# taz.de -- Vorwürfe an Deutsche Bank: Geld für Gaddafis Munition | |
> Die Deutsche Bank soll indirekt Streubomben finanziert haben, die in | |
> Libyen abgeworfen wurden. In Deutschland ist das nicht verboten, in | |
> Belgien schon. | |
Bild: Die Deutsche Bank und ihr Vorstandsvorsitzender wollen lieber mit Stärke… | |
BERLIN taz | In Libyen wurden Streubomben abgeworfen, die laut einer von | |
dem NGO-Bündnis [1][Facing Finance] beauftragten Recherche von der | |
spanischen Firma Instalaza produziert worden waren. Mit etwa drei Millionen | |
Euro größter Kreditgeber der Firma war demnach im Jahr 2007 die Deutsche | |
Bank. "Jetzt zeigt sich wieder: Die Waffen werden nicht nur produziert, | |
sondern auch eingesetzt", sagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance. | |
Zu den Ergebnissen kam die Agentur Profundo auf Basis von Finanzdaten der | |
Analysten Bloomberg und Thomson-One. Die Produktion von Streubomben verbot | |
Spanien erst im Jahr 2008, die Oslo-Streubombenkonvention trat 2010 in | |
Kraft, zahlreiche Länder, auch Deutschland, haben sie ratifiziert. Die | |
Konvention verbietet die Unterstützung der Herstellung von Streubomben, die | |
Finanzierung von Streubombenfirmen verbietet die Konvention nicht. | |
"Die Deutsche Bank soll endlich Investments in völkerrechtswidrige Waffen | |
unterlassen", fordert Thomas Küchenmeister. Zumindest bei der | |
Deutsche-Bank-Tochter DWS, einer großen Fondsmanagerin, sieht man das | |
ähnlich. Hier hat man auf die Streubombenkonvention reagiert und die | |
entsprechenden Firmen aus den Fonds geworfen, sagt Claus Gruber von DWS. | |
"Die Weltgemeinschaft sagt: Das ist böse." Deshalb arbeite DWS ständig | |
daran, Firmen zu identifizieren, die Streubomben herstellen. Doch das sei | |
nicht einfach. Nicht immer seien Fälle so klar wie in einem anderen | |
Beispiel, der US-amerikanischen Rüstungsfirma Textron, die DWS wegen der | |
Herstellung von Streubomben aus ihrem Portfolio genommen hat. | |
## "keine Geschäfte im direkten Zusammenhang mit Streubomben" | |
Die Deutsche Bank hingegen hat Textron erst im März 2011 einen 142,9 | |
Millionen Dollar-Kredit gegeben, wie in der Facing-Finance-Recherche zu | |
lesen ist. Die Deutsche Bank behaupte öffentlich, in keinerlei | |
Transaktionen im Zusammenhang mit völkerrechtswidrigen Waffen verstrickt zu | |
sein, sagt Barbara Happe von der Entwicklungs-NGO Urgewald. | |
Die Recherchen zeigten, "dass Behauptungen und auch Selbstverpflichtungen | |
der Branche in diesem Bereich kaum das Papier wert sind, auf dem sie | |
stehen". Die Deutsche Bank sagte auf taz-Anfrage, man gebe "zu Kunden oder | |
Nicht-Kunden keine Auskunft". Zudem tätige man "keine Geschäfte im direkten | |
Zusammenhang mit Streubomben". | |
Deutschland hinkt beim Verbot der Finanzierung von Streubombengeschäften | |
hinterher. Noch hat die Bundesregierung kein Gesetz dazu vorgelegt. In | |
Belgien ist die Finanzierung von Streubombengeschäften bereits verboten. In | |
weiteren Ländern sind vergleichbare Regelungen im parlamentarischen | |
Prozess. | |
19 May 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.facing-finance.org/ | |
## AUTOREN | |
Julia Seeliger | |
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