# taz.de -- Nach Lynchmord in Afghanistan: Keine Todesstrafe im Fall Farkhunda | |
> Im März prügelte ein Mob in Afghanistan eine 27-Jährige zu Tode. Die | |
> zuvor verhängten Todesurteile gegen die Täter hat ein Gericht nun | |
> aufgehoben. | |
Bild: Während der Beerdigung im März in Kabul. | |
KABUL ap | Gut drei Monate nach dem Lynchmord an einer jungen Frau in | |
Afghanistan hat ein Berufungsgericht die Todesurteile gegen vier | |
mutmaßliche Täter aufgehoben. Drei von ihnen erhielten stattdessen | |
Haftstrafen von 20 Jahren, der vierte soll zehn Jahre hinter Gitter. Dies | |
teilte Berufungsrichter Abdul Nasir Murid am Donnerstag mit. Die Familie | |
des Opfers reagierte mit Kritik. | |
Die 27-jährige Farkhunda Maliksada war am 19. März von einem wütenden Mob | |
zu Tode geprügelt worden. Hintergrund war das falsche Gerücht, sie habe ein | |
Exemplar des Koran verbrannt. Der Zwischenfall schockte viele Afghanen und | |
löste eine Bewegung für mehr Frauenrechte aus. | |
Die Urteile in dem Berufungsverfahren fielen bereits am Mittwoch unter | |
Ausschluss der Öffentlichkeit. Nach einem Bericht des Senders Tolo TV gab | |
es einen Freispruch für den Händler, der das falsche Gerücht über die | |
Koranverbrennung in die Welt gesetzt und damit den Mob angestachelt haben | |
soll. | |
Maliksadas Bruder Nadschibullah äußerte sich empört über die | |
Gerichtsentscheidung. „Das Urteil von 20 Jahren bedeutet Freiheit, es | |
bedeutet, dass sie freigelassen werden. Wir wollen die vorherige | |
Entscheidung für die Todesstrafe“, sagte der 37-Jährige. | |
Kritik kam auch von Abgeordneten und Aktivisten, die beklagten, das Gericht | |
habe sich dem konservativen Klerus gebeugt, statt rechtliche Standards | |
einzuhalten. „Das verstößt gegen die Verfassung“, sagte die Abgeordnete u… | |
Frauenrechtlerin Schukria Baraksai. „Die Gerichte sollten der | |
Öffentlichkeit Zutritt gewähren, dieses Verfahren hinter verschlossenen | |
Türen untergräbt die Glaubwürdigkeit der Urteile.“ | |
2 Jul 2015 | |
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Aschraf Ghani | |
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