# taz.de -- Ticker Libyen am Montag: EU verhängt weitere Sanktionen | |
> Innerhalb der EU gibt es Streit darüber, wer die Führung der Luftangriffe | |
> in Libyen übernimmt. Putin spricht von einem "Kreuzzug". Gaddafis Truppen | |
> greifen unterdessen weiter Misrata an. | |
Bild: Ein von einem Luftangriff zerstörter Panzer der Armee auf der Straße zw… | |
15.35 Uhr: Treffen des UN-Sicherheitsrats | |
Der UN-Sicherheitsrat kommt wahrscheinlich noch am Montag zu Beratungen | |
über den internationalen Militäreinsatz in Libyen zusammen. Das Treffen | |
hinter verschlossenen Türen am UN-Sitz in New York werde vermutlich am | |
Nachmittag (Ortszeit) stattfinden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus | |
Diplomatenkreisen. Der Sicherheitsrat hatte am Donnerstag eine Resolution | |
verabschiedet, auf dessen Grundlage eine internationale Koalition seit | |
Samstag mit Luftangriffen gegen den libyschen Machthaber Muammar el Gaddafi | |
vorgeht. Das Gremium hatte "alle notwendigen Maßnahmen" zum Schutz der | |
Zivilbevölkerung autorisiert. | |
15.00 Uhr: Westerwelle schließt militärischen Schutz für Helfer nicht aus | |
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) schließt militärischen Schutz | |
für humanitäre Hilfe angesichts der Kampfhandlungen in Libyen nicht aus. | |
"Das ist eins der Dinge, die ich nicht ausschließen möchte, die aber auch | |
natürlich operativ erhebliche Risiken mit sich bringt", sagte Westerwelle | |
nach Beratungen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel. | |
Westerwelle forderte die Europäische Union auf, sich im Bereich der | |
humanitären Hilfe zu engagieren. "Neben den Sanktionen sollte die | |
Europäische Union ihr Hauptaugenmerk auf die Gewährung humanitärer Hilfe | |
für die notleidende libysche Bevölkerung legen." | |
14.13 Uhr: Misrata ist "vollkommen zerstört" | |
Ein Sprecher der Rebellen in Misrata sagte der BBC: "Gaddafi bombardiert | |
die Stadt seit vier Tagen. Die hauptstraße und das Zentrum der Stadt sind | |
vollkommen zerstört. Er kontrolliert die Hauptstraße, die aus Misrata | |
rausführt und verhindert den Nachschub. Die Regierungstruppen haben mehr | |
als 200 Scharfschützen an der Straße postiert und die schießen in Richtung | |
der Hauptstraße und in die Nebenstraßen. Unsere Truppen versuchen, dagegen | |
zu halten und sie aus der Stadt zu vertreiben, aber Gaddafi setzt | |
unglaubliche Waffenmacht ein." | |
14.03 Uhr: Abbas will sich nicht äußern | |
Der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will zur Militärintervention des | |
Westens gegen Libyen nicht öffentlich Stellung nehmen. "Der Standpunkt der | |
Nationalen Palästinensischen Behörde ist es, sich nicht einzumischen, | |
sobald in der arabischen Welt politische Ereignisse stattfinden", sagte | |
Abbas am Montag in Budapest. Er hoffe, dass sich die "traurige" Lage in | |
Libyen "so bald wie möglich" verbessere. Abbas war in Budapest mit | |
Staatspräsident Pal Schmitt zusammengekommen. | |
13.56 Uhr: Putin nennt Einsatz in Libyen "Kreuzzug" | |
Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat die Einsätze westlicher | |
Kampfflugzeuge in Libyen als "Kreuzzug" kritisiert. Es sei beunruhigend, | |
mit welcher Leichtigkeit in der heutigen Zeit Kampfhandlungen auf | |
internationaler Ebene gegen souveräne Staaten durchgesetzt würden, sagte | |
Putin am Montag. | |
"Und überhaupt erinnert mich das an einen mittelalterlichen Aufruf zum | |
Kreuzzug, wo irgendeiner jemanden aufstachelte, in ein beliebiges Gebiet | |
einzumarschieren und es zu befreien", sagte Putin nach Angaben der Agentur | |
