# taz.de -- Deutsche Bank vor Gericht: Am Rande des Rechts | |
> In den USA und anderswo fordern Kläger von der Deutschen Bank | |
> Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe. Die Vorwürfe sind | |
> Falschberatung und Hilfe für Steuerbetrug. | |
Bild: Die Sanktionen gegen die Deutsche Bank häufen sich in letzter Zeit. | |
HAMBURG taz | Legal, illegal, scheißegal? Die Deutsche Bank wehrt sich | |
gegen den Eindruck, zu häufig am Rande des Rechts zu wandeln und oftmals | |
darüber hinauszugehen. So sah sich das Institut genötigt zu betonen, dass | |
man in den USA ganz zu Unrecht am Pranger stehe. | |
Die dortige Regierung hatte Anfang des Monats Klage gegen die Deutsche Bank | |
eingereicht, weil sich diese durch falsche Angaben über die | |
Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden staatliche Garantien für Hypotheken | |
erschlichen habe. | |
Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles wirft der Bank vor, Hypothekennehmer | |
mit Zahlungsproblemen zum Teil widerrechtlich zu vertreiben und dann die | |
Häuser verkommen zu lassen. "Wir halten die Klagen für unbegründet", ließ | |
Vorstandschef Josef Ackermann wissen. | |
## Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe | |
In dieser Woche wartet ein weiterer unangenehmer Termin auf ihn: In dem | |
Verfahren des pleite gegangenen Medienunternehmers Leo Kirch gegen die | |
Deutsche Bank muss er vor Gericht aussagen. Kirch wirft Ackermanns | |
Vorgänger Leo Breuer vor, durch öffentliches Infragestellen seiner | |
Kreditwürdigkeit den Konkurs seines Konzerns erst ausgelöst zu haben. Dies- | |
und jenseits des Atlantiks geht es um Schadenersatzforderungen in | |
Milliardenhöhe. | |
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Klagen und Urteile in mehreren | |
Ländern die Falschberatung. So hat in den USA der Versicherer Allstate die | |
Deutsche Bank verklagt, weil diese ihr vor der Finanzkrise dubiose | |
Hypothekenanleihen verkauft hätte. Die Versicherung blieb auf hohen | |
Verlusten sitzen - und fordert dafür nun Schadenersatz. | |
553,6 Millionen US-Dollar musste das Frankfurter Geldhaus bereits im Rahmen | |
eines Vergleichs an das US-Justizministerium zahlen. Es hatte jahrelang | |
Kunden dabei geholfen, falsche Verluste über fast 30 Milliarden Dollar | |
geltend zu machen, um Steuern zu hinterziehen. | |
In Deutschland verurteilte der Bundesgerichtshof im März in einem | |
Grundsatzurteil die Nummer eins zu Schadenersatz wegen riskanter | |
Zinswetten. Hunderte Kommunen und Unternehmen prüfen nun milliardenschwere | |
Schadenersatzforderungen. | |
## "Unfairer Umgang" | |
In Großbritannien muss die Deutsche Bank wegen "unverantwortlicher | |
Kreditvergabe-Praktiken" und "unfairen Umgangs mit säumigen Schuldnern" | |
eine Strafe von umgerechnet fast einer Million Euro zahlen. Die | |
Finanzaufsichtsbehörde FSA verpflichtet die Bank außerdem zur Entschädigung | |
ihrer geprellten Kunden. | |
Auch in Südkorea wurden gegen die Deutschen Sanktionen verhängt: Die | |
Wertpapierhandelstochter in Seoul muss wegen Marktmanipulationen für sechs | |
Monate ihre Geschäfte teilweise aussetzen. | |
Jeder Fall ist anders gelagert, verteidigt sich die Deutsche Bank. Die | |
Häufung der juristischen Fälle in jüngster Zeit sieht man in Frankfurt als | |
eine Folge der Finanzkrise, aber auch eigener Versäumnisse. Und man will | |
"Konsequenzen ziehen", bei den Vorgaben für die Berater und bei der | |
Gestaltung von Produkten. | |
Den Kritischen Aktionären reicht Selbstkontrolle jedoch nicht aus. "Das | |
Grundproblem etwa von Zinswetten ist damit nicht gelöst", kritisiert | |
Geschäftsführer Markus Dufner. Heikle Produkte müssten verboten und die | |
Kontrolle der Bankpraxis verschärft werden. | |
15 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
## TAGS | |
Deutsche Bank | |
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