# taz.de -- Kommentar Cannabisfreigabe in Bremen: Die Richtung stimmt | |
> Verkauf in zwei Apotheken – viel Rauch um nichts? Nein, denn Bremens | |
> Beschluss für legalen Cannabiskonsum wird die bundesweite Debatte | |
> befeuern. | |
Bild: BremerInnen über 18 können jetzt durchinhalieren. In den Jugendzimmern … | |
Die Aussicht ist verlockend: Coffeeshops im Bremer Steintorviertel, Klein | |
Amsterdam an der Weser. Soweit aber ist es noch lange nicht: Geht es nach | |
der zukünftigen rot-grünen Koalition in Bremen, wird es Cannabis zukünftig | |
nur in zwei Apotheken legal – wenn überhaupt. Denn dass der Bund einen | |
Modellversuch zur kontrollierten Haschischabgabe genehmigt, darf bezweifelt | |
werden. Und die geplante Entkriminalisierung stößt auf die Grenzen des | |
bundesweit gültigen Strafrechts. Also doch bloß – viel Rauch um nichts? | |
Mitnichten! Der Bremer Vorstoß könnte Folgen haben. Es gibt Themen, die für | |
einen gesellschaftlichen Wandel stehen, der wenig vermeidbar ist, wie lange | |
er auch dauert: Die Homo-Ehe ist so ein Thema, die Cannabis-Legalisierung | |
auch. Beides wird kommen – und beides braucht Zeit. | |
Wie der irische Volksentscheid für die Homo-Ehe, so ist auch der Bremer | |
Beschluss für legalen Cannabiskonsum ein Aufbruchsignal – eines, das weit | |
über Bremen hinausstrahlen wird: Es wird die Debatte in anderen | |
Bundesländern befördern, vor allem aber auch in der SPD, die in dieser | |
Frage gespalten ist. Auch Bremens Sozis wehrten sich lange gegen den ersten | |
konkreten Schritt, um am Ende einzulenken – anders als etwa bei den | |
rot-grünen Koalitionsverhandlungen in Hamburg. | |
Doch die Bremer Offensive löst nicht alle Probleme. Zwar könnte sie | |
Schwarzmarktstrukturen austrocknen helfen, den Weg der Entkriminalisierung | |
der UserInnen aber beschreiten die Koalitionäre nicht bis ans Ende: | |
Cannabis ist eine Schulhof- und Jugenddroge – Erwachsenen den Genuss zu | |
erlauben, sanktioniert weiter den Konsum jener Jugendlichen, die schon | |
strafmündig sind, aber noch nicht volljährig. Es braucht ein bundesweites | |
Konzept, das auf Legalisierung und Prävention setzt, den Jugendschutz aber | |
nicht völlig außer Acht lässt. Bis dahin dürfte es noch dauern. Aber ein | |
erster Schritt ist dank Bremen nun getan. | |
22 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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