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# taz.de -- Liveticker nach dem Beben in Japan: Gefahr nun auch von Nummer 5
> Militärhubschrauber werfen Wasser auf Unglücks-Reaktor 3. Auch bei
> Reaktor Nummer 5 sinkt der Wasserstand und steigt der Druck. Die Zahl der
> Tsunami-Opfer liegt nun bei über 5.000.
Bild: Soldaten in Fukushima sichten, welche Gebiete radioaktive Strahlung abbek…
7.59 Uhr: Radioaktiver Unfall in Kanada
Aus einem kanadischen Atomkraftwerk sind tausende Liter leicht radioaktiv
verseuchten Wassers in den Ontario-See gelangt. Der Vorfall habe aber nur
"vernachlässigenswerte Auswirkungen auf die Umwelt und keine Auswirkungen
auf die Gesundheit von Menschen", heißt es in einer Erklärung des
Kraftwerksbetreibers Ontario Power. Die Qualität des Trinkwassers in der
Region sei durch den Vorfall nicht betroffen. Auch die kanadische
Atomsicherheitsbehörde teilte mit, das Risiko für Umwelt und Menschen sei
"vernachlässigenswert".
Nach Angaben von Ontario Power gelangten 73.000 Liter Wasser aus dem Akw
Pickering wegen eines Dichtungsproblems an einer Pumpe in den See, der an
der Grenze zwischen Kanada und den USA liegt. Das Wasser enthielt den
Angaben zufolge Spuren von Tritium, einem radioaktiven Material.
7.50 Uhr: Tokio droht erneut großer Stromausfall
In der Großregion Tokio mit mehr als 35 Millionen Menschen ist laut dem
Handelsminister Banri Kaieda erneut ein großflächiger Stromausfall möglich.
Dies könne geschehen, wenn die Stromnachfrage über die des
Donnerstagmorgens steige, sagt Kaieda.
7.31 Uhr: Panikkäufe in China
Die Katastrophe in Japan hat in China Panikkäufe von Salz ausgelöst. Im
Glauben, sich mit dem darin enthaltenen Jod gegen eine mögliche radioaktive
Verstrahlung schützen zu können, kauften viele Chinesen nun verstärkt
Speisesalz, wie Mitarbeiter in Supermärkten und Medien berichteten. Eine
Angestellte der französischen Supermarktkette Carrefour in Shanghai sagte,
schon am frühen Morgen sei Salz ausverkauft gewesen. Binnen einer halber
Stunde nach Öffnung des Geschäftes habe es keines mehr gegeben.
Eine Mitarbeiterin eines Supermarktes in der südchinesischen Stadt
Guangzhou sagte, die Nachfrage nach Salz sei derart gestiegen, dass die
Filiale es nun rationiere. "Jeder Kunde darf nur zwei Packungen kaufen."
Als Maßnahme gegen Jodmangel enthält Speisesalz in China fast immer Jod.
Das chinesische Radio berichtete allerdings, die in Jodsalz enthaltene
Menge sei zu gering, um die Schilddrüse im Ernstfall zu schützen.
6.50 Uhr: Zahl der Opfer liegt bei über 5.000
Die Polizei hat binnen weniger Stunden die Zahl der offiziell registrierten
Todesopfer nach der Naturkatastrophe noch einmal deutlich nach oben
korrigiert. Sie nannte 5.198 Tote. Am Morgen hatte die Zahl der bestätigten
Opfer noch bei knapp 4.400 gelegen.
Mindestens 9.000 Menschen gelten zudem noch als vermisst. Stündlich
schwinden die Chancen, in den vom Beben und den Riesenwellen verwüsteten
Gebieten noch Menschen lebend zu retten. Mit den tausenden Toten erlebt
Japan die größte nationale Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg, als zwei
Atombomben das Land trafen.
6.27 Uhr: Hundt setzt weiter auf Wachstum
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt setzt trotz der Atomkatastrophe in Japan
auf eine positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. "Unsere
Wirtschaft ist im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt."
Wichtig sei, "dass die Tarifpartner weiterhin produktivitätsorientierte
Lohnabschlüsse vereinbaren, die auf die Lage der unterschiedlichen Branchen
und Unternehmen Rücksicht nehmen".
6.13 Uhr: USA will US-Bürger evakuieren
Die US-Regierung ordnete erste Evakuierungen von US-Bürgern aus Japan an
und kündigte an, Flugzeuge zu chartern, um Bürgern zu helfen, die vor den
erhöhten Strahlenwerten in dem asiatischen Land fliehen wollen. Von den
freiwilligen Evakuierungen waren rund 600 Angehörige von Mitarbeitern der
US-Regierung in Tokio und Yokohama betroffen. Zuvor hatte das
US-Außenministerium eine Reisewarnung für ganz Japan herausgegeben und
ihren Bürgern nahe gelegt, das Land zu verlassen. Für Menschen im Süden
Japans bestehe zwar geringere Gefahr, die wechselnden Wetter- und
Windverhältnisse könnten aber in den kommenden Tagen zu einem Anstieg der
radioaktiven Strahlung auch an anderen Orten im Land führen.
5.34 Uhr: Nummer 5 wird zum weiteren Problem-Reaktor
Laut BBC hat ein japanischer Regierungsmitarbeiter zugegeben, dass jetzt
auch der Zustand im Reaktor 5 ein immer größeres Problem wird. Auch hier
würde der Wasserstand im Reaktor sinken und der Druck steigen.
5.19 Uhr: Japan lehnt G7-Hilfe ab
Eine Intervention der sieben führenden Industrieländer (G7) am Devisenmarkt
ist nach Ansicht des japanischen Wirtschaftsministers Kaoru Yosano nicht
nötig. Die Auswirkungen des Jahrhundertbebens auf die Wirtschaft seien
begrenzt, sagte der Minister. "Ich denke nicht, dass Aktien- und
Devisenmärkte in Aufruhr sind", sagte Yosano auf die Frage, ob die
G7-Länder gegen den Anstieg des Yen vorgehen sollten. "Wir hätten gerne
psychologische Unterstützung der G7", sagte er.
