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# taz.de -- Ackermann-Nachfolge: Dreifachspitze für Deutsche Bank
> Josef Ackermann soll nun wohl direkt vom Vorstands- zum Aufsichtsratschef
> werden. Dann könnten Jain und Fitschen seine Nachfolge antreten. Oder
> doch Börsig?
Bild: Eigentlich nicht so gut aufeinander zu sprechen: Clemens Börsig (links) …
FRANKFURT/MAIN taz | Der Kampf um die Nachfolge von Josef Ackermann an der
Spitze der Deutschen Bank soll jetzt ein rasches Ende finden – und damit
auch das Verwirrspiel um einen möglichen vorzeitigen Wechsel des 63 Jahre
alten Schweizers in die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden.
Der Aufsichtsrat der größten deutschen Universalbank tagt an diesem
Dienstag in Frankfurt am Main, um über die Nachfolge von Ackermann zu
entscheiden, dessen Vertrag im Mai 2013 ausläuft. Und aller Voraussicht
nach wird das Kontrollgremium den Deutschlandchef der Deutschen Bank,
Jürgen Fitschen (62), und den gleichfalls dem Vorstand angehörenden, aus
Indien stammenden Investmentbanker Anshu Jain (48) der Hauptversammlung als
Kandidaten für eine Doppelspitze vorschlagen.
Doch dort könnte die Lösung auf Kritik stoßen: Der umgängliche Fitschen sei
leider schon "zu alt", sagen Bankmitarbeiter; der kaum Deutsch sprechende
Inder soll "arrogant" sein. Schmackhaft gemacht werden soll der Vorschlag
den Aufsichtsräten damit, dass Ackermann schon 2012 an die Spitze des
Aufsichtsrats wechselt. Vor allem die Arbeitnehmervertreter dort, die
Ackermann wegen seines Renditeziels von 25 Prozent und dem damit
verbundenen massiven Stellenabbau bei der Deutschen Bank noch vor wenigen
Jahren verteufelten, drängen darauf. Ackermanns "Wissen und sein Netzwerk"
müssten der Bank erhalten bleiben, sagte etwa die Arbeitnehmervertreterin
im Aufsicht, Marlehn Thieme. Sie bat Ackermann denn auch persönlich darum,
vom Vorstandsvorsitz umgehend in den Aufsichtsratsvorsitz zu wechseln.
## Aktiengesetz verbietet raschen Wechsel
Eigentlich ist eine solche Lösung gar nicht möglich: Das Aktiengesetz
verbietet einen raschen Wechsel und schreibt eine "Cooling-off-Periode" von
zwei Jahren vor. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Sollen sich Aktionäre
finden (lassen), die mehr als 25 Prozent der Stimmrechte halten und
Ackermann umgehend an der Spitze des Aufsichtsrates sehen wollen, kann eine
solche Ausnahmeregelung auf der nächsten Hauptversammlung durchaus
beschlossen werden.
Grundvoraussetzung für dieses Arrangement ist allerdings der vorzeitige
Rücktritt des amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Börsig (63)
spätestens zu Beginn der Hauptversammlung 2012. Seine Bereitschaft dazu
soll der eigentlich noch bis Mai 2013 unter Vertrag stehende Börsig bereits
erklärt haben. Ackermann selbst allerdings schweigt sich dazu - noch - aus.
Vor Jahresfrist hatte es der eigentlich schon 2009 rücktrittswillige
Bankenchef abgelehnt, in den Aufsichtsrat zu wechseln. Jetzt habe er diesem
Vorschlag "wenigstens nicht widersprochen", sagte Aufsichtsratsmitglied
Thime.
## Ackermann verhinderte Börsig
Warum aber will Börsig im Aufsichtsrat nun eventuell tatsächlich
ausgerechnet für Ackermann Platz machen? Schließlich hatte der mit der
vorzeitigen Verlängerung seines Vertrages als Vorstandsvorsitzender vor
jetzt drei Jahren verhindert, dass Börsig Vorstandsboss wurde. Der damals
schon rücktrittswillige Ackermann soll Gerüchten zufolge nur deshalb noch
auf seinem Vorstandsposten geblieben sein, um seinem Intimfeind Börsig in
die Karrieresuppe spucken zu können.
Dass Börsig jetzt mitziehe und vorzeitig demissioniere liege daran, dass
der Druck der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat für Börsig zu groß
geworden sei, war aus der Bank zu hören. Diese sollen sich komplett für
Ackermann ausgesprochen haben. Dabei sei sogar damit gedroht worden, die
beiden von Börsig vorgeschlagen neuen Vorstandsvorsitzenden Fitschen und
Jain nicht zu akzeptieren. Andere glauben zu wissen, dass Börsig mit dem
Versprechen geködert worden sei, nun vielleicht doch noch
Kovorstandsvorsitzender zu werden - neben Fitschen. Und ganz ohne Jain.
25 Jul 2011
## AUTOREN
K.-P. Klingelschmitt
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