| # taz.de -- Kommentar Zentralafrikanische Republik: Unverzeihliches Verhalten d… | |
| > Die Vereinten Nationen schaffen es immer wieder, sich in Misskredit zu | |
| > bringen. Die Tatenlosigkeit im Falle Zentralafrikas ist nicht hinnehmbar. | |
| Bild: Der Skandal sollte aber auch ein überfälliges Schlaglicht auf einen vie… | |
| Die Vereinten Nationen gelten gemeinhin als Inbegriff des Guten. Sie | |
| bringen die Völker der Welt zusammen, um „Duldsamkeit zu üben und als gute | |
| Nachbarn in Frieden miteinander zu leben“, wie es in der UN-Charta heißt. | |
| Wenn überhaupt Militäreinsätze, das ist Konsens in weiten Teilen der | |
| deutschen Politik, dann nur im Rahmen der UNO. | |
| Leider schaffen es die Vereinten Nationen immer wieder, sich selbst in | |
| Misskredit zu bringen. Weil alle Staaten auf dem Papier gleichberechtigt | |
| darin zusammenarbeiten, sind sie ein perfekter Ort für Mauscheleien. Der | |
| einzige strukturelle Unterschied zwischen UNO und Fifa ist der, dass die | |
| UNO viel weniger Geld verteilt, weil sie keine Fernsehrechte zu verkaufen | |
| hat. | |
| Vor einem Jahr begannen UN-Mitarbeiter in der Zentralafrikanischen | |
| Republik, Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs kleiner Kinder durch | |
| französische Soldaten nachzugehen. Seit mindestens einem Dreivierteljahr | |
| liegen ihre Erkenntnisse den zuständigen Stellen vor: in Genf, in New York, | |
| in Paris. [1][Geschehen ist seitdem nichts]. Kein mutmaßlicher Täter wurde | |
| angeklagt oder festgenommen, kein mutmaßliches Opfer geschützt. Der | |
| Einzige, gegen den der UN-Apparat vorgeht, ist jener UN-Mitarbeiter, der | |
| dafür gesorgt hat, den Untersuchungsbericht Ermittlungsbehörden zugänglich | |
| zu machen. | |
| Die französischen Truppen in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui | |
| sind – anders als vielerorts berichtet – keine UN-Blauhelme. Aber sie sind | |
| im Rahmen eines UN-Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung dort | |
| stationiert, und die UN-Mission im Land ist in Ermangelung eines | |
| funktionierenden Staatswesens die zentrale Anlaufstelle für Schutzsuchende. | |
| Das Verhalten der UNO in diesem Fall ist unverzeihlich. | |
| Der Skandal sollte aber auch ein überfälliges Schlaglicht auf einen viel zu | |
| wenig beachteten Umstand lenken: die Tausenden französischen | |
| Eingreiftruppen in Afrika. Sie verweigern sich jeder internationalen | |
| Kontrolle, sie unterwerfen sich auch nicht den Behörden ihres Gastlandes, | |
| sie sind ein Anachronismus aus imperialen Zeiten. Und indem die | |
| UN-Abteilung für Militäreinsätze ("Peacekeeping“) dauerhaft von Franzosen | |
| geleitet wird, ergibt sich ein trautes Zusammenspiel von Paris und New York | |
| – offenbar eben auch, wenn es darum geht, Verbrechen zu decken. Das ist der | |
| grundlegende Skandal hinter diesem Skandal. | |
| 2 Jun 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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