Interfax. Russland hatte die Resolution gegen Libyen im Weltsicherheitsrat | |
nicht mitgetragen. | |
"Die Entschließung des Weltsicherheitsrates ist nicht vollwertig und zudem | |
schädlich", sagte Putin vor Arbeitern in der Stadt Wotkinsk. "Es ist klar, | |
dass sie allen alles erlaubt - also jedwede Handlung gegen einen souveränen | |
Staat." | |
Nach Darstellung des Regierungschefs ist Libyen "natürlich kein Land, das | |
demokratischen Kriterien genügt". Trotzdem habe der Westen kein Recht, sich | |
in einen inneren Konflikt dieses "schwierigen Staates" zugunsten nur einer | |
Seite einzumischen, führte Putin aus. Sein Veto gegen die Resolution hatte | |
Russland allerdings nicht genutzt. | |
Der russische Außenminister Sergej Lawrow verurteilte ebenfalls die | |
Aktionen gegen Libyen. Bei einem Besuch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo | |
forderte er Sicherheit für die russischen Staatsbürger, die sich noch in | |
Libyen aufhielten. Die Staatsduma will an diesem Mittwoch eine Erklärung | |
verabschieden, in der sich Russland von dem Einsatz gegen Libyen | |
distanziert. Der russische Nato-Botschafter Dmitri Rogosin warf dem Westen | |
Täuschungsmanöver vor. Er kritisierte insbesondere die mangelhafte | |
Informationspolitik über das Ausmaß der Bombardierungen, Schäden und Opfer | |
in Libyen. | |
13.44 Uhr: Frankreich geht von einem längeren Einsatz aus | |
Der internationale Militäreinsatz in Libyen könnte nach Einschätzung eines | |
hochrangigen Beraters des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy "noch | |
eine Weile" andauern. In einem Interview mit dem französischen | |
Fernsehsender BFM TV erklärte Sarkozys Sonderberater Henri Guaino am | |
Montag, das vom UN-Sicherheitsrat autorisierte Mandat zum Schutz libyscher | |
Zivilisten sei noch nicht "vollkommen erreicht". | |
Gleichzeitig betonte er, dass Angriffe der Truppen Muammar al Gaddafis auf | |
Zivilpersonen nahezu ein Ende gefunden hätten. So seien bei den vor zwei | |
Tagen begonnen Luftangriffen Panzerdivisionen der libyschen | |
Regierungstruppen gestoppt und die meisten Flugabwehrkanonen zerstört | |
worden, sagte Guaino. | |
13.43 Uhr: Bundeskabinett will Awacs-Einsatz beschließen | |
Die Bundesregierung will am Mittwoch ein neues Mandat für einen Einsatz von | |
Awacs-Aufklärungsflugzeugen über Afghanistan beschließen. Dies sagte | |
Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel am Montag in Berlin. Dieser | |
Beschluss werde unabhängig davon gefasst, ob sich bis dahin die Nato zu | |
einer Beteiligung an den Angriffen auf Libyen entschließt. | |
13.42 Uhr: 200 Flüchtlinge aus Libyen auf Sizilien angekommen | |
Auf Sizilien sind rund 200 libysche Bootsflüchtlingen angekommen. Das | |
bestätigte der italienische Innenminister Roberto Maroni am Montag. Es ist | |
die erste Ankunft einer größeren Zahl von Flüchtlingen seit dem Beginn des | |
internationalen Militäreinsatzes gegen Libyen am Samstag. | |
Insgesamt sind in diesem Jahr bereits etwa 15.000 Nordafrikaner über den | |
Seeweg nach Italien geflohen, die meisten von ihnen Tunesier. Die Regierung | |
in Rom hat die Europäische Union aufgefordert, bei der Bewältigung des | |
Flüchtlingsstroms zu helfen und Italien mit dem Problem nicht allein zu | |
lassen. | |
13.33 Uhr: Phillipiner weigern sich, Libyen zu verlassen | |
Rund 2.000 philippinische Gastarbeiter weigern sich, Libyen angesichts der | |
militärischen Lage zu verlassen. Obwohl philippinische Diplomaten ihre | |
Landsleute am Wochenende dringend gebeten hatten, auszureisen, wollen diese | |
in dem nordafrikanischen Land bleiben. Es handelt sich in der Mehrzahl um | |
