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# taz.de -- Bundeszentrale lädt Klimaskeptiker ein: Bühne für den „größt…
> Die staatliche Bundeszentrale für politische Bildung hat einen
> Klimawandel-Leugner eingeladen. Nun gibt es Kritik von Wissenschaftlern
> und Grünen.
Bild: Eisbären stehen Klimaskeptikern skeptisch gegenüber.
BERLIN taz | Es klingt nach einer hochwissenschaftlichen Veranstaltung:
„Energiewende und Klimawandel - Fakten auf dem Prüfstand“ nennt die
Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) ihre [1][Podiumsdiskussion],
die am Montag in Berlin stattfinden soll. Doch ein Klimawissenschaftler war
bei Debatte zunächst nicht vorgesehen.
Stattdessen lud die staatliche Bildungseinrichtung neben einem Vertreter
des Stromkonzerns RWE und dem ehemaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten
Hans-Josef Fell mit Michael Limburg den Vizepräsidenten des Europäischen
Instituts für Klima und Energie (Eike) ein.
Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um ein
wissenschaftliches Institut, sondern um den Verein, indem sich die
deutschen „Klimaskeptiker“ zusammengeschlossen haben - also jene Akteure,
die bestreiten, dass es den Klimawandel gibt oder dass der Mensch dafür
verantwortlich ist.
Ingenieur und AfD-Mitstreiter Limburg ist über die Einladung hoch erfreut
und ruft auf der Eike-Webseite bereits seine Fans zur Unterstützung im
Publikum auf. Bei ernsthaften Klimawissenschaftlern stößt es hingegen auf
scharfe Kritik, dass die BPB diesem Verein, in dem kein einziger
Klimawissenschaftler mitarbeitet und der keine einzige anerkannte
wissenschaftliche Publikation vorzuweisen hat, ein Forum bietet.
## Krude Behauptungen
„Natürlich ist auch der größte Unsinn durch das Recht auf freie
Meinungsäußerung geschützt“, meint etwa Brigitte Knopf, die lange am
Potsdam Institut für Klimafolgenforschung tätig war und derzeit
Generalsekretärin des Mercator Research Instituts in Berlin ist. „Aber die
Bundeszentrale muss sich fragen lassen, ob sie die Verbreitung
wissenschaftlich nicht abgesicherter Thesen wirklich mit ihrem
Bildungsauftrag vereinbaren kann.“
Auch Julia Verlinden, früher am Umweltbundesamt tätig und derzeit
Bundestagsabgeordnete der Grünen, ist es „schleierhaft, wie die
Bundeszentrale für politische Bildung als öffentliche Institution auf die
Idee kommt, mit Herrn Limburg einen Leugner des Klimawandels aufs Podium zu
hieven, er mit kruden Behauptungen statt wissenschaftlich fundierten Fakten
argumentiert“.
Podiumsteilnehmer Hans-Josef Fell verteidigt die Veranstaltung hingegen.
Zwar seien die Klimaskeptiker nicht ernst zu nehmen, sagte er der taz.
„Aber meine Teilnahme wird dazu beitragen, ihre Thesen zu widerlegen.“ Die
BPB weist die Kritik ebenfalls zurück. Auch wenn Klimawandel-Leugner nur
„vereinzelte Stimmen“ seien, sollten sie doch Raum bekommen, teilte die
Pressestelle auf Anfrage mit; dadurch könne „die Meinungsbildung in der
Sache unterstützt werden“. Offenbar als Reaktion auf die Kritik wurde aber
immerhin das Podium erweitert: Nun sollen dort zusätzlich eine Journalistin
und ein echter Klimawissenschaftler sitzen.
17 Jun 2015
## LINKS
[1] http://www.bpb.de/veranstaltungen/format/207157/energiewende-und-klimawandel
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Klima
Klimaskeptiker
Bundeszentrale für politische Bildung
Braunkohle
Spielfilm
Sigmar Gabriel
Schwerpunkt Klimawandel
Bergbau
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