5.11 Uhr: Druck im Reaktor 3 steigt wieder
Der Druck im Reaktorblock 3 steigt nach Angaben des AKW-Betreibers Tepco
wieder.
4.43 Uhr: Vorbereitungen für Bodeneinsatz
Die Polizei kündigt an, dass die Armee am Nachmittag damit beginnen wird,
die beschädigten Reaktoren im Atomkraftwerk mit Wasserwerfern abzukühlen.
Anders als vor kurzem noch angegeben ist das Dach des Reaktors 4 bis auf
den Rahmen zerstört. Bislang hatte es geheißen, dass ein Kühleinsatz per
Hubschrauber erschwert sei, weil das Dach noch intakt sei.
Verteidigungsminister Kitazawa kündigte an, dafür elf Wasserfahrzeuge
bereit zu stellen. Wann sie eingesetzt werden, bleibt unklar. Momentan ist
die Strahlung noch zu hoch.
4.24 Uhr: Kühlmanöver aus der Luft
Der Kampf gegen die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins
wird nun aus der Luft geführt: Seit dem frühen Morgen (Ortszeit) werfen
zwei Armee-Hubschrauber Tonnen von Wasser über dem Reaktor 3 ab. Zusätzlich
gehen Wasserwerfer in Stellung.
Jeder der Hubschrauber kann Angaben des Fernsehsenders NHK zufolge 7,5
Tonnen Wasser fassen. Die Helikopter durften aber nicht über dem Kraftwerk
kreisen, sondern müssen wegen der gefährlichen radioaktiven Strahlen im
Vorbeifliegen Wasser ablassen. Viermal ergoss sich ein riesiger Schwall
über den Block 3, dessen Dach bei einer Explosion abgerissen worden war.
Fraglich bleibt, wie zielgenau sie treffen.
Die Helikopter sind nach nach Angaben von NHK mit einer Bleiplatte am Boden
verstärkt, mit der die Besatzung vor radioaktiver Strahlung geschützt
werden soll.
Zuletzt ist eine Strahlung von 4,13 Millisievert pro Stunde gemessen
worden.
3.04 Uhr: Immer mehr Menschen fliehen
In der Präfektur Fukushima verlassen immer mehr Menschen ihre Häuser und
bringen sich in Sicherheit. Wie der Fernsehsender NHK berichtet, fliehen
derzeit weitere 28 000 Menschen vor der Gefahr radioaktiver Verstrahlung.
Weiter im Nordosten kämpfen die Menschen unterdessen gegen bittere Kälte.
Benzin und Nahrungsmittel werden immer knapper.
Viele Notunterkünfte in der Region seien aber schon überfüllt und könnten
keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen, berichtet NHK weiter. Deshalb müssen
viele Menschen jetzt auch auf umliegende Präfekturen ausweichen.
In den Präfekturen Yamagata und Tochigi seien nun Experten damit
beschäftigt, Menschen aus Fukushima auf Radioaktivität zu überprüfen und
medizinisch zu versorgen.
Auch im Großraum Tokio mit rund 35 Millionen Einwohnern werden die Menschen
zunehmend nervös. Vor allem Familien und Ausländer machen sich auf den Weg
in den Süden oder verlassen das Land.
2.48 Uhr: Yen steigt auf Rekordhoch
Die japanische Währung Yen ist gegenüber dem Dollar auf den höchsten Wert
seit dem Zweiten Weltkrieg gestiegen. An der New Yorker Börse kostete ein
Dollar am Mittwoch (21.40 Uhr MEZ) 79,78 Yen, während es am Dienstag etwa
um die gleiche Zeit noch 113,01 Yen gewesen waren. Auch auf den aisatischen
Märkten stieg der Wert des Yen gegenüber der US-Währung.
Japanische Investoren, die den Yen in ausländischen Fonds angelegt hatten,
holen offensichtlich das Geld zurück, um es für die Finanzierung des
Wiederaufbaus in Japan einzusetzen. Deswegen kaufen Händler massiv Yen ein,
um dem Anstieg des Wertes zuvorzukommen. Dadurch verteuert sich die
Währung. Aber auch Spekulanten mischen derzeit heftig mit.
2.12 Uhr: Hubschrauber bespritzen Reaktor mit Wasser
Am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins hat ein Kühlversuch aus der
Luft begonnen. Der Fernsehsender NHK zeigte am Donnerstagmorgen (Ortszeit),
wie zwei Hubschrauber über den Anlagen kreisten und Wasser über dem Reaktor
3 abwarfen.
Jeder der Hubschrauber kann Angaben des Fernsehsenders zufolge 7,5 Tonnen
Wasser fassen. Mehrmals ergoss sich ein riesiger Schwall über den Block 3,
dessen Dach bei einer Explosion abgerissen worden war.
Das Kühlwasser aus der Luft soll die Temperatur im Kraftwerksinnern senken.
Die Brennelemente dort enthalten auch hochgiftiges Plutonium und liegen
teilweise frei. Militär-Hubschrauber haben damit begonnen, das AKW
Fukushima mit Wasser zu besprühen.
Zuvor waren die Arbeiten zur Kühlung der Brennstäbe wegen zu hoher
Strahlenbelastung vorübergehend unterbrochen worden.
2.06 Uhr: Brennstäbe von Reaktor 4 liegen frei
Nach Einschätzung der US-Atomregulierungsbehörde NRC befindet sich
Abklingbecken des Reaktors 4 so gut wie kein Wasser mehr. Damit liegen die
Brennstäbe komplett frei. NRC-Direktor Gregory Jaczko geht davon aus, dass
das Abklingbecken defekt und das Wasser abgelaufen ist. "Wir glauben, dass
die Strahlenbelastung extrem hoch ist", sagte Jaczko. Dies wiederum könnte
die Arbeit zur Eindämmung der Krise behindern. Er plädierte dafür, den
Radius der Evakuierungszone von derzeit 30 auf 80 Kilometer auszuweiten.