Krankenschwestern und anderes Krankenhauspersonal. | |
Präsident Benigno Aquino bestätigte am Montag in Manila die Haltung der | |
Philippiner. Er sagte, seine Regierung habe bislang rund 14.000 Landsleute | |
aus Libyen evakuiert. Inzwischen gebe es aber Probleme, wegen der | |
Sicherheitslage Fährgesellschaften zu finden, die bereit wären, | |
Ausreisewillige außer Landes zu bringen. Die Philippinen gelten als eines | |
der Länder weltweit, das die größte Zahl an Arbeitskräften exportiert. | |
13.25 Uhr: Journalisten der New York Times freigelassen | |
Vier Journalisten der New York Times sind freigelassen und der türkischen | |
Botschaft in Tripolis übergeben worden, meldet BBC. | |
13.04 Uhr: EU verhängt weitere Libyen-Sanktionen | |
Die Europäische Union hat weitere Sanktionen gegen Libyen verhängt. Die | |
Außenminister der 27 EU-Länder beschlossen am Montag in Brüssel offiziell, | |
das Vermögen von elf Vertretern der libyschen Führung sowie neun | |
Wirtschaftseinheiten wie Banken und Unternehmen in der EU einzufrieren, wie | |
ein EU-Diplomat mitteilte. Den Vertretern aus dem Umkreis von Machthaber | |
Muammar el Gaddafi wird zudem die Einreise verweigert. | |
12.43 Uhr: Norwegische Kampfjets ans Mittelmeer verlegt | |
Sechs norwegische Kampfflugzeuge sind am Montag für Einsätze über Libyen | |
ans Mittelmeer verlegt worden. Wie ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte, | |
flogen die sechs Maschinen vom Typ F-16 vom Militärflugplatz Bodø zu ihren | |
jeweiligen Stützpunkten auf Sardinien (Italien) und Kreta (Griechenland). | |
Norwegen gehört der Nato an und stellt ebenso wie sein Nachbarland Dänemark | |
sechs Flugzeuge für den internationalen Militäreinsatz gegen Libyen zur | |
Verfügung. | |
Vier der sechs dänischen F-16-Maschinen waren am Sonntag nach Angaben aus | |
dem Kopenhagener Verteidigungsministerium bereits an Luftangriffen | |
beteiligt. Sie sind auf Sizilien stationiert. | |
11.57 Uhr: EU fordert Beteiligung der Nato | |
In der Europäischen Union mehren sich die Stimmen, den internationalen | |
Militäreinsatz in Libyen unter die Führung der Nato zu stellen. Luxemburgs | |
Außenminister Jean Asselborn forderte am Montag in Brüssel eine schnelle | |
Klärung der Aufgabenteilung zwischen der Nato und der Koalition um | |
Frankreich, Großbritannien und den USA, die seit Samstag Luftangriffe gegen | |
die Regierung von Machthaber Muammar el Gaddafi fliegt. Sein Land könne | |
sich nur im Rahmen der Nato beteiligen, sagte Asselborn vor einem Treffen | |
der EU-Außenminister zur Lage in Libyen. | |
Die Nato-Länder konnten sich bislang nicht über die Rolle des | |
Militärbündnisses im Vorgehen gegen Gaddafi einigen. Beratungen der | |
Nato-Botschafter über die Rolle des Militärbündnisses sollten am Montag in | |
Brüssel wieder aufgenommen werden. Auch die dänische Außenministerin Lene | |
Espersen sprach sich in Brüssel dafür aus, dass die Nato eine zentrale | |
Rolle übernehmen müsse. Italiens Außenminister Franco Frattini will die | |
Koordination des Militäreinsatzes ebenfalls unter Kontrolle der Nato | |
stellen. Das Bündnis verfüge über "die Kapazitäten und die Erfahrung" für | |
einen solchen Einsatz, sagte der Italiener. | |
Frankreich lehnt es ab, dass die Militärallianz die Führung des Einsatzes | |
gegen Gaddafi übernimmt. Auch die Türkei steht einem Nato-Einsatz skeptisch | |
gegenüber, da sie Widerstand in der muslimischen Welt gegen das | |
Einschreiten in dem nordafrikanischen Land vermeiden will. | |
11.55 Uhr: Al-Kaida-Führer warnt die Rebellen in Libyen vor den USA | |
Der Anführer von Al-Kaida in Nordafrika, Abdelmalek Drukdel, hat die | |
