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# taz.de -- Kommentar Fifa-Skandal: Der Ball darf nicht wieder rollen
> Ein Boykott von Turnieren durch die Europäer könnte die Fifa-Festung zum
> Einsturz bringen. Doch die Uefa ist selbst zu sehr in das System
> verstrickt.
Bild: Funktionäre (nicht im Bild: in kurzen Hosen): Uefa und Fifa sind oft seh…
Fifa-Skandale mögen noch so große Erschütterungen erzeugen, einen Sturz von
Sepp Blatter, dem allmächtigen Führer des Weltfußballverbands, kann sich
selbst nach den Ereignissen von Zürich niemand recht vorstellen.
Zum einen mag das an seiner allseits bewunderten Unverwundbarkeit liegen.
Gewisse Begrifflichkeiten sind dem 79-jährigen Schweizer ja völlig fremd.
„Krise? Was ist eine Krise?“, fragte er einst, als sein Verband sich mal
wieder Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah. Zum anderen aber hat das mit
der Harmlosigkeit seiner Gegner zu tun.
Der europäische Verband, der sich nun als letzte moralische Schutzmacht des
Fußballs geriert, titelte auf seiner Homepage: „Uefa zeigt dieser Fifa die
Rote Karte.“ Ähnlich wirkungsvoll hat der Verband auch schon dem Rassismus
einen Platzverweis erteilt. Wer solche Gegner hat, muss um seine Macht
nicht bangen.
Man mag der Uefa zugute halten, dass sie ihre symbolische Handlung mit
handfesteren Forderungen verknüpfte: Die europäischen Funktionäre wollten
die Fifa-Präsidentenwahl verschieben. Sogar einen Boykott zog man in
Erwägung. Die Wiederwahl von Blatter am Freitag würde all das gewiss nicht
verhindern.
Wenn die Uefa wirklich nachhaltige Veränderungen anstrebt, sollte sie die
Gunst der Stunde nutzen. Ein genaueres Studium des Gegners könnte der Uefa
helfen. Als in Brasilien die Furcht vor sozialen Unruhen während der
sündhaft teuren WM groß war, erklärte der erfahrene Blatter gelassen: „Wenn
der Ball rollt, wird das aufhören.“ Er behielt recht.
An diesem Punkt sollte die Uefa ihre Boykottgedanken ansetzen. Der Ball
darf nicht wieder ins Rollen kommen. Ein Boykott der Qualifikation für die
WM 2018 in Russland wäre ein erster Schritt. Auch von der Frauen-WM, die
Anfang Juni in Kanada beginnt, sollten die europäischen Verbände ihre Teams
zurückziehen. Ein derartiges Beben würde die Fifa-Festung zum Einsturz
bringen.
Derartige Erschütterungen liegen indes nicht im Interesse der Uefa. Auch
wenn deren Chef Michel Platini am Donnerstag einen Rückzug der europäischen
Teams nach einer Blatter-Wahl nicht ausschließen wollte. Das ist nicht viel
mehr als PR in eigener Sache. Der Verband ist zu sehr in das System
verstrickt. Als ein zypriotischer Funktionär Schmiergeldzahlungen bei der
Vergabe der EM 2012 anprangerte, saß man die Anschuldigungen aus und
wartete, bis der Ball rollte.
28 May 2015
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Sepp Blatter
Michel Platini
Fifa
Schwerpunkt Korruption
Uefa
Fußball
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WM-Qualifikation
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