Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Doku über den NSU: Ersatzfamilie Neonazis
> Die Doku „NSU privat“ beleuchtet das Privatleben des Trios. Sie zeigt
> aber auch Verstrickungen des Nazimilieus in sexuelle Gewaltverbrechen.
Bild: Die Doku zeigt Beate Zschäpe kommunikationsfreudig
Beate Zschäpe [1][schweigt]. Während des gesamten NSU-Prozesses hat sie
noch keine Aussage zu den Tatvorwürfen gemacht. Umso schwieriger ist es für
das Gericht, aber vor allem auch für die Familien der Opfer, die genauen
Motive und Hintergründe der Taten aufzuklären. ZDFinfo begab sich nun auf
die Spurensuche. Mit der Dokumentation „[2][NSU privat. Innenansichten
einer Terrorzelle]“ gewähren die Autoren einen intimen Einblick in die
Psyche und das Leben des NSU-Trios, insbesondere von Beate Zschäpe.
Es ist bereits die zweite Doku, die das Duo Rainer Fromm und Udo Frank über
rechtsextremen Terror gedreht haben. Die Vorgänger-Doku widmete sich der
Frage nach dem Mitwissen des Staates über den „braunen Terror“.
Und nun also die Inneneinsicht in die Terrorzelle. Dafür haben sie
unterschiedliche Stimmen vereint, die an der Aufklärung des Falls beteiligt
sind. Von Opferanwälten, Mitgliedern des NSU-Ausschusses bis hin zu
zahlreichen wissenschaftlichen Experten wie Neurobiologen, Psychiatern oder
Kriminologen. Aber auch ehemalige Weggefährten und Bekannte kommen zu Wort.
Die Stimmenpluralität ist eine Annäherung aus unterschiedlichen
Perspektiven an ein Trio, das jahrelang unbehelligt morden konnte – auch
weil viele wegschauten – und nebenbei ein kleinbürgerliches Leben in einer
Wohngemeinschaft führte. Die Doku arbeitet dabei mit neuen Quellen wie dem
Videomaterial, das aus der ausgebrannten Wohnung in Zwickau sichergestellt
werden konnte.
## Zschäpes Biographie
Das Trio hatte als Vorsichtsmaßnahme vier Videokameras installiert. Sie
zeigen eine kommunikationsfreudige Zschäpe, eine „fürsorgliche Mutter“ �…
eine These des Films –, die sich um die Wäsche und den Haushalt kümmerte.
Damit schuf sie einen unauffälligen Alltag, der auch zur Tarnung gegenüber
der Nachbarschaft diente. Eine Filmsequenz zeigt die beiden Uwes beim
unbeschwerten Nüssesammeln vor dem Haus.
„Was uns so irritiert hat, ist, dass sie sich so sicher gefühlt haben“,
sagt Clemens Binninger, Mitglied des NSU-Bundestagsausschusses. In einer
anderen Aufnahme sieht man, wie die Gäste des Trios die Schuhe ausziehen
müssen. Ordnung muss sein, auch beim NSU.
Die Doku skizziert den biografischen Nährboden Zschäpes, aus dem der
ideologische Nazi-Terrorismus erwuchs. Ihr rumänischer Vater wollte nichts
von ihr wissen, sie wuchs bei ihrer Oma auf, zu ihrer Mutter hatte sie ein
konfliktgeladenes Verhältnis, Frustration und Perspektivlosigkeit prägten
ihre Kindheit.
## Pädophilie und Nazimileu
Eine Ersatzfamilie fand sie schließlich in den zahlreichen und bestens
vernetzten rechtsextremen Gruppierungen wie dem Thüringer Heimatschutz oder
„Blood & Honour“. Und natürlich in Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, an deren
Seite sie sich letztlich politisierte und radikalisierte. Innerhalb dieser
Dreierbeziehung sollte Zschäpe eine Schlüsselposition einnehmen. Sie soll
zur „Seele des Mördertrios“ geworden sein.
Die Doku beleuchtet einen weiteren wichtigen und bislang eher unbekannten
Aspekt: die Verstrickung des Nazimilieus in Pädophilie und sexuelle
Gewaltverbrechen. Zahlreichen Kontaktpersonen des Trios können solche
Straftaten nachgewiesen werden. Bei Beate Zschäpe fanden Ermittler zudem
Hinweise auf kinderpornographische Dateien auf ihrem Rechner.
3 Jun 2015
## LINKS
[1] /Strategie-im-NSU-Prozess/!5009401
[2] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2416654/NSU-privat-Das-Innere-…
## AUTOREN
Matthias Fässler
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Beate Zschäpe
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Rechtsextremismus
Verfassungsschutz
Rechtsextremismus
Anti-Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
NSU-Untersuchungsausschuss in BaWü: „Ja, das Blut-Dings“
Vor dem Stuttgarter Landtag gibt sich ein führendes Mitglied der Schwäbisch
Haller Ku-Klux-Klan-Gruppe weitgehend ahnungslos.
Debatte Strafrecht bei V-Leuten: Spitzel über dem Gesetz
V-Leute sollen künftig sanktionslos Straftaten begehen dürfen. Das ist ein
völlig unnötiger Vertrauensbeweis für die Geheimdienste.
Untersuchungsausschuss zur NSU-Affäre: Beweise nur gegen Gewähr
Die Familie eines toten Zeugen fühlt sich vom Ausschuss in
Baden-Württemberg diffamiert. Ein Vertrag soll die Übergabe von Asservaten
regeln.
UNO-Bericht zu Rassismus in Deutschland: Nachhilfe für Polizisten und Richter
Der Bericht sieht Fremdenfeindlichkeit als gesellschaftliches Problem in
Deutschland. Behörden bräuchten antirassistische Schulungen.
Toter Asylbewerber in Dresden: Verdacht gegen Verdacht
Der Eritreer Khaled Idris Bahray ist tot. Die Polizei macht schwere Fehler.
Und sofort weiß jeder, wer es gewesen sein muss. Rechte wie Linke.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.