libyschen Rebellen davor gewarnt, sich zu sehr an die USA anzulehnen. Er | |
erklärte am Montag in einer Internet-Botschaft, dieselben Amerikaner, die | |
jetzt Gaddafis Truppen angriffen, hätten in der Vergangenheit ein Auge | |
zugedrückt, als es um die Verbrechen des libyschen Machthabers ging. Nur | |
mit Hilfe der USA habe Gaddafi an der Macht bleiben können. | |
Drukdel forderte die Menschen in Tunesien, Ägypten und Algerien zur | |
Unterstützung ihrer "libyschen Brüder" im Kampf gegen Gaddafi auf. Al-Kaida | |
hatte in der Vergangenheit wiederholt Gaddafis Sturz und die Einführung | |
islamischen Rechts in Libyen gefordert. | |
11.54 Uhr: Konvoi Ban Ki Moons in Kairo mit Steinen beworfen | |
Demonstranten haben am Montag auf dem Tahrir-Platz in Kairo den Konvoi von | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit Steinen beworfen. Nach Angaben eines | |
Augenzeugen blieb er unverletzt. Der UN-Chef hatte zuvor den | |
Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, getroffen. Demonstranten, | |
die gegen die Militäraktion des Westens in Libyen protestierten, | |
beschimpften den UN-Generalsekretär und bewarfen die Wagenkolonne mit | |
Steinen. An der Protestaktion beteiligten sich knapp 500 Ägypter und | |
Libyer. | |
11.52 Uhr: Zahl der Flüchtlinge sinkt | |
Aus Libyen sind nach Beobachtung der Vereinten Nationen seit Beginn der | |
alliierten Luftangriffe am Samstag weniger Menschen geflohen als in den | |
Wochen zuvor. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) teilte mit, der | |
Flüchtlingsstrom sei in den vergangenen 48 Stunden deutlich geringer | |
geworden. Zahlen wurden nicht genannt. | |
Nach Angaben einer Sprecherin des UNHCR in Genf sind Libyer, die am Freitag | |
und Samstag nach Ägypten geflohen sind, wieder in ihre Heimat | |
zurückgekehrt, nachdem der Weltsicherheitsrat eine Flugverbotszone über | |
Libyen beschlossen hatte. Die Sprecherin warnte davor, dass durch die | |
Militäraktion die Zahl der Vertriebenen innerhalb Libyens steigen könnte. | |
10.59 Uhr: Türkei kritisiert den Ablauf der Luftangriffe | |
Das Nato-Land Türkei ist unzufrieden mit dem Ablauf der Militärangriffe auf | |
Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Ankara habe | |
Schwierigkeiten, die Rolle Frankreichs zu verstehen, sagte der türkische | |
Verteidigungsminister Vecdi Gönül am Montag in Ankara. Frankreich trete | |
auf, als habe es die Führung bei der Durchsetzung der UN-Resolution 1973, | |
zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu den Minister. | |
Mit der Resolution 1973 hatte der UN-Sicherheitsrat ein Flugverbot über dem | |
nordafrikanischen Land beschlossen und militärische Zwangsmittel als | |
Möglichkeit gebilligt. Gönül sagte, seine Land stehe weiter in Kontakt mit | |
allen Parteien des Konflikts. Türkischen Medienberichten zufolge nimmt | |
Ankara inzwischen in Tripolis diplomatische Interessen der USA, aber auch | |
Großbritanniens und Italiens war. | |
Die türkische Regierung hat bisher keine eindeutige Linie im Umgang mit der | |
libyschen Führung erkennen lassen, aber mehrfach eine Waffenruhe gefordert. | |
Ankara ist unzufrieden mit dem Vorpreschen Frankreichs, auf der anderen | |
Seite aber auch gegen eine Beteiligung der Nato an den Angriffen. | |
Am Wochenende hatte sich die Türkei zur Überwachung einer stabilen | |
Waffenruhe der Konfliktparteien in Libyen bereit erklärt. Ministerpräsident | |
Recep Tayyip Erdogan forderte Gaddafi auf, einen Staatschef zu ernennen, | |
der vom gesamten libyschen Volk akzeptiert werden können - allerdings ohne | |
Erfolg. | |
