Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Eigenes Forschungszentrum: Lego? Reimt sich auf Öko. Also fast.
> Der Spielzeughersteller will nachhaltigere Materialien für seine Produkte
> entwickeln. Die alte Plastiksteine zu recyclen, kommt aber nicht infrage.
Bild: Sollen nachhaltiger werden: Legosteine.
STOCKHOLM taz | Mehr als 60 Milliarden seiner Bauklötze hat der dänische
Spielzeugkonzern Lego 2014 produziert. Dafür wurden 77.000 Tonnen
Plastikrohstoff verbraucht, zum größten Teil der Kunststoff
„Acrylnitril-Butadien-Styrol“ (ABS), der auch für viele
Haushaltsgegenstände genutzt wird.
Mit einem nachhaltigeren Material würde das Unternehmen die Umwelt
erheblich entlasten – und auf der Suche danach soll jetzt ein eigenes
Forschungszentrum zur Entwicklung nachhaltiger Materialien am Konzernsitz
im dänischen Billund helfen.
Wie Lego in der vergangenen Woche mitteilte, sei geplant, dafür eine
Milliarde Kronen – rund 135 Millionen Euro – zu investieren.
Das Lego Sustainable Materials Centre werde das Ziel haben, bis zum Jahre
2030 die Produktion auf die Verwendung nachhaltiger Materialien umzustellen
und so den „ökologischen Fußabdruck“ der Firma deutlich zu verkleinern,
hieß es. Geplant sei, in den kommenden zwei Jahren etwa 100 neue Stellen
vorwiegend für Spezialisten aus der Materialforschung zu schaffen. Deren
Hauptaufgabe wird es laut Lego-Pressesprecher Roar Rude Trangbæk sein,
Materialien zu finden, deren gesamter Produktlebenszyklus den jetzigen
Materialien überlegen ist, was etwa die Achtung der Menschenrechte bei der
Herstellung, die Nutzung fossiler Ressourcen und den Einfluss auf den
Klimawandel angeht.
## Warum kein Recycling?
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die erst im Herbst 2014 einen
Konflikt mit Lego wegen deren umstrittener Zusammenarbeit mit dem Ölkonzern
Shell ausgefochten hatte, reagiert darauf uneingeschränkt positiv. „An
dieser Initiative gibt es rein gar nichts auszusetzen“, sagt Brigitte
Lesanner, die dänische Greenpeace-Kommunikationschefin.
Skeptischer ist Michael Søgaard Jørgensen, Professor am Zentrum für Design
und Innovation der Universität Aalborg. Er gibt zu bedenken, dass allein
die Verwendung von Biokunststoffen nicht automatisch nachhaltiger sei. Auch
Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe würden etwa Fläche
verbrauchen. Jørgensen wundert sich zudem, warum die Firma nicht verstärkt
auf Recycling des jetzt verwendeten Kunststoffs setze: Viele weggeworfene
Lego-Steine landeten heute in Müllverbrennungsanlagen.
Lego-Pressesprecher Trangbæk sagt zwar, dass die Firma bereits jetzt
Ausschuss aus der eigenen Produktion in einem Umfang recycle, der jährlich
rund 75 Millionen Lego-Klötzen entspreche. Doch Plastikrecycling außerhalb
der eigenen Produktionskette komme nicht infrage: Dabei habe die Firma
keine vollständige Kontrolle mehr über Qualität und Produktsicherheit der
Ware, sagt Trangbæk.
Bis Anfang der 1960er Jahre waren die Lego-Klötze übrigens schon einmal aus
einem Biokunststoff hergestellt worden. Dieser hatte sich aber als nicht
ausreichend farbecht, stabil und stoßfest erwiesen. Welches Material die
Klötzchen-Hersteller stattdessen nutzen können, muss nun das neue
Entwicklungszentrum herausfinden.
21 Jun 2015
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Lego
Nachhaltigkeit
Ökologie
Plastik
Spielzeug
Lego
Europaparlament
3-D-Drucker
Plastiktüten
## ARTIKEL ZUM THEMA
EU-Gerichtsurteil zu Lego-Figuren: Bleibt geschützt mit und ohne Noppe
Ein britischer Konkurrent hatte gegen den Markenschutz für die Figuren des
dänischen Spielzeugherstellers Lego geklagt – ohne Erfolg. Ihm bleibt der
Gang zum EuGH.
Mikroplastik im Meer: Weniger Kunststofftüten
Die EU-Mitgliedsstaaten sind künftig verpflichtet, den Verbrauch von
Plastiktüten einzudämmen. Das sieht eine neue EU-Richtlinie vor.
Chinesen drucken Luxusvilla: Lego für Erwachsene
Der Firma WinSun ist es gelungen, mit einem 3D-Drucker eine Villa und ein
fünfstöckiges Wohnhaus herzustellen. Der Clou: Die Füllmasse besteht aus
Bauschutt.
Verbrauch geht zurück: Tüten sind out
Der Verbrauch von Plastiktüten in Deutschland geht zurück. Trotzdem
gelangen jährlich über sechs Milliarden Tüten in den Umlauf. Ein Problem
vor allem für die Meere.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.