# taz.de -- Dublin-III-Stopp zurückgenommen: Ungarn zieht den Schwanz ein | |
> Nach Kritik aus Brüssel: Die Ankündigung Ungarns, das | |
> EU-Flüchtlingsabkommen auszusetzen, wurde nach nicht mal 24 Stunden | |
> zurückgenommen. | |
Bild: Flüchtlinge nahe der ungarischen Stadt Szeged | |
Budapest/Berlin afp/dpa | Nur einen Tag nach der Ankündigung Ungarns, ein | |
EU-Abkommen zur Aufnahme von Flüchtlingen auszusetzen, hat die Regierung in | |
Budapest dies wieder zurückgenommen: Es werde keine Bestimmung der EU außer | |
Kraft gesetzt, hieß es am Mittwoch in Budapest in einer Erklärung des | |
ungarischen Außenministeriums. Außenminister Peter Szijjarto habe seinen | |
österreichischen Kollegen Sebastian Kurz darüber informiert, „dass Ungarn | |
keine Bestimmung der Europäischen Union aussetzen wird“. | |
Am Dienstag hatte die Regierung in Budapest mitgeteilt, Ungarn könne keine | |
weiteren Flüchtlinge aufnehmen, weshalb das sogenannte Dublin-III-Abkommen | |
„auf unbestimmte Zeit“ außer Kraft gesetzt werde. Dies hatte Entrüstung in | |
Brüssel und vor allem auch in Österreich ausgelöst, das von der | |
Entscheidung besonders betroffen gewesen wäre. | |
Ungarn sieht sich seit einiger Zeit mit der Ankunft zehntausender | |
Flüchtlinge konfrontiert; die meisten von ihnen kommen über Serbien ins | |
Land und wollen anschließend weiter nach Deutschland, Österreich oder in | |
die nordeuropäischen Länder. Gemäß dem Dublin-Abkommen ist das Land für das | |
Asylverfahren zuständig, in dem ein Flüchtling zuerst EU-Boden betreten | |
hat. | |
Derweil hat die Bundesregierung den Botschafter des EU-Partners | |
einbestellt. Der Diplomat soll sowohl im Auswärtigen Amt als auch im | |
Innenministerium Auskunft über die Entscheidung geben, wie beide | |
Ministerien am Mittwoch in Berlin mitteilten. | |
## Thema auf dem EU-Gipfel | |
Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, sprach von einer | |
„einseitigen Entscheidung“ der ungarischen Regierung, die offensichtlich im | |
Widerspruch zu den selbst gegebenen Regeln innerhalb der Europäischen Union | |
stehe. Die Einbestellung des Botschafters ist zwischen EU-Partnern höchst | |
selten. | |
Nach dem sogenannten Dublin-Abkommen dürfen Flüchtlinge nur in dem EU-Staat | |
Asyl beantragen, in dem sie nach ihrer Flucht erstmals europäischen Boden | |
betreten haben. Aufgrund dieser Regelung werden derzeit viele Asylsuchende | |
von einem Staat in den anderen abgeschoben. Das ungarische Vorgehen wird | |
auch den EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag in Brüssel | |
beschäftigen. | |
24 Jun 2015 | |
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