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# taz.de -- Kommentar Queen in Berlin: Inzestuöse deutsche Räuberbaronin
> Die Queen und ihre gestörte Familie stehen für alles, was schlecht ist in
> Großbritannien. Und Schmarotzer sind sie auch.
Bild: Keine harmlose Uroma.
Elisabeth II. kommt, und die Berliner freuen sich, behauptet die
Lokalpresse. Warum sollten sie das tun? Die britische Königin ist nicht die
harmlose Uroma, die nett lächelt und den Menschen freundlich zuwinkt. Sie
ist das Staatsoberhaupt von 16 Ländern, und in einigen davon – Trindidad
und Tobago, Jamaika und St. Lucia – gibt es die Todesstrafe. Die Urteile
werden von Elisabeth unterschrieben.
Die Queen und ihre gestörte Familie stehen für alles, was schlecht ist in
Großbritannien. Sie seien „Ausgeburten von inzestuösen deutschen
Räuberbaronen“, schreibt der 73-jährige englische Dichter und Anarchist
Heathcote Williams in seinem Langgedicht „Die Windsors – Eine schrecklich
nette Familie“, das rechtzeitig zum Queen-Besuch auf Deutsch erschienen
ist.
Aber so weit muss man gar nicht zurückgehen. Beim Abendessen im Berliner
Hotel Adlon sitzt der britische Premierminister David Cameron am Tisch der
reichsten Frau der Welt, und das passt ja auch. Die Tory-Höflinge wettern
gegen Sozialhilfeempfänger, angebliche Arbeitsscheue und Menschen, die aus
den Mülltonnen der Supermärkte Lebensmittel klauen.
Während die Regierung den Sozialhaushalt um weitere zwölf Milliarden Pfund
kürzen wird, kommen die Reichen ungeschoren davon, weil sie angeblich ein
Wirtschaftsgut seien, das Wohlstand schaffe. Aber die Mär von der sozialen
Mobilität gilt schon lange nicht mehr, und unter den Tories erst recht
nicht.
## Jeden Penny wert?
Die Windsors erhalten nach wie vor ihren gigantischen Sozialhilfescheck –
zuzüglich Sonderausgaben. Ihre Heizkosten betragen das 2.280-fache eines
durchschnittlichen britischen Haushalts. Wer sind hier die Schmarotzer?
Anhänger der königlichen Familie behaupten, sie sei jeden Penny wert, denn
sie sei ein Touristenmagnet. Es wäre wirklich arm um England bestellt,
kämen die Besucher wegen der Windsors. Manche kommen vielleicht wegen der
Paläste, aber nicht wegen ihrer Bewohner. Es ist ja nicht so, dass
Elisabeth im Garten vom Buckingham-Palast herumstromert und sich mit
Touristen fotografieren lässt.
Man könnte den Palast das ganze Jahr für Besucher öffnen, und nicht bloß
für zwei Monate, und mit den Einkünften etwas Sinnvolles anstellen. Aber
dafür müsste man die Windsors, laut Williams eine „Verkörperung der
unerwünschten Überbleibsel des Imperialismus, der Plünderungen, des
Rassismus, der Sklaverei und des Gemetzels“, erst in die Wüste schicken.
24 Jun 2015
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Queen Elizabeth II.
England
Besuch
Großbritannien
Queen Elizabeth II.
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Queen Elizabeth II.
Neuseeland
Streik
Großbritannien
Schwerpunkt Eurovision Song Contest
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