Die Türkei hat in Libyen erhebliche wirtschaftliche Interessen. Türkische | |
Unternehmen bauen an großen Infrastrukturprojekten und haben | |
Milliardenverträge abgeschlossen. | |
10.58 Uhr: Ölpreis steigt | |
Die Luftschläge der Alliierten gegen Ziele in Libyen haben den Ölpreis | |
erneut nach oben getrieben. Der Preis für das Nordseeöl Brent legte am | |
Montagvormittag um rund zwei Prozent zu. Händler sprachen von Unsicherheit | |
angesichts der Eskalation des Konflikts am Wochenende. Die Aktienmärkte | |
zeigen sich jedoch unbeeindruckt von der Militäraktion. | |
Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Brent-Öl zur Auslieferung im Mai stieg | |
am Montagmorgen im asiatischen Handel um bis zu 2,29 Dollar auf 116,22 | |
Dollar und näherte sich damit den bisherigen Jahreshöchstständen. Die | |
Aufstände in mehreren nordafrikanischen Ländern hatten in diesem Jahr | |
bereits für einen deutlichen Schub gesorgt. | |
10.53 Uhr: Direkter Angriff auf Gaddafi möglich, sagt britischer | |
Außenminister | |
Der britische Außenminister William Hague hat einen direkten Angriff auf | |
den libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi nicht ausgeschlossen. "Ich | |
werde nicht über die Ziele spekulieren ... Das hängt von den Umständen zu | |
bestimmten Zeitpunkten ab", sagte Hague am Montag in einem Interview mit | |
der BBC. Er werde keine Details bekanntgeben, wer oder was Ziel der | |
Angriffe sei. | |
Der britische Verteidigungsminister Liam Fox sagte, ein Angriff auf Gaddafi | |
sei "eventuell eine Möglichkeit". Es hänge davon ab, ob Zivilisten dabei | |
außer Gefahr bleiben könnten, sagte Fox im Gespräch mit der BBC. | |
Hague äußerte sich mit Blick auf den von Libyen zum zweiten Mal | |
angekündigte Waffenruhe skeptisch. Gaddafi werde "nach seinen Handlungen, | |
nicht seinen Worten" bewertet. "Wir werden beobachten, ob sie eine | |
Waffenruhe einhalten und tatsächlich mit den Kämpfen aufhören - wir werden | |
das über den ganzen Tag beobachten." | |
10.51 Uhr: Frankreich sieht Erfolge in den Luftangriffen | |
Ungeachtet neuer Angriffe von Regierungstruppen auf Rebellenstellungen | |
sieht die französische Regierung erste Erfolge der Bombardierungen | |
libyischer Militärziele durch die westliche Allianz. "Die Luftschläge der | |
vergangenen 48 Stunden ermöglichen heute die Feststellung, dass wir Gaddafi | |
bei einem sich abzeichnenden Massaker an Zivilisten gestoppt haben", sagte | |
Regierungssprecher François Baroin am Montag im TV-Sender Canal+. Das Ziel | |
bleibe der Schutz der Zivilbevölkerung durch die Sicherung der Lufthoheit | |
über Libyen. | |
Mit Blick auf Kritik des Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, | |
an den Militäraktionen sagte Baroin: "Wir befinden uns voll und ganz bei | |
der Umsetzung der Resolution 1973. Wir befinden uns klar bei der | |
Einrichtung von geschützten Flugkorridoren und wir werden nicht von dem | |
Ziel abweichen, Gaddafi am Massaker seiner Landsleute zu hindern." Die | |
Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates, bei der sich Deutschland enthalten | |
hat, ist Grundlage des Libyeneinsatzes. | |
Mussa hatte die arabischen Staaten zur Unterstützung der UN-Resolution | |
gedrängt, später aber erklärt: "Für den Schutz der Zivilisten braucht man | |
keine Militäroperationen." | |
10.33 Uhr: Westerwelle sieht sich von Arabischen Liga bestätigt | |
Die Bundesregierung sieht sich durch die Kritik der Arabischen Liga über | |
zivile Opfer beim Militäreinsatz in Libyen in ihrer Entscheidung bestätigt, | |
an dem Kampfeinsatz nicht teilzunehmen. Die Äußerungen von | |
Liga-Generalsekretär Amr Mussa nur drei Tage nach Beginn der Intervention | |
