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# taz.de -- Kolumne Fußball im Eishockeyland: Brückentage
> Jacke weg, Internet weg, alles weg. Mama, ich will nach Hause. Oder 5.000
> Kilometer Richung Westen fliegen, da gibt‘s noch Platz unter der Brücke.
Bild: Brücken an Tagen mit Wolken in Montréal
Erst klaut man mir bei der Fifa meinen Trenchcoat, dann „leiht“ sich die
Tochter des Hotelbesitzers meine Trainingsjacke und „vergisst“ sie wieder
zurückzubringen, dann geht das Internet kaputt, fliegen die Französinnen
aus dem Turnier und es fängt an zu regnen. Es gibt so Tage!, versuchen die
Kollegen mich aus der heimatlichen Sportredaktion nach meiner zweiten
Mama-ich-will-wieder-nach-hause-Mail aufzumuntern.
Es gibt so Tage, an denen man plötzlich denkt, was man sonst nie denkt:
dass woanders Kinder verhungern. Das sind Tage, an den man von Fußball,
Frauen, WM, Flügeln, Flanken, Flaschen ganz absolut und für ganz und gar
immer ganz und gar gar nichts mehr wissen will. Und an solchen Tagen macht
man dann Fehler.
Man macht nicht wie sonst hier im Paris Kanadas einen großen Bogen um
amerikanische Kaffee-, Restaurant- und Drogerieketten, sondern rennt
kopflos in den nächstbesten Laden, um zwischen all dem Geschreibe und
Gerenne schnell Tampons zu kaufen und dann fragt der Kassierer einen: „How
is your day?“
Besch.... Aber es sind ja noch andere Frauen in der Stadt, denen geht es
noch besch..... Eine davon treffe ich im Sheraton Hotel. Es ist Gaetane
Thiney, die Französin, die in der 115. Minute die 258-prozentige Torchance
gegen die Deutschen vergab. Als ich ihr mein tiefstes Mitgefühl ausspreche,
lacht sie und sagt, dass sie heute einen lustigen Tag gehabt habe.
Ich will jetzt auch einen lustigen Tag haben. Wo kann ich hier irgendwo
noch ne 258-Prozentige verschießen? Mal nach Unterkünften in der 5.000
Kilometer enfernen nächsten und letzten WM-Station in Kanada, der
Westküstenstadt Vancouver suchen.
Seit 24 Stunden läuft die Suche nach Zimmern in der Pacific Time Zone unter
1000 Euro. Bisher wurde noch keins gefunden. Meine Zeitung hat mir
versprochen, das sie mir den Schlafsack erstattet, den ich mir eventuell
zulegen muss, falls es unter den Brücken im Westen nicht auch schon eng
wird. Diese WM verspricht auf ihre letzten Tage noch sehr lustig zu werden.
1 Jul 2015
## AUTOREN
Doris Akrap
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