# taz.de -- Wahl des Fifa-Chefs nach dem Skandal: Blatters Mehrheit bröckelt | |
> Nach dem Fifa-Skandal beraten die Verbände ihr Verhalten. Der bisherige | |
> Präsident Blatter sagt Termine ab. Die Fußball-Welt hat ihr Urteil schon | |
> gefällt. | |
Bild: Nach den Verhaftungen von Fifa-Funktionären ist unsicher, ob Sepp Blatte… | |
Zürich dpa | Nach den dramatischen Entwicklungen im Fußball-Weltverband mit | |
[1][Festnahmen und Suspendierungen von Top-Funktionären] | |
([2][taz-Kommentar]) steht die Fifa weltweit am Pranger. Eine Mehrheit für | |
Joseph Blatter bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen scheint zumindest | |
nicht mehr garantiert. In mehreren Sitzungen berieten Vertreter | |
verschiedener Konföderationen am Donnerstag über ihre Strategie vor dem für | |
Freitag geplanten Urnengang. Mit Spannung wurde das Treffen der 53 | |
stimmberechtigten Uefa-Mitglieder am frühen Nachmittag in Zürich erwartet. | |
Blatter sagte angesichts der aktuellen Ereignisse alle seine geplanten | |
Auftritt vor der offiziellen Kongress-Eröffnung am Donnerstag (17 Uhr) in | |
einem Zürcher Theater ab. Kritik bekam der Weltverband von mehreren seiner | |
Sponsoren. | |
Die Spitze des europäischen Dachverbandes Uefa hatte sich am Mittwoch in | |
bislang nicht gekannter Deutlichkeit gegen Blatter positioniert und eine | |
Verschiebung des Kongresses samt Wahlen gefordert. Ein Boykott der | |
Veranstaltung im Züricher Hallenstadion wurde als Möglichkeit in Erwägung | |
gezogen. Nach den Fifa-Statuten könnte der Kongress aber auch ohne die | |
europäischen Mitglieder stattfinden. | |
Für ihre harte Linie muss die Uefa-Führung um Präsident Michel Platini und | |
DFB-Chef Wolfgang Niersbach aber bei dem Treffen ohnehin noch eine interne | |
Mehrheit finden. Die Uefa hatte sich schon vor dem Skandal um jahrelange | |
Korruption im nord- und südamerikanischen Fußball als einzige Konföderation | |
zu Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein bekannt. | |
## Die Kontinentalverbände diskutieren | |
Unterstützung bekommen die Blatter-Gegner derweil auch aus anderen | |
Kontinentalverbänden. Nach dpa-Informationen wollen die Vertreter der | |
südamerikanischen Konföderation Conmebol bei internen Gesprächen am | |
Donnerstag ihr Wahlverhalten ernsthaft überdenken. Zudem sollen Gespräche | |
mit Funktionären der Uefa und der Concacaf-Zone aus Nord- und Mittelamerika | |
gesucht werden. | |
Blatter selbst hatte am Mittwoch auf einen öffentlichen Auftritt verzichtet | |
und nur eine schriftliche Stellungnahme abgegeben. Dabei äußerte er sich | |
nicht zu einer möglichen Verschiebung der Präsidentschaftswahl. | |
Die asiatische Konföderation AFC erneuerte am Donnerstag ihr | |
Treuebekenntnis zu Blatter. In einem AFC-Statement hieß es: „Die Asiatische | |
Fußball-Konföderation drückt ihre Enttäuschung und Trauer über die | |
Ereignisse vom Mittwoch in Zürich aus, lehnt eine Verschiebung der | |
Präsidentschaftswahlen am Freitag aber ab.“ Darüber hinaus stehe man zu der | |
Entscheidung, „Fifa-Präsident Joseph S. Blatter zu unterstützen“. Die AFC | |
hat bei der Wahl 46 von 209 Stimmen. Auch Afrika (54 Stimmen) steht | |
offenbar weiter treu zu Blatter. | |
Eine Koalition aus Europa und Südamerika – deren Länder bislang alle 20 | |
WM-Titel seit 1930 gewannen – würde allerdings noch nicht für eine Mehrheit | |
reichen. Beide Konföderationen haben zusammen nur 63 Stimmen. Daher wird | |
offenbar in bilateralen Verhandlungen eine Allianz mit den durch die | |
Enthüllungen der US-Justiz ebenfalls stark belasteten Concacaf-Zone (35 | |
Stimmen) gesucht. Sogar bei einem Dreierpakt müssten noch Einzelstimmen aus | |
Afrika, Asien oder Ozeanien (11) für Al-Hussein gefunden werden, um Blatter | |
gefährlich werden zu können. Vor dem Skandal galt eine satte | |
Zwei-Drittel-Mehrheit für Blatter als sicher. | |
## Mahnende Worte von Sponsoren | |
Concacaf-Chef Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und der frühere | |
Conmebol-Vorsitzende Eugenio Figueredo (Uruguay) gehörten am Mittwoch zu | |
den sieben in Zürich [3][wegen Korruptionsverdacht festgenommenen | |
Funktionären], die daraufhin von der Fifa von allen Fußball-Aktivitäten | |
vorläufig suspendiert wurden. | |
Von ihren Sponsoren bekam die Fifa mahnenden Worte. Das | |
Kreditkartenunternehmen Visa mahnte „rasche und sofortige Maßnahmen“ an, um | |
die Probleme innerhalb der Fifa zu beheben. „Sollte die Fifa dies nicht | |
tun, haben wir sie informiert, dass wir unser Sponsoring neu bewerten | |
würden“, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Der | |
südkoreanische Automobilhersteller Hyundai betonte, dass man die Lage genau | |
beobachten wolle. „Als Unternehmen, für das ethischen Normen und | |
Transparenz den höchsten Stellenwert besitzen, sind wir extrem besorgt über | |
die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen bestimmte | |
Fifa-Führungskräfte.“ | |
Das internationale Presse-Echo fiel für die Fifa und Blatter fatal aus. | |
„Ihre dunklen Geister wird sie so schnell nicht los“, schrieb die „Neue | |
Zürcher Zeitung“. Die New York Times stellte angesichts der Rolle der | |
US-Justiz in dem Skandal süffisant fest: „Die Fifa wollte immer, dass | |
Amerika sich mehr für den Fußball interessiert. Nun, das haben sie jetzt | |
erreicht.“ | |
28 May 2015 | |
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