# taz.de -- Kommentar Verurteilung Deutsche Bank: Bank verliert im Spielcasino | |
> Das Gericht hat entschieden, dass undurchsichtige Zockerprodukte wie von | |
> der Deutschen Bank illegal sind. Der Erpressungsversuch des Instituts ist | |
> gescheitert. | |
Bild: Die Sanktionen gegen die Deutsche Bank häufen sich in letzter Zeit. | |
Die Deutsche Bank hat vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe eine | |
kostspielige Schlappe einstecken müssen. Das Urteil ist aber auch eine | |
wegweisende Niederlage für andere Institute. | |
Der BGH zielt in seinem Spruch weit über den mittelständischen | |
Hygienebedarfs-Hersteller Ille hinaus, der gegen die Bank geklagt hatte. | |
Denn neben ungezählten Mittelständlern fielen kleine und größere Kommunen | |
wie Bad Oeynhausen, Pforzheim oder Würzburg auf die Zockerangebote der | |
Banken herein. | |
Bei dem Versuch, die klammen Stadtfinanzen zwischen zu niedrigen Einnahmen, | |
zu hohen Ausgaben und wachsenden Schulden hindurchzulavieren, wurde | |
vielerorts leichtfertig auf Risiko gesetzt. Dabei sind riskante | |
Finanztransaktionen für die meisten Kommunen eigentlich tabu. | |
Der schillerndste Lockvogel unter allen war die Deutsche Bank. Aber auch | |
andere Finanzinstitute wie die WestLB, die Commerzbank oder die | |
Hypo-Vereinsbank boten diese dubiosen Deals bis zur Banken- und Finanzkrise | |
fast flächendeckend an. Im Kern waren die angebotenen "Swaps" (eigentlich | |
Tausch) für die überforderten Stadtkämmerer eine einseitige und riskante | |
Wette. Gleichzeitig verbargen die Banken die eigenen sicheren Gewinne in | |
einer raffinierten Vertragskonstruktion. | |
Das oberste Gericht hat nun entschieden, dass solche undurchsichtigen | |
Zockerprodukte nicht allein illegitim, sondern auch illegal sind. Das | |
dürfte viele Banken nun beim Schadensersatz teuer zu stehen kommen. Nicht | |
umsonst hatte der Deutsche-Bank-Anwalt in der Verhandlung vor "einer | |
zweiten Finanzkrise" gewarnt. Die Erpressung scheiterte, verloren hat im | |
Spielcasino dieses Mal die Bank. | |
22 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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