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# taz.de -- Mehr Bürokratie in Spanien: Solargesetze für die Banken
> 2009 änderte Spanien seine Solar-Fördertarife: Es wurde bürokratischer.
> Das nützt vor allem Fonds und Banken, der Kleininstallateur kommt nicht
> mehr mit. So kommt es in Deutschland wohl auch.
Bild: Strom aus der Sonne.
Spanien ist das Land der Rekorde. Die größten Solarparks Europas stehen
hier. Die höchste Fotovoltaikanlage weltweit, auf dem 245 Meter hohen
Wolkenkratzer Torre de Cristal ist spanisch, genauso wie die größte
Dachinstallation - 3 Megawatt sind auf dem Verwaltungskomplex der
Teléfonica in Madrid installiert. Doch der Alltag derer, die Solarpanels
auf die Dächer bringen, ist seit der jüngsten Preisreform alles andere als
ermutigend. Die Unternehmer kämpfen gegen die Mühlen der Verwaltung.
Alberto Rabanal ist ein Mann hinter solch einem Rekord. Die höchste Anlage
auf dem Torre de Cristal dominiert die Skyline Madrids. "Die perfekte
Visitenkarte", erklärt Rabanal, Generaldirektor der Spanien-Niederlassung
der portugiesischen Martifer Solar. Martifer hatte den richtigen Riecher.
2008 erlebte Spanien einen Solarboom, der alle Vorhersagen der Regierung
sprengte. Bis September gingen 2.661 Megawatt Leistung ans Netz. Das Gesetz
wurde eiligst zum Jahr 2009 geändert.
Seit 2009 gilt eine jährliches Kontingent von 500 Megawatt, zwei Drittel
davon sind für Dächer reserviert. Die Einspeisevergütung beträgt bei 34
Cent je Kilowattstunde für Anlagen bis 20 Kilowatt Leistung und bei 32 Cent
für größere Anlagen bis zu 2 Megawatt. Für Bodeninstallationen gibt es 32
Cent. Die Vergütung sinkt, je nach gestellten Anträgen, zwischen 10 und 16
Prozent pro Jahr. Die Installationsobergrenze wird im Gegenzug um den
gleichen Prozentsatz angehoben - ein Modell, dass auch in Deutschland
diskutiert wird.
2009 hatten die Betreiber Glück. Zu wenige Installateure hatten rechtzeitig
die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf den Dachsektor verlagert. Erst
bei der letzten Quartalsausschreibung lagen genug Anträge vor, um das
Kontingent für Dachanlagen auszuschöpfen. Die Einspeisevergütung blieb
somit 2009 stabil. Im ersten Quartal 2010 sinkt sie jetzt aber auf 31,17
Cent für Großanlagen. Das Kontingent für kleine Dachanlagen wird bis heute
nicht voll vergeben.
"Das zeigt ein Problem der Regierungspolitik", urteilt Luis Recuero, selbst
Solarunternehmen und Sprecher des spanischen Branchenverbandes Asif in der
Region Castilla-La Mancha. Der Verwaltungsaufwand, um die Genehmigung für
Kleinstanlagen zu erhalten, sei genauso hoch wie der für eine Großanlage.
Das schrecke viele kleine Installateure und Kunden ab.
Ein langer Hindernislauf: Als Erstes ist ein Einspeisevertrag mit der
regionalen Stromgesellschaft nötig. Danach muss mit einem vom
Ingenieursverband geprüften Projektentwurf bei der Gemeindeverwaltung eine
Baugenehmigung beantragt werden. Soll die Anlage auf einem Wohnhaus oder
auf den Dächern eines landwirtschaftlichen Unternehmens errichtet werden,
wird zudem eine Umwidmung von Grund und Boden von "reinem Wohngebiet" oder
"ländlichem Raum" in "Industriegebiet" notwendig.
"Das klingt absurd, aber eine Solaranlage unterliegt den Richtlinien für
industrielles Gewerbe, und ein solches ist nicht überall zulässig",
berichtet Recuero. Damit nicht genug. Die Anlage braucht auch noch den
Segen des Industrieministeriums der autonomen Region, vergleichbar mit
einem deutschen Bundesland. Danach muss eine Sicherheit von 50 Euro pro zu
installierendem Kilowatt hinterlegt werden. Erst jetzt geht es zum
Vorabregister. Wer eingeschrieben wird, hat zwölf Monate Zeit,die Anlage
ans Netz zu bringen. Hält er diese Frist nicht ein, verliert er die
Bürgschaft.
Carlos Gómez, Niederlassungsleiter der deutschen Firma Goldbeck, weiß, wie
es besser geht. "In Deutschland ist das Genehmigungsverfahren so einfach,
dass eine Kleinanlage in einem Monat gebaut werden kann." Während in
Spanien das Geschäft Fonds und Banken richten, seien es in Deutschland
meist Kunden, die auf ihrem eigenen Dach eine Solaranlage installieren.
Noch. Denn wenn die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden, wird es ein
ähnlich bürokratisches Antragsverfahren wie in Spanien geben.
11 Mar 2010
## AUTOREN
R. Wandler
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