zeigten, dass Deutschland gute Gründe für seine Entscheidung habe, sagte | |
Außenminister Guido Westerwelle am Montag vor dem Treffen der | |
EU-Außenminister in Brüssel. "Ich kann als deutscher Außenminister nicht | |
Soldaten nach Libyen schicken, weil es andere tun. Ich muss selbst davon | |
überzeugt sein." | |
Die Bundesregierung habe allen Partnern von Beginn des Konflikts an klar | |
gemacht, dass eine Teilnahme Deutschlands an einer Militäroperation nicht | |
in Frage komme, sagte Westerwelle. Er betonte aber, dass Deutschland das | |
politische Ziel unterstütze, Libyens Führer Muammar Gaddafi die Macht zu | |
entreißen. Dazu müssten die wirtschaftlichen Sanktionen gegen das Land | |
verschärft werden. | |
Die Arabische Liga unterstützte die Einrichtung einer Flugverbotszone über | |
Libyen. Allerdings sagte Mussa nach den ersten Luftschlägen der | |
französischen, britischen und amerikanischen Streitkräften, bei den | |
Angriffen seien viele libysche Zivilisten getötet oder verletzt worden. | |
Dies weiche vom Ziel ab, eine Flugverbotszone zu errichten. | |
10.32 Uhr: Sohn Gaddafis angeblich gestorben | |
Ein Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi soll nach Berichten | |
von Oppositionellen und arabischen Medien Opfer eines Kamikaze-Piloten | |
geworden sein. Chamies al-Gaddafi sei in einem Krankenhaus in Tripolis an | |
den Folgen schwerer Brandverletzungen gestorben, hieß es in den Berichten | |
am Montag. Diese habe er erlitten, als ein Pilot der libyschen Luftwaffe | |
vor einigen Tagen mit seinem Kampfjet absichtlich auf den Stützpunkt Bab | |
al-Asisija stürzte, in dem Gaddafi und seine Familie leben. | |
Die Aufständischen hatten schon zuvor den Namen und ein Foto des | |
mutmaßlichen Kamikaze-Piloten veröffentlicht. Der Pilot Mokhtar Mohammed | |
Othman hatte angeblich den Auftrag erhalten, Ziele in der Rebellen-Hochburg | |
Adschdabija im Osten des Landes zu bombardieren, sein Flugzeug dann aber in | |
Richtung auf den Stützpunkt gelenkt, der in der vergangenen Nacht auch Ziel | |
eines Angriffs der westlichen Allianz zur Durchsetzung des Flugverbotes | |
war. Von offizieller Seite war der Absturz des Kamikaze-Piloten, bei dem | |
auch Gaddafis Sohn Saadi leicht verletzt worden sein soll, dementiert | |
worden. | |
10.30 Uhr: Gaddafi-Truppen greifen Al-Sintan an | |
Die Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi sollen am Montag | |
Stellungen der Rebellen in der Stadt Al-Sintan angegriffen haben. Das | |
meldete der Nachrichtensender Al-Arabija unter Berufung auf Augenzeugen in | |
der Ortschaft, die in den vergangenen Wochen bereits mehrfach Schauplatz | |
heftiger Kämpfe gewesen war. | |
10.08 Uhr: Katar will sich an Militäraktionen beteiligen | |
Katar will mit seiner Luftwaffe an der Militäroperation in Libyen | |
teilnehmen. Das berichteten lokale Medien in dem arabischen Golfemirat am | |
Montag. Wie viele Flugzeuge und Piloten das kleine Land schicken will und | |
ob die Vorbereitungen für den Einsatz schon abgeschlossen sind, wurde nicht | |
bekannt. | |
Katar ist bislang das erste arabische Land, das sich aktiv an der | |
Überwachung der Flugverbotszone über Libyen beteiligen will. Die meisten | |
arabischen Länder unterstützen die UN-Resolution 1973 jedoch, die den | |
Einsatz militärischer Gewalt zum Schutz der Aufständischen in Libyen | |
erlaubt. Einzig Syrien und Algerien hatten Bedenken gegen die Einrichtung | |
einer Flugverbotszone angemeldet. | |
10.06 Uhr: Kommentar der französischen Zeitung Libération | |
"Gaddafi sein Volk ermorden zu lassen war eine zweifelhafte Botschaft an | |
