# taz.de -- Energetische Sanierung: Bund soll Mietern helfen | |
> Im Konflikt um das Berliner Klimaschutzgesetz soll jetzt eine | |
> Bundesratsinitiative helfen: Wenn der Vermieter weniger Kosten abwälzen | |
> darf, steigen die Kaltmieten nicht so schnell. | |
Bild: Wenn alte Fenster saniert werden, soll der Mieter weniger zahlen müssen. | |
Beim Klimaschutzgesetz wird die Zeit langsam knapp: Die Linkspartei | |
widersprach am Wochenende jedoch Gerüchten, wonach das Gesetz nicht mehr in | |
dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll. Das Klimaschutzgesetz | |
sei nicht auf Eis gelegt, sagte der Fraktionsvorsitzende Udo Wolf auf einer | |
Konferenz der Linkspartei am Samstag. Umweltsenatorin Katrin Lompscher | |
stellte am Rande der Konferenz klar, dass es "nach wie vor das Ziel" sei, | |
das Gesetz in der aktuellen Legislaturperiode zu verabschieden. Einen | |
Ausblick, wann die Vorlage ins Abgeordnetenhaus oder in den Senat | |
eingebracht werden könnte, wollte sie jedoch nicht geben. | |
Am Wochenende hatten verschiedene Zeitungen gemeldet, dass das Gesetz | |
verschoben würde. Hintergrund war eine Aussage des Regierenden | |
Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), man wolle sich Zeit für eine | |
"angemessene Beratung" des Vorschlags nehmen. Ulf Sieberg, Energiereferent | |
beim Berliner Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz | |
Deutschland (BUND), forderte Lompscher auf, das Gesetz in dieser | |
Legislaturperiode zum Abschluss zu bringen: "Sonst gibt das ein | |
Glaubwürdigkeitsproblem." | |
Das Klimaschutzgesetz ist seit der ersten Version aus dem vergangenen Jahr | |
umstritten. Vor allem die SPD befürchtet, dass mit einem steigenden Anteil | |
an energetischen Sanierungen die finanziellen Belastungen für die Mieter | |
zunehmen. Umweltschützer kritisieren dagegen, dass der Entwurf zu viele | |
Ausnahmen enthalte. Der Berliner BUND, Mieterverein und Industrie- und | |
Handelskammer haben Eckpunkte für ein alternatives Gesetz entwickelt. | |
Demnach soll die Stadt in vier Schritten à fünf Jahren energetisch saniert | |
werden. Ein Stufenmodell wird grundsätzlich auch von den | |
Oppositionsfraktionen favorisiert. | |
Die Linkspartei will der Angst vor höheren Kaltmieten nun auf Bundesebene | |
entgegentreten. Der wohnungspolitische Sprecher der Fraktion, Uwe Doering, | |
kündigte an, dass der Senat am Dienstag eine Bundesratsinitiative | |
beschließen wolle, deren Ziel es sei, die Kaltmieten stabiler zu halten. | |
Die Initiative sehe vor, die Modernisierungsumlage von derzeit 11 auf 9 | |
Prozent zu senken. Das würde bedeuten, dass der Anteil der | |
Modernisierungskosten, den der Vermieter jährlich auf den Mieter umlegen | |
darf, leicht sinken würde. In der Vergangenheit hatten auch die Grünen eine | |
solche Senkung gefordert, allerdings im Zusammenhang mit einer Beschränkung | |
auf energetisch wirksame Maßnahmen. Jeder anderen Modernisierung solle der | |
Mieter zustimmen müssen. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Ende September angekündigt, dass | |
Mieter stärker an den Kosten für eine energetische Sanierung beteiligt | |
werden sollten. Wiebke Werner vom Berliner Mieterverein plädierte dafür, | |
die Umlage ganz abzuschaffen. Schließlich erhöhe ein guter energetischer | |
Zustand den Wohnwert und ermögliche eine höhere Miete - die Umlage belaste | |
Mieter also doppelt. | |
11 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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