| # taz.de -- Königin Elisabeth II. kommt: Queen-Size Berlin | |
| > Kränze abwerfen, Bötchen fahren, winken? Soviel Langeweile hat die Queen | |
| > nicht verdient. Ein paar Alternativvorschläge für den dreitägigen | |
| > Staatsbesuch. | |
| Bild: Im Berliner Legoland ist die Queen schon angekommen. Und wer ist das dane… | |
| ## Tag eins: | |
| Am ersten Tag muss eine Queen tun, was eine Queen tun muss. Kranzabwurf an | |
| der Neuen Wache, Besuch beim britischen Botschafter und seiner Frau - da | |
| müssen Sie durch. Aber wer sagt denn, dass Sie nicht kurz mal zwischendurch | |
| bei „Tucher“ am Brandenburger Tor reinhuschen können? Dort gibt es eine | |
| royale Currywurst, mit einem Glas Champagner. Halten Sie dann einfach eine | |
| dieser Fahrradrickschas an und lassen Sie sich von den strammen Waden eines | |
| Jungberliners zur Stadtschloss-Baustelle chauffieren. Dort wartet sicher | |
| schon der Barockfanatiker Wilhelm von Boddien und will Ihnen seine | |
| preußischen Sandsteinornamente zeigen. Daneben lauert Tim Renner und will | |
| Ihnen erklären, warum Berlin das „Rom der Zeitgeschichte“ ist. Als | |
| Monarchin von Welt und Herrscherin über ein ganzes Commonwealth sind Sie | |
| über diese kleingeistigen Perspektiven natürlich erhaben. Darum lassen Sie | |
| die beiden getrost stehen - und halten sich stattdessen an die freundlichen | |
| Menschen von „Berlin Postkolonial“. Die sind sicher hocherfreut, Sie mit | |
| auf einen postkolonialen Stadtspaziergang zu nehmen - von der Mohrenstraße | |
| bis hoch zum Afrikanischen Viertel. Danach werden Sie auf der Höhe des | |
| Diskurses sein. Auf den Schreck können Sie sich ruhig ein feuriges Curry in | |
| einem Restaurant der Mirchi-Kette gönnen. Ist ja nur Gastro-Imperialismus. | |
| ## Tag zwei: | |
| Schluss mit all der Geschichtsschwere, Zeit für einen echt britischen fun | |
| day. Man sagt Ihnen ja nach, Sie seien humorbegabt - auch wenn Sie es nicht | |
| immer zeigen. Da geht es Ihnen ähnlich wie den Berlinern, also: lets go: | |
| Gleich morgens nach dem Adlon-Frühstück rüber zu Madam Tussauds. Checken, | |
| wie gut das eigene Antlitz gelungen ist und wie dämlich Charles und Camilla | |
| mal wieder aus der Wäsche schauen. Dann ein Bierbike mieten und auf den | |
| breiten Prachtstraßen rübergondeln in den Wrangelkiez zu „Hello good pie“. | |
| Commonwealth Day war ja erst gestern, dafür darfs dann heute ein herzhafter | |
| Steak & Guinness Pie sein - „no nasty ingredients, locally sourced, finest | |
| quality“ - verspricht der Koch. Schnell noch ein crazy Outfit in einer | |
| dieser kleinen Boutiquen erworben. Die perfekte Tarnung, um sich incognito | |
| einem Pub Crawl mit lauter lustigen Landsleuten anzuschließen. Lager, | |
| Lager, Lager - und noch ein paar Gin-Cocktails. | |
| ## Tag drei: | |
| Standesgemäßes Hangover-Frühstück. Falls Sie im Adlon nur gesundes Zeug | |
| haben, lassen Sie sich eben von ihrem Chauffeur ins „broken English“ nach | |
| Charlottenburg fahren, deren Black Pudding weckt Tote wieder auf. Danach | |
| gönnen Sie sich eine kleine Landpartie. Am Flugplatz Gatow können Sie | |
| Philip absetzen. Mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr kann der | |
| sich sicher eine Weile beschäftigen. Sie fahren derweil weiter nach Lebus. | |
| Dort züchtet der „Club für britische Hütehunde e. V.“ mit deutscher | |
| Gründlichkeit Welsh Corgis. Nein, nicht nur die Cardiganshire-Variante. | |
| Sondern auch die Pembrokeshiresche. So sweet! Falls Sie sich dann noch | |
| etwas amüsieren wollen, besuchen Sie die Trabrennbahn Karlshorst: | |
| Pferderennen im proletarischen Ambiente. Angenehm: Die Hüte sind hier nicht | |
| so groß, man sieht richtig was. Außerdem kennt Sie hier bestimmt keiner, | |
| jetzt können Sie zocken, was die Zuwendungen ihrer Untertanen hergeben. | |
| Aber lassen Sie noch was übrig, damit Sie Philip aus dem Militärmuseum | |
| abholen lassen können. Schließlich müssen Sie rechtzeitig zurück zum | |
| Brandenburger Tor, um den Massen zu winken. Schauen Sie dabei ruhig ein | |
| bisschen streng, das erwarten die Berliner von einer Königin. Braucht ja | |
| nicht jeder zu wissen, was für eine jolly good time Sie hier hatten. | |
| Our pleasure. | |
| Ihre Berlin-Redaktion | |
| 21 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Nina Apin | |
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