| # taz.de -- Verpackungen und Werbelügen: Klarheit und Wahrheit im Tee | |
| > Was drauf steht, muss auch drin sein. Die Lebensmittelindustrie darf | |
| > Verbraucher nicht länger in die Irre führen. | |
| Bild: Was draufsteht, muss auch drin sein? | |
| Aus pädagogischer Sicht kann man diese Entscheidung durchaus bedauern: Der | |
| Europäische Gerichtshof verpflichtet die Lebensmittelkonzerne zu etwas mehr | |
| Klarheit und Wahrheit bei der Anpreisung ihrer Produkte. | |
| Damit nimmt das Gericht im konkreten Fall ambitionierten Eltern die | |
| Möglichkeit, ihren Kindern wichtige Geheimnisse der Marktwirtschaft schon | |
| am Frühstückstisch näherzubringen: dass nur das Kleingedruckte zählt, dass | |
| Werbung Lüge ist, dass Firmen Profit um fast jeden Preis machen, dass | |
| Kinder gut lesen und rechnen lernen sollten – um das Ganze zu durchschauen. | |
| Geradezu köstlich ist der konkrete Fall des Kinder-Früchtetees. Bilder und | |
| Text auf der Verpackung suggerieren, dass er Himbeeren und Vanille enthält. | |
| Aber „Himbeer-Vanille-Geschmack“ bedeutet eben nicht, dass auch Himbeeren | |
| und Vanille drin sind, wie in der kleingedruckten Zutatenliste zugegeben | |
| wird, die glücklicherweise gesetzlich vorgegeben ist. Sondern Aromen, die | |
| aus Holzspänen gewonnen werden. | |
| Am Frühstückstisch könnte nun die Frage auftauchen: Wie genau und warum | |
| macht die Firma das? Und es könnte eine Reihe naturwissenschaftlicher und | |
| ökonomischer Antworten geben. Anschließend würde anhand von Zutatenlisten | |
| gezeigt werden, dass manche Frühstücksflocken mehr Zucker enthalten als | |
| Kekse und dass Nuss-Nougat-Cremes kaum aus Nüssen, sondern eher aus Fett | |
| und Zucker bestehen – wie Schokolade. | |
| Verständlicherweise haben aber nicht alle Eltern ständig Zeit, Lust und | |
| Wissen, die Klugscheißer am Frühstückstisch zu spielen. Und deshalb ist der | |
| Gerichtsentscheid selbstverständlich zu begrüßen, stärkt er doch den | |
| Grundsatz: Was draufsteht, muss auch drin sein. Genug Anlässe, Werbelügen | |
| zu entlarven, wird es leider auch in Zukunft geben. | |
| 4 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Richard Rother | |
| ## TAGS | |
| Werbung | |
| Tee | |
| Lebensmittelindustrie | |
| EuGH | |
| Landwirtschaft | |
| Nabu | |
| Babynahrung | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verpackungen und Werbelügen: Trügerische Bauernhofidylle | |
| Kritik aus unerwarteter Ecke: Der Chef von Deutschlands größtem | |
| Ackerbaukonzern wirft der Lebensmittelbranche mangelnde Transparenz in | |
| ihrer Werbung vor. | |
| Negativpreis des Naturschutzbundes: ExxonMobil ist der „Dino des Jahres“ | |
| Der Umweltverband Nabu wirft ExxonMobil vor, Fracking zu verharmlosen. | |
| Deswegen bekam der Energiekonzern den „Dinosaurier des Jahres“. | |
| Foodwatch kritisiert Hipp: Gesüßtes unter anderem Namen | |
| Nur noch „Kindgerechte“ Produkte? Verbraucherschützer werfen dem Hersteller | |
| von Kindernahrung vor, gezuckerten Tee einfach über eine Tochterfirma | |
| weiter zu verkaufen. | |
| Foodwatch verleiht „Goldenen Windbeutel“: Hipps Zuckertee kriegt Negativpre… | |
| Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat dem Babynahrungs-Hersteller Hipp | |
| für seine zuckerhaltigen Kindertees den „Goldenen Windbeutel“ verliehen. | |
| Hipp wehrt sich gegen die Kritik. |