Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Porträt japanischer Generaldirektor der IAEA: Der unscheinbare Ver…
> Seine Vorgänger waren Führungsfiguren mit politischen Positionen. Yukiya
> Amano, Generaldirektor der IAEA, bleibt hingegen blass - besonders in der
> jetzigen Krise.
Bild: Auch verwalten ist anstrengend: Yukiya Amano, "oberster Verwalter" der IA…
BERLIN taz | In seinem ersten öffentlichen Statement einen Tag nach der
Dreifachkatastrophe in seiner japanischen Heimat lobte Yukiya Amano nach
Sätzen des Bedauerns über die Opfer des Bebens vor allem die dortigen
Atomkraftwerke. Die meisten hätten sich nach dem Erdbeben automatisch
abgeschaltet, was zeige, dass die Sicherheitsvorkehrungen effektiv seien.
Später gab sich der 63-Jährige sicher, dass Fukushima kein zweites
Tschernobyl werde. Dabei musste er aber einräumen, dass seine Behörde nicht
genügend Informationen aus Japan habe.
Bevor Amano am 1. Dezember 2009 sein jetziges Amt mit Sitz in Wien antrat,
gehörte es zu seinen Aufgaben, für diesen Informationsfluss zwischen Tokio
und der IAEA zu sorgen. Denn der erfahrene Diplomat vertrat Japan in deren
Direktorium. Davor leitete er zwischenzeitlich die Abteilungen für
Kernenergie sowie für Atomsicherheit im Tokioter Außenministerium.
Doch anders als seine Vorgänger Hans Blix und Mohammed al-Baradai ist Amano
bisher nicht als Führungsfigur in Erscheinung getreten. Vielmehr fiel er in
der jetzigen Krise außer durch Beschwichtigungen vor allem durch Blässe
auf. Dazu passt, dass er schon bei Antritt seines politischen Amtes gesagt
haben soll, er sehe sich vor allem als oberster Verwalter der IAEA.
Er verkörpert in seiner Person vielleicht noch deutlicher als seine
prominenten Vorgänger die immanenten Widersprüche sowohl der IAEA als auch
der japanischen Nuklearpolitik.
Amano ist überzeugter Atomwaffengegner. Jedes Jahr nimmt er in Hiroshima an
den Gedenkfeiern für die Atombombenopfer teil. Doch zugleich ist er ein
großer Fan der Atomenergie. Die lobt er in den höchsten Tönen, weil sie
seiner Meinung nach zur Krebsbekämpfung, preiswerten Stromerzeugung und zum
Klimaschutz sehr nützlich sei.
"Zu einem Zeitpunkt, wo Atomkraftwerke brennen und explodieren, nicht die
geringsten Anzeichen von Nachdenklichkeit zu zeigen und das Ziel der
Atomenergieförderung wenigstens ansatzweise in Frage zu stellen, spricht
von absoluter Ignoranz," sagt Angelika Claußen, Strahlenexpertin und
frühere Vorsitzende der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte gegen
den Atomkrieg (IPPNW). Dazu passe auch, dass Amano behauptet, diese
2-Prozent-Energieform, die sie weltweit darstellt, schütze das Klima,
Amano war 2009 nur mit äußerst knapper Mehrheit gewählt worden. Mit Mühe
setzte er sich als Kandidat der etablierten Atomstaaten gegen einen
Kandidaten aus Südafrika durch, der vor allem von aufstrebenden Atomstaaten
unterstützt wurde. "Al-Baradei und Blix waren zwar auch Förderer der
Atomenergie, aber sie standen auch für eigene Positionen. So positionierten
sie sich deutlich gegen den Irakkrieg", sagt Claußen. Und al-Baradei habe
auch mal nach Israels Atomwaffen gefragt.
Weil die USA solche Unabhängigkeit nicht mochten, unterstützten sie Amano.
Der sah es dann auch als seine wichtigste Aufgabe an, sich um Irans
Atomprogramm zu kümmern. Während Teheran ihn als Lakaien Washingtons
beschimpft, hätte er es sich wohl nie träumen lassen, dass er seine eigene
Regierung um Informationen über den GAU in Japan anbetteln muss.
17 Mar 2011
## AUTOREN
Sven Hansen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Risiken waren anscheinend bekannt: Schrottreaktor im Erdbebengebiet
Das AKW Fukushima barg Konstruktionsmängel, wie ein am Bau beteiligter
Ingenieur sagte. Offenbar warnte die IAEA bereits vor zwei Jahren die
Regierung.
Japans Wirtschaft passt sich an: Die Regale füllen sich wieder
Mütter mit Kleinkindern verlassen Tokio. Ansonsten richtet man sich mit der
Situation ein, vor allem wirtschaftlich. Wann aber die Chiphersteller
wieder produzieren, ist offen.
Nachtzusammenfassung Katastrophe Japan: Japans Norden im Chaos
Die 50 verbliebenen Einsatzkräfte kämpfen auch weiter mit aller Kraft gegen
die drohenden Kernschmelzen in nunmehr fünf Reaktoren. Nun sind auch
Armee-Hubschrauber im Einsatz.
Kommentar Ende des Atomzeitalters: Wer investiert noch in Reaktoren?
Ein Atomkraftwerk zu bauen bedeutet, 5 bis 10 Milliarden Euro zu
investieren. Mit Fukushima erweist sich das als blanker Horror für jeden
Investor.
Internationale Atomenergieorganisation: Hilflos und stumm
Die wirtschaftliche Nutzung radioaktiver Substanzen will sie fördern, die
militärische bekämpfen. Während der aktuellen Krise in Japan konnte die
IAEA bisher nicht glänzen.
Liveticker nach dem Beben in Japan: Gefahr nun auch von Nummer 5
Militärhubschrauber werfen Wasser auf Unglücks-Reaktor 3. Auch bei Reaktor
Nummer 5 sinkt der Wasserstand und steigt der Druck. Die Zahl der
Tsunami-Opfer liegt nun bei über 5.000.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.