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# taz.de -- Solarthermisches Kraftwerk in Andalusien: Sonnenstrom für Tag und …
> Das größte solarthermische Kraftwerk der Welt: "Andasol" soll eine halbe
> Million Menschen mit Strom versorgen - dank moderner Technik auch nachts
> und im Winter.
Bild: Ein Techniker installiert das Absorberrohr an der Parabolrinne in Lacalah…
LACALAHORRA taz "Ich fühle mich wie ein Pionier", sagt Wojciech Borowski.
Der deutsch-polnische Ingenieur ist ein alter Hase und Neuling zugleich. Er
hat in seinem Leben viel mit aufgebaut, von Müllverbrennungsanlagen in den
USA und in Deutschland bis hin zu fossilen Kraftwerken im Irak. Doch was
der 54-Jährige jetzt macht, das reizt ihn wie kaum zuvor: "Andasol 1: das
größte solarthermische Kraftwerk weltweit", sagt Borowski. 50 MW Kapazität
- genug für 180.000 Menschen - hat die Anlage im südspanischen Lacalahorra
zwischen Granada und Almeria. Die Technik stammt von der deutschen Firma
Solar Millennium.
An der Wand hinter Borowskis Schreibtisch hängt ein Plan des zwei
Quadratkilometer großen Solarfelds. Das gesamte Terrain ist schraffiert.
Jede Linie ist eine Kollektorreihe. Jeder der Riesenkollektoren ist 150
Meter lang, 624 Stück stehen dort insgesamt, Reihe an Reihe. Die
Sonnenstrahlen werden in langen Rinnen durch Spiegel gebündelt. In der
Brennlinie der Parabolrinnen verläuft ein Absorberrohr aus Stahl, in dem
Thermoöl fließt, das auf knapp 400 Grad erhitzt wird. Der Absorber wird von
einem Glasrohr umgeben - ein Spezialglas, das sich bei Hitze genauso
ausdehnt wie Stahl. Nur so kann verhindert werden, dass die Rohre im
Einsatz reißen. Die Absorber stammen von der deutschen Firma Schott. Sie
ist neben der israelischen Solel das einzige Unternehmen weltweit, das über
diese Technik verfügt.
Das heiße Öl wird dann ganz konventionell genutzt: Per Wärmeübertragung
wird Dampf erzeugt. Der treibt eine Turbine an, die wiederum Strom liefert.
Was den Ingenieur Borowski begeistert, ist die Computersteuerung, der die
Kollektoren immer zur Sonne blicken läßt.
Lacalahorra hat über 3.000 Sonnenstunden im Jahr. Das ist 80 Prozent mehr
als am sonnenverwöhntesten Flecken Deutschlands, dem Kaiserstuhl bei
Freiburg. Aber auch nachts wird das Parabolrinnenkraftwerk Strom liefern.
Wärmespeicher machen dies möglich: heißes Salz in zwei riesigen Tanks. Dank
dieser Technik kann das Kraftwerk Andasol damit im Hochsommer bis zu 23
Stunden pro Tag Elektrizität liefern. Im Winter werden es immer noch 15
Stunden sein.
"Wir sind sicher, dass es keinen besseren Standort in Spanien gibt",
erklärt Marcello Formica, der Chef der Solar-Millennium-Vertretung in
Madrid. Der junge Finanzfachmann ist zufrieden. 45 Prozent von Andasol 1
sind bereits fertig. Die Einweihung ist für Sommer 2008 vorgesehen. Gleich
nebenan wird ein zweites Gelände planiert, für Andasol 2. Und Andasol 3 ist
in der Ausschreibung. Alle drei Blocks werden jeweils 50 MW Strom liefern.
Noch ist die solarthermische Technik teuer und ohne Subvention nicht
konkurrenzfähig. Genau deshalb fiel die Wahl auf Spanien. Denn ein
Einspeisegesetz nach deutschem Vorbild sichert für die nächsten 25 Jahre
einen Abnahmepreis von 26,93 Cent pro Kilowattstunde. Das ist mehr als
dreimal so viel, wie die Kilowattstunde aus fossilen Brennstoffen am Markt
bringt.
Das Projekt dürfte sich auch wegen einer effizienteren Technik rentieren,
die gerade fertiggetestet wurde: Die neue Parabolrinne ist zehn Prozent
effektiver als das Vorgängermodell. Sie nutzt 94 Prozent des einfallenden
Sonnenlichts. "Wir haben dank der Tests handfeste Daten vorzuweisen",
erklärt Formica. "Die Banken wissen so etwas bei der Kreditvergabe zu
schätzen."
Bislang gelten erneuerbare Energien oft als ungeeignet für die
Grundversorgung, weil sie bei wechselndem Wetter nicht immer gleich viel
Strom erzeugen. Bei Andasol wird das anders sein: "Es ist das erste Mal,
dass wir ein Kraftwerk mit erneuerbarer Energie bauen, das von den
Netzbetreibern voll in die Basisversorgung eingerechnet werden kann", sagt
José Alfonso Nebrera vom spanischen Anlagenbauer Cobra. "Für die Zukunft
planen wir die Kombination der solarthermischen Kraftwerke mit einer
Verbrennungsanlage für Biomasse", sagt er begeistert. Dann wäre ein Betrieb
rund um die Uhr auch in den Monaten mit weniger Sonnenlicht gesichert.
23 Nov 2007
## AUTOREN
Reiner Wandler
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