Japans Behörden dementierten sogleich diese Darstellung. Jaczko hingegen
beteuert, dass er die Informationen von seinen Mitarbeitern aus Tokio
bekommen habe, die mit japanischen Kollegen in Kontakt stünden.
1.41 Uhr: Nikkei stürzt erneut ab
Die Stimmung an der japanischen Börse bleibt nervös. Zum Handelsstart am
Donnerstag - dem vierten Handelstag nach der Naturkatastrophe - verlor der
Nikkei für 225 führende Werte nach der ersten halbe Stunde 4,36 Prozent und
notierte mit einem Verlust von 396,89 Punkten bei 8696,83 Zählern. Dabei
hatte sich der Nikkei am Vortag merklich erholt.
Die japanische Notenbank reagierte erneut mit gigantischen Finanzspritzen.
Sie stellte den Banken fünf Billionen Yen (etwa 45 Milliarden Euro)
kurzfristige Notfall-Liquidität zur Verfügung. Bereits in den Tagen zuvor
hatte die Notenbank Dutzende Milliarden Euro zur Beruhigung der
Finanzmärkte in das Bankensystem gepumpt.
1.31 Uhr: Opferzahlen steigen weiter
Die Zahl der offiziell registrierten Todesopfer nach der Naturkatastrophe
in Japan steigt ebenso wie die Zahl der Vermissten weiter. Insgesamt 4377
Tote hat die Polizei inzwischen verzeichnet, berichtet der japanische
Fernsehsender NHK am Mittwochmorgen (Ortszeit). Zusammen mit den Vermissten
ergebe sich inzwischen sogar die Zahl von 13 400 Opfern. Stündlich
schwinden die Chancen, in den vom Beben und den Riesenwellen verwüsteten
Gebieten noch Menschen lebend zu retten. Mit den tausenden Toten erlebt
Japan die größte nationale Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg, als zwei
Atombomben das Land trafen.
0.41 Uhr: Lage in japanischen Notlagern wird immer angespannter
Bei winterlichen Temperaturen wird die Lage für die betroffenen Menschen in
den Katastrophengebieten immer unerträglicher. In einer Grundschule in der
Stadt Sendai entfachten die dort untergebrachten Menschen im Morgengrauen
mit Holzscheiten Feuer unter Fässern, um heißes Wasser zuzubereiten. Die
Fensterscheiben sind im Inneren des Gebäudes vereist. Die Menschen
versuchen sich mit Decken warm zu halten. "Die Gasvorräte gehen zu Ende",
sagte ein Reporter des japanischen Fernsehens. An den Wassertanks bildeten
sich Schlangen geduldig wartender Menschen. Auch Benzin an den wenigen noch
geöffneten Tankstellen geht aus.
0.18 Uhr: Bundesregierung empfiehlt Deutschen: Tokio verlassen
Die Bundesregierung hat die rund 1000 verbliebenen Deutschen im Großraum
Tokio wiederholt dazu geraten, sich im Süden Japans in Sicherheit zu
bringen oder ins Ausland zu reisen. Es handle sich um eine „erhebliche
Aktualisierung“ der Reisehinweise für Japan, betonte ein Sprecher des
Auswärtigen Amtes. Zwar steht das Wetter im Moment günstig, weshalb der
Wind die Radioaktivität derzeit noch auf das Meer hinaustreibt. Aber die
Situation rund um den Krisenreaktor Fukushima wird immer dramatischer. Und
der Wind könnte jederzeit drehen. Viele Deutsche Firmen haben ihre
Vertretungen inzwischen ins südliche Osaka verlegt. Frankreich rät
inzwischen ganz von Reisen nach Japan ab.
23.45 Uhr: G7-Finanzminister wollen über Hilfe beraten
Die Finanzminister der Gruppe der sieben führenden Industrieländer (G7)
wollen Kreisen zufolge am Donnerstag in einer Konferenzschaltung über Hilfe
für Japan beraten. Wie aus G7-Kreisen verlautete, wollen die Finanzminister
über Maßnahmen sprechen, wie der Inselstaat nach dem verheerenden Erdbeben
bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen unterstützt werden kann. Ob
die Finanzminister und Zentralbanker auch über eine Intervention am
japanischen Devisenmarkt diskutieren wollen blieb zunächst unklar.
Im Gespräch waren zuletzt in den Medien verschiedene Wege, um der
drittgrößten Volkswirtschaft finanziell zu helfen. Die Rede war vom Ankauf
japanischer Anlehen wie auch von koordinierte Interventionen der
Notenbanken an den Devisenmärkten mit dem Ziel eines niedrigeren
Yen-Kurses. Das könnte japanischen Exporten in dieser für das Land extrem
schwierigen Situation helfen. Spekuliert wurde auch, ob die Europäische
Zentralbank (EZB) wegen Japan auf ihre bereits signalisierte
Leitzinserhöhung verzichten könnte.
23.23 Uhr: Tepco will Stromversorgung wiederherstellen
Techniker des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima wollen am
Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit der Wiederherstellung der Stromversorgung
beginnen. Man versuche, eine neue Stromleitung zu legen, so dass die
Kühlung wieder in Betrieb genommen werden könne, zitierte der staatliche
Sender NHK einen Sprecher des Kraftwerksbetreibers Tepco auf seiner
Internetseite. Die Stromversorgung in Fukushima war als Folge des
verheerenden Erdbebens vom Freitag zusammengebrochen. Am Mittwoch sei eine
Reparatur der Stromversorgung an der hohen Strahlung auf dem
Kraftwerksgelände gescheitert, hieß es in dem Bericht.
22.55 Uhr: Gouverneur kritisiert Evakuierung
Der Gouverneur der Region Fukushima hat die Organisation der Evakuierungen
kritisiert. Yuhei Sato sagte laut BBC, die Menschen aus Fukushima hätten
ihre Grenze der Angst und Sorge erreicht.
