# taz.de -- Röttgen will kürzen: 15 Prozent weniger Sonne | |
> Umweltminister Röttgen will die Einspeisevergütung für Sonnenstrom | |
> einmalig um 15 Prozent kürzen. Der Branche und der Opposition ist das | |
> deutlich zu viel, Verbraucherschützer wollen mehr. | |
Bild: Angeknabberte Sonne: Sonnefinsternis, gesehen aus Indien. | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen will die Förderung von neuen | |
Solaranlagen ab April deutlich kürzen. Der CDU-Minister kündigte am | |
Mittwoch in Berlin eine 15-prozentige Senkung an. Es gehe darum, einen | |
marktflexiblen Anpassungsmechanismus zu schaffen und eine Überförderung zu | |
vermeiden. Der Gesetzesvorschlag wird nun dem Bundestag vorgelegt. | |
Die Förderung von Solarenergie ist im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) | |
festgeschrieben. Der für 20 Jahre garantierte Abnahmepreise liegt für | |
Solarstrom vom privaten Hausdach derzeit bei gut 39 Cent pro | |
Kilowattstunde. Die Mehrkosten, die gegenüber konventionellem Strom | |
entstehen, werden auf alle Stromkunden umgelegt. Das EEG sieht zudem vor, | |
dass aufgrund wachsender Effizienz der garantierte Strompreis für neue | |
Anlagen jährlich um 9 Prozent sinkt. | |
Zuletzt waren die Preise für Solarmodule stark gesunken. Die | |
Anlagenbetreiber konnten deshalb höhere Renditen einfahren und trieben die | |
Nachfrage nach Anlagen, aber auch die Kosten für die Gesamtförderung in den | |
vergangenen zwei Jahren in die Höhe. Seitdem schwelte ein Streit über die | |
angemessene Förderungshöhe. | |
Nach Gesprächen mit Branchenvertretern will Röttgen nun einmalig die | |
Förderung um 15 Prozent senken. Das Umweltministerium erwartet einen | |
jährlichen Ausbau von 3.000 Megawatt, was knapp doppelt so hoch ist wie die | |
bisherige Zielmarke. Sollte der jährliche Ausbau stärker ausfallen, wird | |
die Förderung weiter gestaffelt sinken. Bei einem geringeren Zuwachs als | |
erwartet sollen die Subventionen nach einem gestaffelten Mechanismus | |
weniger stark gekürzt werden. | |
Wegen des Nutzungskonflikts mit der Landwirtschaft soll hingegen der | |
Anreiz, Solaranlagen auf Ackerflächen zu installieren, verringert werden. | |
Zusätzlich zu der jährlichen Kürzung von 9 Prozent und der jetzigen | |
einmaligen Kürzung von 15 Prozent soll an dieser Stelle die Förderung um 10 | |
Prozent gekürzt werden. Durch die Änderungen wurden die Stromkunden laut | |
Röttgen jährlich um rund eine Milliarde Euro entlastet. | |
Die Opposition kritisiert die Pläne. "Das mögliche Senkungspotenzial ist | |
weit überzogen worden", sagte SPD-Energieexperte Ulrich Kelber. "Es ist zu | |
befürchten, dass dieser Schritt den Zuwachs an erneuerbaren Energien | |
deutlich abbremst." Hans-Josef Fell von den Grünen wirft Röttgen vor, die | |
Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Zukunftsbranche zu verspielen. | |
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) wünscht sich Nachbesserungen. "Ein | |
derart radikaler und plötzlicher Einschnitt beraubt deutsche | |
Solarunternehmen der Geschäftsgrundlage", sagte BSW-Geschäftsführer Carsten | |
Körnig. Die Industrie selbst hatte im Vorfeld eine 5-prozentige Kürzung | |
vorgeschlagen. | |
Verbraucherschützer forderten hingegen sogar eine deutlich stärkere | |
Kürzung, so etwa die Verbraucherzentrale. Aufgrund der hohen | |
Förderungskosten, die von allen Stromkunden getragen werden müssen, wollten | |
die Verbraucherschützer, dass die Solar-Subventionierung um 30 Prozent | |
gesenkt wird. | |
21 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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