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# taz.de -- Krieg in Libyen: Berichterstatter und Vorbild
> Er war entschlossen, die Revolution zu gewinnen - dafür berichtete er
> unermüdlich. Am Samstag wurde der junge Netzaktivist Mohammed Nabbous
> erschossen.
Bild: Lieferte wichtige Beweise: Der von Mohammed Nabbous gegründete Internetf…
MADRID taz | Eine der bekanntesten Stimmen der libyschen Revolution ist
verstummt. Der 28-jährige Internetaktivist Mohammed Nabbous wurde bei
Bengasi am Samstag bei einem Gefecht zwischen libyschen Regierungstruppen
und den Rebellen, die die Stadt verteidigen, schwer verletzt und starb
gegen 15 Uhr im Krankenhaus.
"Mo", wie der junge Ingenieur von allen genannt wurde, gründete das
Internetfernsehen Libya Alhurra TV, kurz nachdem am 17. Februar die
Proteste gegen Gaddafi begannen. "Ich will euch alle wissen lassen, dass Mo
für die Sache starb. Lasst uns hoffen, dass Libyen frei sein wird",
verkündete Perdita Nabbous, die Frau des Onlinereporters, mit gebrochener
Stimme im Sender ihres Mannes die tragische Nachricht.
Seinen Kollegen zufolge wurde Nabbous von einem Scharfschützen in den Kopf
getroffen, als er über die Kämpfe um die Stadt berichtete. Nabbous war
stets ganz vorne dabei. Egal ob Gaddafis Bomben Wohnbezirke oder
Elektrizitätswerke in Bengasi trafen, der Internetaktivist berichtete mit
seiner Kamera.
In Arabisch und hervorragendem Englisch mit einem Akzent, den er sich
während eines Studienaufenthaltes in Oxford angewöhnt hatte, unterrichtete
er die Internetöffentlichkeit über die Ereignisse in Bengasi. Zeitweise
waren für seinen Sender neun Kameras gleichzeitig online.
Bereitwillig stand Nabbous auch internationalen Fernsehsendern wie
al-Dschasira immer wieder Rede und Antwort. Seine Videos gingen selbst dann
noch bei [1][livestream.com] auf Sendung, als Gaddafi das Land vom Internet
abschnitt. Nabbous nutzte eine illegale Satellitenanlage.
Eines seiner letzten Videos berichtete am Samstag vom Tod eines vier Monate
alten Babys und eines fünfjährigen Kindes durch einen Geschützeinsatz der
Gaddafi-Getreuen. Libya Alhurra TV lieferte damit einen wichtigen Beweis,
dass der libysche Diktator den von seinem Außenminister verkündeten
Waffenstillstand nicht einhält. "Mos" letzter Bericht kam per Telefon. Im
Hintergrund sind schwere Gefechte zu hören. Irgendwann reißt die Stimme ab.
Nabbous war die Bezugsperson für eine Reihe fortschrittlicher Jugendlicher
in Bengasi. Er gehörte dem Nationalen Übergangsrat an. In seinem ersten
Livebericht, am 19. Februar, erklärte Nabbous: "Ich habe keine Angst davor
zu sterben. Ich habe Angst davor, die Schlacht zu verlieren." Der Satz
wurde schnell zum Motto vieler Facebook-Auftritte rund um die libysche
Revolution.
20 Mar 2011
## LINKS
[1] http://livestream.com
## AUTOREN
Reiner Wandler
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