlin afp | Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ist auf Distanz | |
zu den energiepolitischen Beschlüssen des Koalitionsgipfels gegangen. Die | |
Union habe mit ihrer Ablehnung der Kohleabgabe „eine deutlich teurere | |
Alternative erwirkt“, schrieb Hendricks in einem Gastbeitrag für die Welt. | |
Der Stromsektor erbringe nur einen Teil der eigentlich erforderlichen 22 | |
Millionen Tonnen CO2-Minderung, kritisierte die Ministerin. Allen | |
Beteiligten müsse aber „klar sein, dass der Kohlestromsektor daraus | |
keineswegs den Schluss ziehen kann, auch in Zukunft von seiner | |
Klimaschutzpflicht verschont zu werden – ganz im Gegenteil!“ | |
In der Debatte um die Kohleabgabe habe es „viele Polemiken und so manchen | |
Unfug gegeben“, kritisierte Hendricks. Dazu gehöre die Behauptung, 100.000 | |
Arbeitsplätze seien durch die Einsparung von zusätzlichen 22 Millionen | |
Tonnen Kohlendioxid gefährdet. „Für mich sind solche Äußerungen Ausdruck | |
politischer Unfähigkeit und Zukunftsverweigerung“, schrieb die Ministerin | |
in der Welt. „Niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass der Abschied | |
von der Kohleverstromung unaufhaltsam ist, weil wir unsere langfristigen | |
Klimaschutzziele nur mit einer vollständig dekarbonisierten | |
Energiewirtschaft erreichen können.“ | |
Mit Blick auf die Klimaschutzzusagen beim G-7-Gipfel Anfang Juni schrieb | |
Hendricks: „Man kann nicht in Elmau die klimaneutrale Weltwirtschaft | |
verkünden und gleichzeitig so tun, als ob das alles für die Kohleregionen | |
in unserem Land nicht gilt.“ Gut an den Vereinbarungen der | |
Koalitionsspitzen sei, dass „ein Maßnahmenbündel vereinbart wurde, dessen | |
Schwerpunkt im Bereich der Abschaltung von Braunkohleblöcken“ liege. Auch | |
der Schwenk bei der Förderung von Kohle auf Gas sei richtig. „Ob die | |
übrigen Maßnahmen reichen, um die Lücke zu schließen, muss sich zeigen“, | |
warnte die SPD-Politikerin. | |
Die große Koalition hatte ihren Streit über die Energiepolitik in der Nacht | |
zum Donnerstag beigelegt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chef | |
Sigmar Gabriel und CSU-Chef Horst Seehofer vereinbarten, die von Gabriel | |
vorgeschlagene Klimaabgabe für alte Kohlekraftwerke aufzugeben. Um das | |
Klimaziel von 40 Prozent CO2-Minderung bis 2020 trotzdem zu erreichen, | |
sollen nun mehrere Braunkohlekraftwerke stillgelegt werden. Opposition und | |
Umweltschützer kritisierten die Einigung scharf. | |
3 Jul 2015 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Barbara Hendricks | |
Energiepolitik | |
Kohleindustrie | |
EU | |
CO2-Emissionen | |
Kohle | |
Braunkohle | |
Sigmar Gabriel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
EU erreicht Klimaziele: Das Wunder von Brüssel | |
20 Prozent weniger Treibhausgase seit 1990 sind geschafft. Wie ausgerechnet | |
der Klimawandel dabei geholfen hat, die Klimaziele zu erreichen. | |
CO2-Reduktion in der Stahlindustrie: Der Kaninchen-Katalysator | |
Der Stahlkonzern Arcelor Mittal will Chemieabfälle recyceln und CO2 | |
reduzieren. Dabei behilflich ist ein Bakterium aus dem Kaninchendarm. | |
Kommentar Kohlekompromiss: Energiewende nur für Reiche | |
Klimaschutz muss bezahlbar sein, propagiert die Regierung. Völlig zu Recht. | |
Jetzt verrät sie diesen Grundsatz. | |
Energie-Gipfel im Kanzleramt: Klimaabgabe adé | |
Statt Kohlekraftwerke zur Kasse zu bitten, bekommen sie künftig viel Geld – | |
dafür, dass sie weniger laufen. Zahlen müssen Stromkunden und Steuerzahler. | |
Vor dem Koalitionsgipfel zum Klima: Letztes Anbrüllen gegen die Kohle | |
Etwa 400 Menschen demonstrieren vor dem Kanzleramt für Gabriels | |
Klimaabgabe. Dass die am Mittwoch beschlossen wird, ist aber | |
unwahrscheinlich. |