die Diktatoren der Region, die ihnen Straflosigkeit versprach, ausgerechnet | |
in jenem Moment, in dem die arabischen Völker in geschichtsträchtigem Elan | |
für ihre Freiheit kämpfen. Demgegenüber setzt dieser Militäreinsatz die | |
autoritären Regimes unter Druck und drängt sie zu Reformen, nach dem | |
Vorbild von König Mohammed VI von Marokko. (...) Die Libyer werden selbst | |
über ihr gemeinsames Schicksal entscheiden. Am Sonntagabend ist Bengasi und | |
seiner eine Million Einwohner in letzter Minute ein Blutbad erspart | |
geblieben. Eine noch vor wenigen Tagen unerhoffte Wirklichkeit." | |
9.47 Uhr: Großbritannien unterbricht Tornado-Einsatz | |
In der zweiten Nacht des Militäreinsatzes der Alliierten in Libyen hat | |
Großbritannien eine Operation mit Rücksicht auf Zivilisten kurzfristig | |
abgebrochen. Ein geplanter Tornado-Einsatz sei gestoppt worden, teilte das | |
britische Verteidigungsministerium in der Nacht zum Montag mit. Es habe | |
sich herausgestellt, dass an dem angepeilten Ziel Zivilisten gewesen seien. | |
Von einem britischen U-Boot aus allerdings seien im Rahmen einer zusammen | |
mit den US-Streitkräften durchgeführten Aktion Geschosse gegen die | |
Luft-Verteidigung des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi abgefeuert | |
worden. In Süditalien seien weitere britische Tornados in Bereitschaft | |
versetzt worden. Im britischen Parlament wurde am Montag eine Abstimmung | |
über den Libyen-Einsatz erwartet, bei der mit breiter Zustimmung der drei | |
großen Parteien gerechnet wird. | |
9.27 Uhr: Luxemburg kritisert den Streit um den Einsatz | |
Der Streit über die Führung des Libyen-Einsatzes schadet nach den Worten | |
des luxemburgischen Außenministers Jean Asselborn der Intervention und muss | |
sofort beendet werden. "Es wäre ein sehr schlechtes Zeichen, wenn es die | |
Koalition von Franzosen, Briten und Amerikanern mache, und sobald es | |
Probleme gibt, die Nato übernehmen soll", sagte der Minister am Montag in | |
Brüssel. Das "Spiel" zwischen beiden Parteien sei schädlich, schließlich | |
riskierten bereits Soldaten ihr Leben, um die UN-Resolution durchzusetzen. | |
Im NATO-Rat wird seit Samstag über die Beteiligung am Krieg gegen Muammar | |
al Gaddafi und seine Truppen gestritten. Am Sonntag blockierte die Türkei | |
eine Einigung, weil sie auf einen stärkeren Schutz der Zivilbevölkerung | |
pocht. | |
Asselborn übte zudem indirekt Kritik an der deutschen Position. Berlin | |
hatte sich im UN-Sicherheitsrat enthalten und beteiligt sich auch nicht an | |
der Intervention. Die EU sei sich einig, dass Gaddafi an weiteren Massakern | |
gehindert werden und das Land verlassen müsse, sagte Asselborn. "Es gab | |
eine Nuance mit Deutschland, aber ich bin nicht hier, um das zu | |
kritisieren, aber, um das festzustellen". | |
Nach Einschätzung des Luxemburgers haben die bisherigen Luftangriffe das | |
UN-Mandat noch nicht überschritten. Wichtig sei, dass sich nun auch | |
arabische Staaten beteiligen, etwa Katar oder die Vereinten Arabischen | |
Emirate. | |
9.02 Uhr: China verschärft Kritik | |
Die Parteizeitung der chinesischen Kommunisten hat das Vorgehen des Westens | |
in Libyen harsch kritisiert. Die Zeitung "Das Volk" verglich die | |
Militäraktion vom Wochenende mit den US-geführten Einmärschen im Irak und | |
in Afghanistan. | |
In dem Blatt heißt es, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten | |
verletzten internationales Recht. Der Kommentator sprach davon, dass "das | |
unaussprechliche Leiden des Volkes" im Irak eine Warnung sein sollte. | |
Die Kritik der Parteizeitung stellt eine Verschärfung der Haltung Chinas in | |
