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# taz.de -- Die Kosten des Klimaschutzes: 93 Cent für die Umwelt
> Energetische Sanierung ist teuer. Mieter kostet sie im Schnitt knapp
> einen Euro pro Quadratmeter, hat der Mieterverein errechnet. Er fordert
> einen Ausgleich für Härtefälle. Grüne plädieren für Reform des
> Mietrechts.
Bild: Für die Mieter kommt es manchmal dicke
Wer über das Klimaschutzgesetz spricht, das noch in dieser
Legislaturperiode verabschiedet werden soll, spricht nicht nur über
Wärmedämmung, neue Fenster und erneuerbare Energien. Sondern auch über
Kosten, die der Vermieter schon jetzt zu einem Teil auf seinen Mieter
umlegen darf. Vor allem in der rot-roten Koalition gibt es Befürchtungen,
dass eine gesetzlich verordnete energetische Sanierung zu flächendeckenden
Mieterhöhungen führt - und zu untragbaren Belastungen für die Mieter.
Dagegen hält der Berliner Mieterverein. Er hat gemeinsam mit dem
Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und
der Industrie und Handelskammer (IHK) die Eckpunkte für ein alternatives
Klimaschutzgesetz entwickelt. Demnach soll die Stadt in vier Schritten à
fünf Jahren energetisch saniert werden.
Um einen Überblick über die zu erwartenden Mieterhöhungen zu bekommen, hat
der Verein Ankündigungen von Modernisierungen ausgewertet, die ihm im Mai
und Juni dieses Jahres zugesandt wurden. Bei einem Mix aus
unterschiedlichen Maßnahmen wie Dämmung, neue Fenster oder eine modernere
Heizung kommt der Verein auf eine durchschnittliche Steigerung von 1,39
Euro monatlich pro Quadratmeter. Teilweise wird darüber hinaus noch eine
Modernisierung durchgeführt, die energetisch nichts bringt und mit weiteren
28 Cent pro Quadratmeter und Monat zu Buche schlägt. Nach Abzug der
Heizkostenersparnis kommt der Verein so auf 93 Cent, die der Bewohner
monatlich und pro Quadratmeter mehr zahlt. Das Forschungsinstituts empirica
kommt in einer Modellrechnung für die Investitionsbank Berlin (IBB) auf 95
Cent. Im Gegenzug lägen die Energieeinsparungen zwischen 51 und 67 Prozent.
Klar ist also: Es wird teurer für die Mieter - zumindest anfangs. "Wie
schnell sich die Sanierung rechnet, hängt von der Entwicklung der
Energiepreise ab, der Zeitspanne, die der Mieter in der Wohnung bleibt und
von der Entwicklung der örtlichen Vergleichsmiete", erklärt der
Geschäftsführer des Mietervereins Reiner Wild. Der Mieterverein fordert
daher eine Härtefallregelung für Mieter und öffentliche Fördermittel für
die Sanierung.
Die Grünen gehen noch einen Schritt weiter: Sie wollen das Mietrecht
ändern, um Bewohner vor Luxussanierungen zu schützen. "Wir wollen die
derzeitige Modernisierungsumlage abschaffen", erklärt Michael Schäfer,
energiepolitischer Sprecher der Fraktion. Der Katalog dessen, was bei einer
Sanierung möglich ist, solle auf Klimaschutzmaßnahmen konzentriert werden.
Allen anderen Maßnahmen solle der Mieter zustimmen müssen.
Egal wie das Klimaschutzgesetz, an dessen vierter Version die
Umweltverwaltung derzeit arbeitet, aussieht: Als Problem sieht Wild auch,
dass die Vermieter bei einer energetischen Sanierung nicht zur
Wirtschaftlichkeit verpflichtet werden können: "Ein und dieselbe Maßnahme
kann ganz unterschiedlich viel kosten." Will also der Besitzer seine
Immobilie entmieten, findet er also auch ohne Klimaschutzgesetz eine
Möglichkeit, die Kosten in die Höhe zu treiben.
8 Oct 2010
## AUTOREN
Svenja Bergt
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