# taz.de -- Rüstungsgeschäfte im Hamburger Hafen: Exportschlager Munition | |
> Die Zahl der Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen hat sich | |
> verdoppelt. Die Linke fordert weiter eine Beschränkung, die Grünen haben | |
> ihren Protest aufgegeben. | |
Bild: In diesen Containern ruht so manches – unter anderem auch jede Menge Pa… | |
HAMBURG taz | Die Linke lässt nicht locker: Trotz mehrerer erfolgloser | |
Anläufe will sie weiter die Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen | |
stoppen. Die letzte Anfrage der Partei an den Senat zur Zahl der Waffen- | |
und Munitionsexporte, die über Hamburg verschifft wurden, ergab, dass sich | |
der Umfang im Vergleich zum Vorjahresquartal verdoppelt hat. | |
Von Anfang Januar bis Ende April waren es rund 5.600 Tonnen Patronen, die | |
über den Hamburger Hafen umgeschlagen wurden. „Wir finden diese Entwicklung | |
besorgniserregend“, sagt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der | |
Linken. In seiner Kleinen Anfrage an den Senat hat er an die Präambel in | |
der Hamburgischen Verfassung erinnert, der zufolge die Stadt als | |
„Welthafenstadt im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen den Völkern“ | |
sein will. | |
Das sieht zwar der Senat nicht anders, verweist in seiner Antwort auf | |
Dolzers Anfrage aber darauf, dass Rüstungsexporte der „ausschließlichen | |
Kompetenz des Bundes“ unterlägen. Deshalb unterstütze man den Kurs von | |
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einer „restriktiveren | |
Genehmigung von Waffen- und Rüstungsexporten“ sowie mehr Transparenz. | |
Das wiederum ist der Linken zu wenig. Sie will eigene Standards für den | |
Hamburger Hafen setzen und beruft sich dabei auf Bremen, wo die rot-grüne | |
Regierung 2011 das Hafenbetriebsgesetz dahingehend änderte, dass nun | |
Atomtransporte über die Häfen Bremen und Bremerhaven verboten werden | |
können. | |
Ob es eine Rechtsgrundlage für einen Verbot des Umschlags von | |
Rüstungsgütern im Hamburger Hafen gibt, ist unter Experten umstritten. | |
Einige halten es für denkbar, zumindest als Gefahrgut eingestufte Waffen | |
und Munition auszuschließen. Die Stadt könne hier als die für den | |
Katastrophenschutz zuständige Instanz ein Verbot oder zumindest eine | |
Beschränkung aussprechen. Skeptiker sehen dagegen wenig Chancen für lokale | |
Verbote und erinnern an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das 1990 | |
die Erklärung einzelner Gemeinden zu atomwaffenfreien Zonen als ungültig | |
bezeichnete. | |
## Zurückhaltende Regierungspartei | |
Während Grünen-Vorsitzende Katharina Fegebank noch 2014 einen Antrag | |
stellte, mit einem Bremen vergleichbaren Ansatz die Rüstungsexporte | |
restriktiver zu handhaben, zeigen sich die Grünen als Regierungspartei | |
deutlich zurückhaltender. | |
Anjes Tjarks, Vorsitzender und hafenpolitischer Sprecher der | |
Grünen-Bürgerschaftsfraktion, will sich zwar „gemeinsam mit der SPD auf | |
Bundesebene dafür einsetzen, dass die deutschen Rüstungsexporte in | |
Krisenregionen stärker reguliert werden“, von Hamburger Initiativen vor Ort | |
ist jedoch nicht mehr die Rede. Geblieben ist die Forderung nach mehr | |
Transparenz, die auf Initiative der Partei in den Koalitionsvertrag mit der | |
SPD geschrieben wurde. Künftig soll laut Tjarks „regelmäßig darüber | |
berichtet werden, was genau an Waffen und Munition über den Hamburger Hafen | |
verschifft wurde“. | |
Auf Reederseite gibt es bereits Unternehmen, die sich Beschränkungen | |
auferlegt haben. So lehnt Hapag-Lloyd Aufträge für Waffentransporte in | |
Länder wie Saudi-Arabien, die Golfregion oder andere Krisenländer ab. Für | |
Martin Dolzer von der Linken ist eine solche private Initiative zwar „ein | |
kleiner positiver guter Schritt“, grundsätzlich müsste die Frage jedoch auf | |
politischer Ebene geregelt werden. Er setzt auf eine breite | |
gesellschaftliche Diskussion, die letztendlich eine zögerliche Politik zum | |
Handeln bringen wird. | |
17 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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