Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Brutaler Lynchmord in Afghanistan: Haftstrafen für elf Polizisten
> Im März lynchte ein Mob in Kabul eine junge Frau. Nach Urteilen gegen
> Zivilisten hat das Gericht nun elf Polizisten verurteilt. Acht Beamte
> wurden freigesprochen.
Bild: Mehr als tausend Menschen verurteilten den Mord in Protesten auf Kabuls S…
KABUL ap | Zwei Monate nach dem [1][Lynchmord an einer jungen Frau in
Afghanistan] sind elf Polizisten zu jeweils einem Jahr Haft verurteilt
worden. Richter Safiullah Modschadedi befand sie am Dienstag der Verletzung
von Amtspflichten für schuldig. Acht weitere Beamte wurden aus Mangel an
Beweisen freigesprochen.
Die 27-jährige Koranschülerin Farkhunda war am 19. März von einem wütenden
Mob zu Tode geprügelt worden. Hintergrund war das falsche Gerücht, sie habe
ein Exemplar des Koran verbrannt. Der Zwischenfall schockte viele Afghanen
und löste eine [2][Bewegung für mehr Frauenrechte] aus.
Den Polizisten war vorgeworfen worden, das Verbrechen nicht verhindert oder
sogar mitgemacht zu haben. Ursprünglich standen in dem Verfahren 49
Personen vor Gericht. Vier von ihnen sind bereits [3][zum Tode verurteilt
worden], acht erhielten jeweils 16 Jahre Haft. 18 weitere wurden aus Mangel
an Beweisen freigesprochen.
Die raschen Urteile nach nur zwei Prozesstagen hatten Kritik ausgelöst –
ebenso wie die Verzögerung der Urteile für die Polizisten, hinter der
politische Einflussnahme vermutet wurde. Der Prozess löste in Afghanistan
so großes Interesse aus, dass er im Fernsehen übertragen wurde.
Zu dem Angriff auf Farkhunda, die wie viele Afghanen keinen offiziellen
Nachnamen hatte, war es nach einem Streit mit einem Händler vor einer
Kabuler Moschee gekommen. Laut Augenzeugen hatte sie den Mann aufgefordert,
mit dem Verkauf von Amuletten an kinderlose Frauen aufzuhören. Er warf ihr
anschließend lautstark vor, sie habe einen Koran angezündet – ein Vorwurf,
der sich später bei offiziellen Ermittlungen als völlig haltlos erwies.
Unter den Augen – und teils unter Beteiligung – von Polizisten wurde
Farkhunda getreten, geschlagen, mit Brettern verprügelt, von einem Dach
geworfen, mit einem Auto überfahren und mit Betonbrocken beworfen. Ihr
Körper wurde über eine Straße gezerrt, ans Ufer des Flusses Kabul
geschleudert und in Brand gesetzt. Handyaufnahmen der Bluttat verbreiteten
sich in sozialen Medien und lösten weltweit Entsetzen aus.
19 May 2015
## LINKS
[1] /!157037/
[2] /!156859/
[3] /!159459/
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Lynchmord
Frauenrechte
Kabul
Haftstrafe
Kabul
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Witwen in Afghanistan: Die Stadt der „Kopffresserinnen“
In Kabul haben sich Witwen einen eigenen Stadtteil gebaut. Gesellschaftlich
haben sie keinen Schutz, hier gewinnen sie Respekt zurück.
Nach Lynchmord in Afghanistan: Keine Todesstrafe im Fall Farkhunda
Im März prügelte ein Mob in Afghanistan eine 27-Jährige zu Tode. Die zuvor
verhängten Todesurteile gegen die Täter hat ein Gericht nun aufgehoben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.