22.25 Uhr: Evakuierung ausgeweitet
Die Evakuierung der Gegend um das japanische Atomkraftwerk Fukushima I wird
nach Informationen des Fernsehsenders NHK ausgeweitet. Wegen der Gefahr
radioaktiver Verstrahlung müssten weitere 28.000 Menschen in der Präfektur
Fukushima ihre Häuser verlassen, meldete der Sender am Donnerstag
(Ortszeit). Viele Notunterkünfte in der Region seien aber schon zu
überfüllt, um neue Atom-Flüchtlinge aufzunehmen. Deshalb würden die
Menschen jetzt auch auf umliegende Präfekturen verteilt.
22.23 Uhr: Neckarwestheim I und Philippsburg I gehen noch heute Nacht vom
Netz
Der Energieversorger EnBW nimmt die Reaktoren Neckarwestheim I und
Philippsburg I noch in der Nacht zum Donnerstag vom Netz. Damit folge das
Unternehmen Anordnungen des Umweltministeriums Baden-Württemberg, teilte es
am Mittwochabend in Karlsruhe mit. Der Betriebszustand der Meiler sei nach
dem Herunterfahren vergleichbar mit dem während einer Revision.
22.20 Uhr: Wall Street erschüttert
Die Angst vor einem Super-GAU in Japan hat am Mittwoch erneut die Wall
Street erschüttert. Der Dow-Jones-Index der 30 führenden Industriewerte
fiel laut vorläufigen Berechnungen um 242 Punkte oder zwei Prozent auf
11.613 Zähler. Es war der stärkste Einbruch seit August vergangenen Jahres.
Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 51 Punkte oder 1,9 Prozent und
schloss bei 2.617 Zählern.
22.00 Uhr: Am Freitag droht radioaktive Verseuchung, sagt französischer
Experte
Spätestens am Freitag droht im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I nach
Einschätzung französischer Atomexperten eine nukleare Verseuchung größeren
Ausmaßes. Die Stunden bis dahin sind nach Darstellung der Fachleute
entscheidend für die Kühlung der abgebrannten Brennelemente im Reaktor 4.
Gelinge es nicht, das Abklingbecken bis dahin wieder aufzufüllen, werde
eine "sehr bedeutende" Verseuchung die Folge sein, erklärte der Direktor
für Anlagensicherheit beim Institut für Strahlenschutz und
Nuklearsicherheit (IRSN), Thierry Charles, am Mittwoch in Paris nach
Angaben der Agentur AFP.
"In den nächsten 48 Stunden entscheidet es sich", sagte Charles vor
Journalisten. Bis dort alle gebrauchten, aber noch stark radioaktiven
Brennelemente vollständig aus dem Wasser ragen, dürften ein Tag oder zwei
vergehen. Danach würde der radioaktive Ausstoß auftreten, erläuterte er
weiter. "Das birgt aus zwei Gründen ein hohes Risiko: Dieser Ausstoß wird
sehr bedeutend sein, und vor allem wird dieses Becken - das praktisch offen
daliegt - anschließend den Zutritt zu diesem Gelände verbieten", sagte der
IRSN-Experte.
21.00 Uhr: Neue Stromleitung fast fertig
Im Kampf gegen den Super-Gau keimt in Japan neue Hoffnung: Die
Betreiberfirma des in eine schwere Krise geratenen Atomkraftwerks Fukushima
1 teilte am Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit, dass eine zur
Wiederherstellung der Kühlsysteme benötigte Stromleitung fast fertig sei.
Die Leitung solle "so schnell wie möglich" in Betrieb genommen werden,
sagte ein Sprecher des Kraftwerkbetreibers Tokyo Electric Power Co.
(Tepco), Naoki Tsunoda.
20.00 Uhr: USA bauen Überwachungssystem aus
Die USA bauen aus Sorge vor einer möglichen Strahlenbelastung aus Japan ihr
Überwachungssystem aus. Im Westen der USA sowie im Pazifik sollten weitere
Strahlungsmonitore aufgestellt werden, kündigte die Umweltbehörde EPA am
Mittwoch an. Die EPA überwacht die Radioaktivität in der Region bereits im
Rahmen ihres sogenannten RadNet-Systems, das die Belastung in der Luft, im
Trinkwasser sowie in Milch und Regen misst.
Die Daten der neuen Monitore können auf der Website der EPA eingesehen
werden, wie die Behörde mitteilte. Die Geräte sollen in den
US-Küstenstaaten sowie auf Hawaii, Guam und Amerikanisch-Samoa installiert
werden. Die US-Atomsicherheitsbehörde NRC erwartet nach eigenen Angaben
nicht, dass eine schädliche Menge Radioaktivität aus Japan die USA
erreichen könnte.
19.47 Uhr: Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 gehen vom Netz
Das Umweltministerium in Baden-Württemberg hat am Mittwochabend angeordnet,
die Kernkraftwerke Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 vom Netz zu nehmen.
Damit werde das von der Bundesregierung beschlossene Moratorium umgesetzt,
wonach die bundesweit sieben ältesten Atomkraftwerke für drei Monate ihren
Betrieb einstellen, teilte die Behörde am Abend mit. Die Regierung hatte
damit auf die Atomkatastrophe im japanischen Meiler Fukushima reagiert. Der
Betreiber der beiden baden-württembergischen Kernkraftwerke, der
Energiekonzern EnBW, kann gegen die Anordnung innerhalb eines Monats nach
Zustellung klagen.
Begründet wird der Schritt damit, dass nach dem Atomgesetz ein
Gefahrenverdacht vorliege, der eine einstweilige Betriebseinstellung
rechtfertige. Ein derartiger Verdacht sei bereits dann gegeben, wenn sich
wegen begründeter Unsicherheiten im Rahmen der Risikovorsorge
Schadensmöglichkeiten nicht völlig ausschließen ließen.
