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# taz.de -- Kolumne Fußball im Eishockeyland: Bewanderte Burgerbrater
> Winnipeg ist in Kanada verschrien als langweiliges und hässliches Nest.
> Dabei ist hier während der WM die Stimmung mit am besten.
Bild: Die US-amerikanischen Fans bringen Stimmung nach Winnipeg
Mitten in der Prärie wissen sie, wie man Felder bestellt: In den
Halbzeitpausen wird das Fußballfeld im Stadion von Winnipeg mit einem
Minitraktor bewässert. In der Verwaltungshauptstadt Ottawa hingegen tragen
20 Leute einen Schlauch aufs Feld und bespritzen den Kunstrasen nicht wie
ein Farmer, sondern wie ein Kleingärtner seinen Vorgarten.
Hier, wo die mächtigen Flüsse Assiniboine River und Red River
zusammenfließen, stand einst das Fort Garry der Northwest Company, das
Zentrum des Pelzhandels. Heute spricht man im Rest Kanadas nur verächtlich
von der Stadt in the middle of nowhere und von der windigsten Kreuzung
Nordamerikas.
Jeder Hauptstädter warnt: „Das ist keine Stadt, das ist ein Nest. Hässlich
und langweilig.“ „Nimm dir was zu lesen mit“, rieten mir meine Gastgeber …
Ottawa.
Das aber hinderte die zu Tausenden dem US-Team hinterherreisenden Fans
nicht, letzten Freitag Winnipeg (Cree-Indianisch für „schlammiges Wasser“)
in der hübsch klingenden Prärieprovinz Manitoba (“Engpass des Großen
Geistes“) anzufliegen.
## Echte Frauenfußballversteher
Die Reise hatte sich gelohnt. Abby Wambach tanzte zu AC/DCs Thunderstruck
ins Stadion. Es fiel kein Tor. Gut so, denn die vielen Fans von Hope Solo &
Co hätten das Stadion wohl zum Einstürzen gebrüllt, wäre eines gefallen.
Aber nicht nur die Amis machen den Unterschied zur Stimmung in Ottawa. In
Winnipeg spricht jeder Taxifahrer, jeder Burgerbrater über die
Sturmqualitäten der Nigerianerinnen und die Defensive Kameruns.
Von Jazz verstehen die Winnipegs nicht so viel – auf dem Jazzfestival
spielte am Wochenende keine einzige Jazzband, sondern Elektropop-Acts wie
die Vikings –, vom Fußballverständnis der Winnipegs aber kann Ottawa noch
lernen.
Sollten Sie, liebe Leser, überlegen, zum Achtelfinale nach Ottawa zu
fahren, nehmen Sie sich was zu lesen mit!
15 Jun 2015
## AUTOREN
Doris Akrap
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Fußball
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