# taz.de -- Solarförderung: Kürzung soll gestoppt werden | |
> Unions- und FDP-Politiker wollen die vom Kabinett geplante Kürzung der | |
> Solarförderung noch stoppen. Denn die bisherigen Pläne seien | |
> "unausgegoren". | |
Bild: Die Förderung für Solaranlagen auf Äckern sollte eigentlich gekürzt w… | |
Die Regierungspläne zur Kürzung der Solar-Strom-Tarife werden nicht zu | |
halten sein. Nach Informationen der taz wollen Fachpolitiker aus den | |
Regierungsfraktionen die in dieser Woche vom Kabinett verabschiedeten | |
Regelungen so nicht umsetzen. "Es ist sinnvoll, vielleicht weniger stark zu | |
kürzen, statt neue Schlupflöcher zu schaffen", erklärte der | |
FDP-Energiepolitiker Horst Meierhofer. | |
Seit dem Kabinettsbeschluss vom vergangenen Mittwoch hagelt es Kritik auch | |
aus den eigenen Parteien. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer | |
(CDU) kündigte am Freitag eine eigene Bundesratsinitiative an. Die | |
Bundesregierung solle damit aufgefordert werden, die Folgen der | |
beschlossenen Kürzung zu überdenken, sagte Böhmer dem Radiosender MDR Info. | |
"Es ist zwar richtig, die Förderung derjenigen zurückzufahren, die | |
Solarzellen auf ihren Dächern aufstellten", sagte Böhmer. Die Hersteller | |
von Solaranlagen müssten aber stärker unterstützt werden, als die Regierung | |
plant. | |
Die Bundesregierung hatte am Mittwoch beschlossen, dass die Förderung neuer | |
Solaranlagen auf Dächern vom 1. Juli an um weitere 16 Prozent gekürzt | |
werden soll. Nach den zum Jahresanfang in Kraft getretenen Kürzungen um 9 | |
Prozent müssen die Hersteller damit eine Absenkung der Umlage von 25 | |
Prozent hinnehmen. Zudem soll es für Freiflächen auf Ackerland gar keine | |
Förderung mehr geben. | |
"Es ist kontraproduktiv, die Förderung von Solaranlagen zu streichen, die | |
auf Ackerflächen aufgestellt werden", erklärte der FDP-Politiker Horst | |
Meierhofer. Erstens werde so der am günstigsten produzierte Solarstrom aus | |
dem Netz genommen, zweitens den Bauern eine zusätzliche Einnahmequelle | |
geraubt, so der Chef des liberalen Arbeitskreises "Energie". Zudem seien | |
die Pläne zur Tarifanhebung bei Eigenverbrauch des Solarstroms | |
"unausgegoren". Die Regierung will jenen Sonnenstromproduzenten künftig 10 | |
Cent je Kilowattstunde mehr zahlen, die den Strom vom Dach selbst | |
verbrauchen, um so die Netze zu entlasten. Meierhofer: "Solange der | |
Gesetzgeber nicht gleichzeitig das Betreiben von Batterien zur | |
Stromspeicherung vorschreibt, wird das geplante Ziel, das Stromnetz zu | |
entlasten, nicht erreicht". Wenn Produzenten beispielsweise im August - die | |
Sonne scheint da zumeist am intensivsten - in den Urlaub fahren, werde der | |
Strom nicht verbraucht und weiterhin ins Netz eingespeist. "Ich glaube, wir | |
schaffen hier Überförderungstatbestände, die für den weiteren Ausbau der | |
solaren Verstromung in Deutschland nichts bringen", so der Experte. | |
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Umlagetarife festschreibt, wurde | |
vor 10 Jahren ursprünglich von den Fraktionen der SPD und Grünen | |
erarbeitet. Die jetzige Regierung will die Änderungen auch nicht selbst | |
einbringen, sie beschloss lediglich eine "Formulierungshilfe" für die | |
Regierungsfraktionen. Meierhofer: "Wir werden versuchen, unsere Kollegen | |
von der Richtigkeit dieser Argumente zu überzeugen, damit wir eine Mehrheit | |
hinbekommen." 2009 wurden in Deutschland 6,2 Terrawattstunden Solarstrom | |
produziert - was etwa einem Prozent des Stromverbrauchs entspricht. Diese | |
Menge ist gleichbedeutend mit einer Treibhausgas-Minderung von 3,6 | |
Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Pro Haushalt und Monat kostet | |
die Solarförderung derzeit gut 3 Euro. | |
Die geplante Kürzung soll die Verbraucher stark entlasten. Umweltminister | |
Norbert Röttgen (CDU) hatte errechnen lassen, dass künftig nur 3,5 | |
Milliarden Euro jährlich anfallen, die als Umlage für | |
Solarstrom-Produzenten deren Wettbewerbsnachteil gegenüber etwa Kohlestrom | |
wettmachen. "Das sind knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr weniger, die auf | |
diese Änderung zurückzuführen ist", sagte Röttgen. Die Fraktionen der Union | |
und der FDP wollen ihre Änderungsvorschläge noch im März in den Bundestag | |
einbringen. | |
5 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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