19.45 Uhr: Merkel nimmt morgen Stellung
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt am Donnerstag (09.00 Uhr) in
einer Regierungserklärung Stellung zur Erdbebenkatastrophe in Japan und den
Konsequenzen für die deutsche Atompolitik. Die Regierung will die sieben
ältesten Meiler während eines dreimonatigen Moratoriums abschalten, die
Opposition kritisiert das als unzureichend. SPD, Linke und Grüne verlangen,
die sieben ältesten Meiler und das Akw Krümmel dauerhaft stillzulegen.
19.30 Uhr: US-Soldaten müssen Abstand halten
Die US-Soldaten im Rettungseinsatz in Japan sind angewiesen worden,
mindestens 80 Kilometer Abstand vom Atomkraftwerk Fukushima I zu halten.
Das teilte das Verteidigungsministerium in Washington am Mittwoch mit.
Außerdem würden die Truppen vor Einsätzen in möglicherweise belasteten
Gebieten mit Strahlenschutz-Medikamenten versorgt.
Derzeit halten sich 17.000 Soldaten der US-Marine an Bord von 14 Schiffen
vor der Küste Japans auf, wie Pentagon-Sprecher Oberst Dave Lapan sagte.
Wie viele Soldaten von anderen Einheiten der US-Streitkräfte darüber hinaus
an dem Hilfseinsatz beteiligt sind, konnte er nicht sagen.
19.15 Uhr: Kein Wasser mehr in Reaktor 4
Im Abklingbecken des Reaktors Vier befindet sich nach Angaben der
US-Atomregulierungsbehörde NRC kein Wasser mehr. Die Radioaktivität sei
extrem hoch.
18.50 Uhr: Drohne der US-Luftwaffe soll Einblick in Reaktoren bringen
Ein unbemanntes Flugzeug des US-Militärs soll mit seinen hochauflösenden
Kameras an diesem Donnerstag mehr Klarheit über das Innere der havarierten
Atomreaktoren in Fukushima bringen. Das berichtete die japanische
Nachrichtenagentur Kyodo am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit). Die Drohne
Global Hawk hat zudem Wärmebildkameras an Bord. Seit dem schweren Erdbeben
und Tsunami vom Freitag kämpft Japan an den schwer beschädigten Reaktoren
des Atomkraftwerks Fukushima gegen mögliche Kernschmelzen.
Hohe Strahlung und böiger Wind hatten am Mittwoch den Einsatz von
Hubschraubern verhindert, die mit Wasser von oben die Reaktorblöcke 3 und 4
kühlen sollten. Beide Meiler sind durch Feuer und Explosionen teilweise
zerstört. Der Einsatz war angeordnet worden, um die Brennstäbe mit
Meerwasser und Borsäure zu kühlen. Alternativ prüften die Behörden den
Einsatz von Wasserwerfern. Mit den Löschkanonen könnte das Innere der
Meiler bewässert werden. Die Fahrzeuge wurden am späten Mittwochabend
(Ortszeit) in Fukushima in Stellung gebracht.
18.30 Uhr: EU-Staaten sollen Lebensmittel aus Japan kontrollieren
Die EU hat die 27 Mitgliedstaaten aufgefordert, aus Japan eingeführte
Lebensmittel auf mögliche Strahlenbelastung hin zu untersuchen. Das
bestätigte der Sprecher von EU-Gesundheits- und Verbraucherkommissar John
Dalli am Mittwoch in Brüssel.
Wie Diplomaten berichteten, habe es über das europäische Schnellwarnsystem
für Nahrungs- und Futtermittel (RASSF) eine entsprechende Mitteilung an die
EU-Länder gegeben. Mögliche Funde sollen an das System zurückgemeldet
werden.
18.15 Uhr: Mehr als 4.300 Tote
Die Zahl registrierter Todesopfer nach dem verheerenden Erdbeben und
Tsunami in Japan ist am Mittwoch weiter gestiegen. Die Polizei bestätigte
den Tod von 4312 Menschen in zwölf Präfekturen, wie die japanische
Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Um Mitternacht (Ortszeit) waren offiziell
noch 8606 Menschen in sechs Verwaltungsbezirken vermisst gemeldet.
17.05 Uhr: Oettinger befürchtet "katastrophale Entwicklungen" in den
kommenden Stunden
EU-Energiekommissar Günther Oettinger befürchtet in den nächsten Stunden
"weitere katastrophale Entwicklungen" in den japanischen Unglücksreaktoren.
Das Kraftwerk Fukushima sei "außerhalb einer fachmännischen Kontrolle",
sagte der deutsche Kommissar am Mittwoch vor einem EU-Parlamentsausschuss
in Brüssel. Die Kühlung funktioniere nicht und zum Teil seien Brennelemente
freiliegend. "Ich bin mir sicher, dass wir noch nicht am Ende dieser
tragischen und weitreichenden Katastrophe angelangt sind", sagte Oettinger.
Für die Menschen auf der Insel bestehe "sicherlich eine Gefahr für Leib und
Leben".
16.55 Uhr: Chef der IAEA: Lage "sehr ernst"
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, hat die
Situation in Fukushima Eins als "sehr ernst" bezeichnet. Er werde so
schnell wie möglich selbst nach Japan fliegen und danach eine Sondersitzung
des Gouverneursrats einberufen, sagte der Japaner am Mittwoch in Wien.
16.44 Uhr: USA senden Messgeräte
US-Energieminister Steven Chu teilte laut BBC mit, die USA senden
Ausrüstung zur Messung radioaktiver Strahlung am Boden und 39 Mitarbeiter
zur Unterstützung nach Japan.
16.30 Uhr: Behörden sind besorgt über Lage in Fukushima I
Japanische Behörden haben der Internationalen Atomenergiebehörde ihre
Sorgen über den Zustand der Reaktoren 3 und 4 im AKW Fukushima I
mitgeteilt. Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte am Mittwoch, dass
die Selbstverteidigungsarmee sich darauf vorbereiten, Reaktor 4 und
gegebenfalls auch Reaktor 3 mit Wasser zu bespritzen. Zuvor müsste
eventuell Schutt, der bei der [1][Explosion gestern] entstanden ist,
entfernt werden, teilte die IAEA mit.