der Libyen-Frage dar. Noch am Sonntag hatte die Regierung in Peking | |
lediglich ihr "Bedauern" über die Luftangriffe zur Durchsetzung der | |
Flugverbotszone in Libyen ausgedrückt. China hatte sich als eines von fünf | |
Ländern am Donnerstag in der entsprechenden UN-Abstimmung enthalten. | |
8.44 Uhr: Privaträume Gaddafis angegriffen | |
Die Westmächte haben bei ihrem Militäreinsatz gegen Libyen nach Darstellung | |
der Regierung in Tripolis auch einen Komplex mit Privaträumen von | |
Staatschef Muammar Gaddafi angegriffen. "Das war ein barbarischer Angriff", | |
sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim und zeigte Splitter, die nach seinen | |
Angaben von einer Rakete stammten. Westliche Journalisten wurden zwei | |
Stunden nach dem Angriff über das Gelände geführt, auf dem auch Kasernen | |
und Luftabwehrbatterien untergebracht sind. Der Raketenangriff widerspreche | |
Zusagen der USA und Großbritanniens, den Komplex nicht anzugreifen. | |
8.30 Uhr: Zweite Welle von Luftangriffen gestartet | |
Die alliierten Streitkräfte hatten in der Nacht zum Montag die zweite Welle | |
von Luftangriffen auf das nordafrikanische Land gestartet. Ein britisches | |
Unterseeboot feuerte dabei nach Angaben des Verteidigungsministeriums in | |
London erneut Tomahawk-Marschflugkörper ab. Die Verbündeten hatten am | |
Samstag mit massiven Luftangriffen auf Libyen begonnen. Sie unterstützen | |
damit erstmals einen Aufstand in der arabischen Welt. Die US-Streitkräfte | |
werteten die erste Welle als Erfolg. Seit Beginn des Einsatzes | |
amerikanischer, französischer und britischer Kräfte sei die libysche | |
Luftüberwachung deutlich geschwächt worden, sagte Vizeadmiral Bill Gortney | |
am Sonntag. Einen neuen von Libyen ausgerufenen Waffenstillstand erkannten | |
die USA nicht an. Sie wollten die UN-Resolution für eine Flugverbotszone | |
weiter umsetzen. | |
Ob sich auch die Nato an dem Einsatz beteiligen wird, ist weiter unklar. | |
Zwar einigten sich die Vertreter bei einem Treffen am Sonntag auf einen | |
Plan zur Umsetzung eines Waffenembargos. Für eine Beteiligung zur Umsetzung | |
der Flugverbotszone gebe es aber weiteren Gesprächsbedarf, sagte ein | |
Nato-Vertreter. Das Treffen wurde auf Montag vertagt. | |
Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi rief zum Marsch auf Bengasi, der | |
Hochburg der Rebellen auf. | |
Quellen: dpa, afp, dapd, rtr, taz | |
Was bisher geschah: [1][Liveticker von der Nacht zum Montag] | |
21 Mar 2011 | |
## LINKS | |
[1] /1/politik/afrika/artikel/1/liveticker-libyen/ | |
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Ticker Libyen am Dienstag: Gaddafi gegen die Nato | |
Trotz neuer Angriffe der internationalen Streitmacht auf Tripolis gibt sich | |
Libyens Staatschef Gaddafi siegessicher. Er verspricht einen langen | |
Kriegsverlauf. Kritik an Westerwelle wächst. | |
Krieg in Libyen: Amerikaner wollen nicht führen | |
Frankreich und die Türkei sind in der Libyenpolitik uneins - der einzige | |
Konsens: Die Nato soll sich raushalten. Die Alliierten können sich derweil | |
auf kein gemeinsames Ziel einigen. | |
Merkel und der Libyen-Einsatz: Ein bisschen Kriegsbeteiligung | |
Die Bundesregierung will das Mandat für einen Awacs-Einsatz beschließen. | |
Dafür käme das Ende des unionsinternen Streits um die Libyenpolitik gerade | |
recht. | |
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Die Grünen kritisieren die deutsche Enthaltung im UN-Sicherheitsrat. Doch | |
auch sie wollen keine Beteiligung am Militäreinsatz und betonen lieber die | |
Risiken. | |
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