# taz.de -- Merkel und der Libyen-Einsatz: Ein bisschen Kriegsbeteiligung | |
> Die Bundesregierung will das Mandat für einen Awacs-Einsatz beschließen. | |
> Dafür käme das Ende des unionsinternen Streits um die Libyenpolitik | |
> gerade recht. | |
Bild: Ein deutsches Crew-Miglied eines Awacs-Flugzeugs inspiziert die Maschine … | |
BERLIN taz | Deutschland wird sich zumindest indirekt an dem Kriegseinsatz | |
in Libyen beteiligen. Am Mittwoch wird das Kabinett die Ausweitung des | |
Afghanistan-Mandats und die Beteiligung deutscher Soldaten an sogenannten | |
Awacs-Aufklärungsflügen beschließen. Damit werden die Länder entlastet, die | |
neben dem Einsatz in Afghanistan auch an den laufenden Militäraktionen und | |
der Kontrolle der Flugverbotszone über Libyen beteiligt sind. | |
Ende voriger Woche hatte sich die Bundesregierung im UNO-Sicherheitsrat | |
noch enthalten, als es um ein Mandat zur Durchsetzung einer Flugverbotszone | |
in Libyen ging. Über diese Position gab es auch am Montag noch heftigen | |
Streit zwischen und innerhalb der Parteien. Kritik kam innerhalb der | |
Regierungskoalition vor allem aus der CSU. | |
Präsidiumsmitglied Manfred Weber sagte in München, er hätte sich "mehr Mut | |
gewünscht", ein Bekenntnis zur westlichen Allianz sowie zum Eintreten für | |
Demokratie und Freiheit abzulegen. Dies wäre seiner Ansicht nach auch | |
vereinbar gewesen "mit dem Hinweis, dass man dann selbst militärisch nicht | |
aktiv wird". | |
Bereits am Wochenende hatte sich der Vorsitzende des Auswärtigen | |
Ausschusses des Bundestags, Ruprecht Polenz (CDU), kritisch über das | |
Stimmverhalten geäußert. Am Montagmorgen vor den Gremiensitzungen folgte | |
der außenpolitische Sprecher der Union, Philipp Mißfelder. | |
Kanzlerin Angela Merkel fand schließlich am Nachmittag in Berlin ihren | |
eigenen Weg, den innerparteilichen Streit über das Verhalten vor der UNO | |
einzuordnen. Es gebe "Nuancen" innerhalb der Union, räumte sie ein. Doch an | |
der Richtigkeit der Entscheidung ließ sie keinen Zweifel. Das | |
Abstimmungsverhalten sei schließlich sehr gut überlegt gewesen. | |
Der einzige Trost für Merkel: Bei der SPD ist die Haltung zu dem Einsatz | |
keinen Deut klarer. Direkt nach der Sitzung des Sicherheitsrats hatte der | |
Parteivorsitzende Sigmar Gabriel noch Verständnis für die Enthaltung | |
geäußert, am Montag klang es schon ganz anders. Da war es unter anderem die | |
Generalsekretärin Andrea Nahles, die im Deutschlandfunk betonte, es wäre | |
besser gewesen, "Europa hätte sich hier nicht gespalten, sondern England, | |
Frankreich und Deutschland hätten eine gemeinsame Linie verfolgt". In der | |
SPD scheint sich diese Ansicht mittlerweile als Mehrheitsmeinung | |
durchzusetzen. | |
In der Opposition macht man sich nun vor allem darüber Gedanken, ob das | |
neue Awacs-Mandat die Pläne durchkreuzt, bis Ende des Jahres in Afghanistan | |
die Truppen zu reduzieren. Dies steht im aktuellen Mandatstext, den | |
besonders die SPD auch nur unter diesen Bedingungen mehrheitlich | |
mitgetragen hat. | |
"Diese Zusage ist jetzt nicht mehr zu halten", sagt der | |
Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour, "das zeigt, wie wenig | |
durchdacht das Versprechen zur Truppenreduzierung war". | |
Der SPD-Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels sieht diese Gefahr nicht, | |
macht jedoch klar, dass seine Partei verfolgt, ob sich an der Zusage durch | |
den Awacs-Einsatz etwas ändert. "Die Bundesregierung hat die Reduzierung | |
zugesagt", so Bartels, "sonst hätten wir nicht zugestimmt." | |
21 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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