15.48 Uhr: Venezuela stoppt Atomausbau
Venezuelas Präsident Hugo Chavez hat angesichts des drohenden Super-GAU in
Japan den geplanten Ausbau der Atomanlagen gestoppt. Ein russisches
Unternehmen hatteursprünglich den Auftrag, die Energiegewinnung aus
Kernkraftwerken in den kommenden zehn Jahren auszubauen, berichtet die BBC.
15.45 Uhr: EU sichert Hilfe zu
Die Europäische Union ist bereit, Japan auch im Kampf gegen atomare
Gefahren zu helfen. Dies sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso
am Mittwoch vor dem Euroapparlament in Brüssel. "Wir sind auch bereit,
weitere und gezielte Hilfe hinsichtlich der Lage in den Atomkraftwerken zu
leisten, sofern wir darum gebeten werden", sagte er.
Man werde nach Angaben eines Kommissionssprechers vor allem Decken,
Matratzen, Wasserflaschen und Wassertanks schicken. Eine Gruppe von zehn
Experten stehe bereit, um nach Japan zu reisen und dort die
EU-Hilfeleistung zu koordinieren. Diese sollten von einem Team begleitet
werden, das für den Schutz vor radioaktiver Strahlung sorgen und damit die
Bewegungsfreiheit der Experten sicherstellen könne. Die Hilfsgüter sollten
vom japanischen Roten Kreuz verteilt werden.
15.17 Uhr: Schneeschauer erschweren Rettungsarbeiten
Im Nordosten Japans erschweren Schneeschauer die Rettungsarbeiten. Das
Gebiet um die Stadt Sendai war besonders stark von dem Tsunami getroffen
worden, der am Freitag den Nordosten Japans heimsuchte. Rettungskräfte
kämpfen sich mühsam durch die überflutete Einöde, in der vorige Woche noch
Häuser und Fabriken standen. Sie suchen weiter nach Überlebenden, obwohl
die Chancen mit jeder Minute sinken.
Als sei die Lage nicht schon schlimm genug liegen die Temperaturen unter
dem Gefrierpunkt. Die Feuerwehr hat ihre Arbeit eingestellt. Die
Brandbekämpfer befürchten, wegen der starken Schneefälle nicht zur
Feuerwache zurückkehren zu können. "Wir können gerade mal 40 Meter weit
gucken", beschreibt ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Wetterlage.
15.14 Uhr: In Tokio ist es ruhig
Die Straßen Tokios sind leer, viele Büros und Schulen geschlossen. "Es ist
wie Sonntag", sagt der 62-jährige Taxifahrer Kazushi Arisawa. Aus Angst vor
radioaktiver Verseuchung bleiben immer mehr Menschen zu Hause. Sie
fürchten, dass der Wind Strahlung vom 240 Kilometer entfernten
Katastrophen-Kraftwerk Fukushima nach Tokio weht. Die starken Böen der
vergangenen Tage haben die Angst noch verstärkt. Die ständigen
Stromausfälle und der ausgedünnte Fahrplan der Bahn tun ein Übriges. Grund
sind die Energieausfälle infolge der Atomkatastrophe nach Erdbeben und
Tsunami. Viele Firmen haben ihren Mitarbeitern empfohlen, daheim zu
bleiben. Deshalb herrscht zur Mittagszeit in den sonst brechend vollen
Sushi- und Nudel-Restaurants gähnende Leere.
In Elektroläden gehen die Vorräte an tragbaren Geigerzählern zu Ende. Auch
andere Geschäfte werden leergekauft, da Menschen sich mit Lebensmitteln,
Milch und den Dingen des täglichen Lebens eindecken. Wer es sich leisten
kann, versucht in andere Städte oder gleich ins Ausland zu kommen.
14.50 Uhr: Deutschland prüft Hilfe für Japan
Das Bundesverteidigungsministerium hat nach Worten eines Sprechers eine
Vorprüfung eingeleitet, welche Kapazitäten zur Hilfe bei atomaren
Katastrophen zur Verfügung gestellt werden könnten. Noch gebe es aber keine
Anfrage aus Japan und konkrete Angebote wären verfrüht, sagte der
Ministeriumssprecher.
Regierungssprecher Steffen Seibert ergänzte, ein Hilfsersuchen Japans sei
an die Europäische Union gerichtet worden. Es gehe um Sachmittel wie
Wassertanks, Decken oder Matratzen. Die EU wolle sich im Lauf des Tages
darüber abstimmen.
14.49 Uhr: Bundesregierung rät Deutschen Tokio zu verlassen
Wegen der Atomkatastrophe in Japan rät die Bundesregierung den rund 1.000
verbliebenen Deutschen im Großraum Tokio jetzt offiziell, sich in andere
Landesteile in Sicherheit zu bringen oder ins Ausland zu reisen. Es handele
sich um eine "erhebliche Aktualisierung" der Reisehinweise für Japan, sagte
ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin. Teile der
deutschen Botschaft sind nach seinen Worten von Tokio nach Osaka verlegt
worden, um den Bundesbürgern konsularisch zu helfen.
Inzwischen gelten dem Sprecher zufolge keine der etwa 100 Deutschen in den
vom Erdbeben und dem Tsunami am schlimmsten betroffenen Regionen mehr als
vermisst.
14.40 Uhr: Wasserwerfer sollen noch heute eingesetzt werden
Noch heute Abend (Ortszeit) könnten Wasserwerfer eingesetzt werden, um
Reaktor 4 des AKW Fukushima I zu kühlen, berichtet Kyodo News in Berufung
auf die Nationale Polizei.
