# taz.de -- Kommentar Krieg in Libyen: Erst bomben, dann denken | |
> Wer die beste moralische und rechtliche Begründung für einen Krieg hat, | |
> ist nicht davon entbunden, die Sache zu Ende zu denken. Und zwar vor dem | |
> ersten Schuss. | |
Die Tomahawks haben ihre Ziele getroffen, eine Flugverbotszone ist | |
durchgesetzt. Wer möchte, darf diese Bilanz der ersten zwei Luftkriegstage | |
als Bestätigung für seine Kritik an der Abstinenz der Bundesregierung | |
deuten. Ratsamer wäre es, mit dem Urteil eine Weile zu warten. | |
Es ist natürlich denkbar, dass es auch jetzt noch zu einer glücklichen | |
Wendung in Libyen kommt. Bloß: mit Politik hat solch eine Haltung nichts zu | |
tun. Wer militärpolitisches Handeln auf die vage Hoffnung stützt, dass | |
schon alles einen glücklichen Ausgang nehmen wird, handelt | |
verantwortungslos. Auch wer die beste moralische und rechtliche Begründung | |
für einen Krieg hat, ist nicht davon entbunden, die Sache zu Ende zu | |
denken. Und zwar vor dem ersten Schuss. | |
Für diesen Krieg aber gibt es weder ein klares Ziel noch eine stringente | |
Strategie. Und wer einmal in einen Krieg einsteigt, der möchte ohne | |
Gesichtsverlust wieder herauskommen. Im Zweifelsfall heißt das: immer | |
weitermachen. Selbstverständlich haben Merkel, Westerwelle und de Maizière | |
nicht allein wegen solcher Bedenken oder aus anderen edlen Motiven heraus | |
eine Kriegsbeteiligung abgelehnt. | |
Politische Entscheidungen sind immer das Produkt einer Vielzahl von | |
Faktoren. Auch für Sarkozy spielten die viel gescholtenen innenpolitischen | |
Gründe eine Rolle. Warum auch nicht. So etwas nennt man Demokratie. | |
Doch selbst wenn man der Bundesregierung Opportunismus, Inkonsequenz und | |
alle verwerflichen Motive dieser Welt unterstellt, tut das nichts zur | |
Sache. Auch Schröder entdeckte seine Kritik an einem Irakkrieg 2002 erst, | |
als seine Umfragewerte im Keller waren. Falsch war sie trotzdem nicht. Es | |
ist im Zweifelsfall besser, eine Bundesregierung tut aus den falschen | |
Gründen das Richtige als aus den richtigen Gründen das Falsche. | |
20 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Eric Chauvistre | |
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