14.25 Uhr: Schutzmantel von Reaktor 3 vermutlich nicht beschädigt
Regierungssprecher Yukio Edano sagte am Mittwoch laut Kyodo News, dass es
unwahrscheinlich ist, dass der Schutzmantel von Reaktor 3 des AKW Fukushima
I schwer beschädigt ist und korrigierte damit frühere Aussagen. Zuvor war
[2][Dampf ausgetreten].
13.39 Uhr: China setzt Bewilligungen von AKWs aus
China hat die Bewilligung weiterer Kernkraftwerke angesichts des schweren
Atomunglücks in Japan vorerst ausgesetzt. Die Sicherheitsstandards in
bestehenden und den im Bau befindlichen AKWs müssten überprüft werden, hieß
es am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung. Noch am Montag wurde die
Atomkatastrophe in Japan auf der jährlichen Pressekonferenz des
Premierministers Wen Jiabao im Anschluss an den Nationalen Volkskongress
[3][nicht thematisiert].
13.25 Uhr: Bundestag gedenkt der Opfer in Japan
Der Deutsche Bundestag hat am Mittwoch mit einer Gedenkminute den tausenden
Opfern des Erdbebens und Tsunamis in Japan gedacht. "Wir alle stehen unter
dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in Japan, nach denen es kein
einfaches Eintreten in die Tagesordnung geben kann. Die Nachrichten aus dem
Katastrophengebiet halten die Welt in Atem, auch in unserem Land", sagte
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Das Ausmaß dieser Katastrophe
erschüttere alle Menschen in Deutschland.
An den japanischen Botschafter Takahiro Shinyo gewandt sicherte Lammert
Japan "Solidarität und Unterstützung bei der Bewältigung der Katastrophe"
zu. Er wisse, dass viele Menschen in Deutschland Japan helfen wollen.
13.20 Uhr: Atomkraftgegner würdigt Fukushima-Arbeiter
Der [4][Anti-Atomkraft-Aktivist Philip White] vom Citizens Nuclear
Information Center in Tokio hat die Leistung der Arbeiter im Atomkraftwerk
Fukushima gewürdigt. Die 50 Arbeiter, die verzweifelt versuchen, den
Austritt von Radioaktivität zu verhindern, setzten sich hohen Strahlendosen
aus und riskierten ihr Leben, sagte White der britischen BBC. Der Unwillen
der Behörden, in der Vergangenheit auf Ratschläge bezüglich der Gefahren
von Erdbeben und Tsunamis zu hören, habe zu der bedrohlichen Situation
geführt. Die Behörden hätten die durchaus begründete Kritik der
Atomkraftgegner ernst nehmen sollen, sagte er.
12.50 Uhr: Keine Gefahr in Tokio, sagt das Rote Kreuz
Das Internationale Rote Kreuz erklärte laut BBC, dass in Tokio derzeit
keine Gefahr einer radioaktiven Strahlung bestehe.
12.36 Uhr: Frankreich will G20-Sondertreffen
Als Reaktion auf die Atom-Katastrophe in Japan will Frankreich ein
Sondertreffen der 20 großen Industrie- und Schwellenländer zu
Rohstofffragen einberufen. Die Regierung werde in den kommenden Wochen die
Energie- und Wirtschaftsminister einladen, um über die "großen
Energie-Optionen in der Welt von Morgen" zu beraten, kündigte Präsident
Nicolas Sarkozy am Mittwoch im Kabinett an. Frankreich hat derzeit die
G20-Präsidentschaft inne.
12.30 Uhr: Französische Atomaufsicht besorgt über die Lage in Fukushima I
Nach Einschätzung der französischen Atomaufsicht gilt die größte Sorge
einem Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe im Reaktor 4 des AKW
Fukushima I. Nach einem [5][Brand am Mittwochmorgen] sei die
Gebäudestruktur "stark beschädigt".
Es verdunste weiteres Kühlwasser aus dem Becken, was zur Entzündung der
alten Brennstäbe führen könnte. Der Kraftwerksbetreiber Tepco und die
japanischen Behörden suchten nach "zusätzlichen Mitteln", um das verdampfte
Kühlwasser zu ersetzen. In welchem Zustand sich die Brennstäbe befinden war
laut ASN unklar.
Den zweiten der insgesamt sechs Reaktoren von Fukushima versuchte der
Betreiber der französischen Behörde zufolge mit weiterem Meerwasser zu
kühlen; "das Brennmaterial ist teils beschädigt", stellte die ASN fest.
Nach zwei Explosionen am Dienstag sei die Schutzhülle des Reaktorkerns im
unteren Bereich "vermutlich" nicht mehr intakt, was den "bedeutenden
Anstieg" radioaktiven Niederschlags erklären würde, der an der Anlage
zeitweise gemessen worden sei. "Der Strahlenschutz der Arbeiter auf dem
Gelände ist sehr besorgniserregend", warnte die ASN.
12.11 Uhr: Greenpeace: keine Atom-Wolke wie bei Tschernobyl
Selbst bei einem Super-GAU in Fukushima wird es nach Einschätzung von
Greenpeace nicht zu weiträumigen atomaren Verseuchungen wie nach
Tschernobyl kommen. In dem ukrainischen Meiler sei durch die
Graphit-Brennstäbe und durch die Bauweise ein Kamineffekt entstanden, der
die Radioaktivität hoch in die Atmosphäre geschleudert habe, sagte
Greenpeace-Atomexperte Jan Haverkamp am Mittwoch in Brüssel. Dies sei in
Japan ausgeschlossen.
Aber weil bei einem Super-GAU in Fukushima I keine Wolke hoch aufsteigen
werde, "würde die Radioaktivität in der näheren Umgebung höher sein als in
Tschernobyl. Und die Region ist viel dichter bevölkert". Tokio mit seinen
32 Millionen Einwohnern liegt 120 Kilometer von den Unglücksreaktoren
entfernt. Am frühen Morgen habe der Wind kurze Zeit Richtung Tokios
geblasen, sagte Haverkamp. Die dort gemessene Radioaktivität habe sich aber
nicht erheblich erhöht.
12.00 Uhr: Wasserwerfer sollen Kühlung bringen
Die japanische Polizei will einem Fernsehbericht zufolge versuchen, das
Abklingbecken im Reaktorblock vier des AKW Fukushima I mit Wasserwerfern zu
kühlen.
11.55 Uhr: Zahl der Toten über 4.000
Die offizielle Zahl der Toten nach dem schweren Erdbeben und Tsunami in
Japan ist auf 4.164 gestiegen. Das berichtete der TV-Sender NHK am
Mittwochabend (Ortszeit). Die Zahl der Vermissten geht nach wie vor in die
Tausende - sie liege bei mindestens 12.000, hieß es. Hunderttausende leben
seit dem schweren Beben vom vergangenen Freitag in Notunterkünften.
11.53 Uhr: Kälteeinbruch im Erdbebengebiet
Nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan haben die zahlreichen
Betroffenen nun auch noch mit einem Kälteeinbruch mit Schnee zu kämpfen. In
einigen Gegenden des Katastrophengebietes im Nordosten des Landes bedeckte
am Mittwoch eine Schneedecke die Trümmerlandschaft. In den besonders stark
betroffenen Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima waren die Temperaturen
nahe am Nullpunkt. Das Wetteramt sagte für Donnerstag voraus, dass die
Temperaturen weiter auf minus fünf Grad fallen würden. Die Einwohner und
die Bergungs- und Aufräumteams trifft der Kälteeinbruch umso härter, als
sie schon mit einem Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln und Treibstoff
sowie mit Stromausfällen und Problemen mit der Telekommunikation zu kämpfen
haben.
10.57 Uhr: Offizielle Zahl der Toten über 3.700
3.771 Menschen sind offiziell nach Erdbeben und Tsunami gestorben, 8.181
werden noch vermisst, meldet die Kyodo News. 80.000 Soldaten der
Selbstverteidigungsarmee sind demnach in den zerstörten Gebieten im
Einsatz.
10:36 Uhr - Tohoku Electric muss Strom nicht mehr rationieren
Aufgrund der gesunkenen Nachfrage hat der Stromversorger Tohoku, der weite
Teile des Erdbebengebietes beliefert am Mittwoch seine Lieferungen nicht
mehr rationieren müssen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Im
Raum Tokio gibt es allerdings noch Bereiche, wo aufgrund der
Erdbebenschäden immer wieder der Strom ausfällt. Hier ist Tokyo Electric
Power Co. (TEPCO) zuständig, die Firma, die die havarierten Akws Fukushima
I und II betreibt.
10:15 Uhr - Hubschrauber können nicht löschen
Die Agentur Kyodo berichtet unter Berufung auf das
Verteidigungsministerium, per Hubschrauber könne derzeit kein Löschwasser
mehr über dem Reaktor abgeworfen werden. Grund sei die hohe radioaktive
Strahlung.
9:40 Uhr - Japan mobilisiert mehr Soldaten für Bergung
Japans Verteidigungsministerium hat die Entsendung von tausenden
Reservisten in das Erdbeben- und Tsunamigebiet im Nordosten der Hauptinsel
Honshu angekündigt. Rund 6.400 Reservisten würden zur Verstärkung der
70.000 Soldaten entsandt, die bereits im Einsatz seien, erklärte das
Ministerium am Mittwoch in Tokio. Insgesamt sollen 100.000 reguläre
Soldaten bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten helfen. Das sind rund 40
Prozent der japanischen Streitkräfte.
9:26 Uhr - Weltweite Lieferengpässe bei Telefonen und PCs
Japanische Chiphersteller haben ihre Produktion während des Erdbebens im
ganzen Land heruntergefahren. Bei den geringsten Erderschütterungen werden
die Maschinen sofort und automatisch angehalten und die gesamte Produktion
gestoppt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch berichtet. Nun
müssen die Fabriken auf Schäden untersucht werden, bevor sie wieder
anlaufen, denn Chips können nur unter völlig staubfreien Bedingungen
produziert werden. Das kann Monate dauern.
Nach Einschätzung von Branchenanalysten wird das Beben deshalb zu
weltweiten Lieferengpässen für Komponenten elektronischer Geräte wie
Computer oder Mobiltelefone führen. "Das Beben wird in den nächsten
Quartalen wohl ziemlich große Folgen für diese Industrie haben", zitiert
die Zeitung Len Jelinek, Marktbeobachter vom Analystenhaus IHS iSupply.
8:00 Uhr - Japans Börse wieder optimistischer
Nach den dramatischen Kursverlusten der vergangenen beiden Tage hat sich
die japanische Börse am Mittwoch spürbar erholt. Der Nikkei für 225
führende Werte notierte wieder über 9000 Punkten. Am Mittwoch gewann der
Nikkei 5,7 Prozent und notierte bei 9094 Punkten.
(Mit Material von dpa, afp, reuters, dapd)
Was bisher in der Nacht geschah:
Die Lage am Akw Fukushima I verschlimmert sich weiter. Am Mittwoch teilte
die Regierung in Tokio mit, dass möglicherweise ein Teil des Druckbehälters
des Reaktors 3 beschädigt sei, aus dem anscheinend Dampf austrete. Wegen
erhöhter Strahlung in dem Kraftwerk wurden die Techniker, die mit allen
Mitteln eine Kernschmelze zu verhindern suchen, vorübergehend in Sicherheit
gebracht.
Zuvor hatte es im Reaktor 4 der Anlage erneut für etwa 30 Minuten gebrannt.
Löscharbeiten waren offensichtlich unmöglich, weil es nach Angeben des
Regierungsspreches zu gefährlich war, Hubschrauber einzusetzen. Die Flammen
sind anders als beim ersten Brand anscheinend von selbst wieder
ausgegangen.
Mehr dazu in der [6][Morgenzusammenfassung].
16 Mar 2011
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