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# taz.de -- Kirchs Exfinanzchef stützt Deutsche Bank: Pech für Medienkonzern
> Der Insolvenzverwalter und Erben von Leo Kirch wollen mehr als zwei
> Milliarden Euro von der Bank. Jetzt punktet das Institut unerwartet.
Bild: Grinst schon schön: Ex-Deutsche-Bank-Boss Rolf Breuer.
MÜNCHEN dpa/rtr | Ungewöhnlicher Schritt im Rechtsstreit Kirch gegen
Deutsche Bank: Der frühere Finanzchef des Kirch-Konzerns, Brian Cook,
unterstützt überraschend das Geldinstitut gegen die milliardenschwere
Schadenersatzforderung Kirchs. Die Insolvenzverwalter und Erben von Leo
Kirch machen die Bank für die Pleite des Medienkonzerns 2002 verantwortlich
und fordern mehr als zwei Milliarden Euro.
Cook, damals Finanzvorstand von Kirchs Dachholding Taurus, trat dem Prozess
vor dem Oberlandesgericht München jetzt überraschend als Streithelfer auf
Seiten der Deutschen Bank bei. Das Gericht vernahm am Freitag zunächst den
früheren KirchMedia-Geschäftsführer Dieter Hahn und wollte anschließend
über Cooks spektakulären Schritt sprechen.
Seit der Insolvenz des KirchMedia-Konzerns vor zehn Jahren im April 2002
hat der inzwischen verstorbene Leo Kirch die Deutsche Bank und ihren
damaligen Vorstandschef Rolf Breuer mit Klagen überzogen. Breuer habe die
Pleite verschuldet mit seinem Interview im Februar 2002, in dem er - "nach
allem, was man hören und lesen kann" - bezweifelte, dass der mit gut sechs
Milliarden Euro verschuldete Kirch noch frische Bankkredite bekommen werde.
"Der Rolf hat mich erschossen", hatte Kirch geklagt.
Nach eineinhalb Jahren Berufungsprozess wollte das Oberlandesgericht alle
am Freitag aufgetretenen Fragen umfassend erörtern und dann entscheiden, ob
noch weiter zu verhandeln sei. Hahn sagte als Zeuge aus, der Kirch-Konzern
habe in den Tagen vor der Insolvenz vergeblich versucht, durch den Verkauf
des Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 an den Disney-Konzern frisches Geld
aufzutreiben. Für Disneys Absage machte Hahn Breuer mitverantwortlich: Er
habe mit seinem Interview Unsicherheit gesät.
## Weitere Milliardenforderung
Nach bisherigem Stand hält es der Senat für sehr wahrscheinlich, dass die
Bank Kirch damals unter Druck gesetzt hatte, um bei der Sanierung des
Konzerns Geld zu verdienen. Eine weitere Milliardenforderung der
Print-Kirchbeteiligung gegen die Deutsche Bank ist ebenfalls noch beim
Oberlandesgericht anhängig. In erster Instanz waren beide Klagen
gescheitert.
Der Bundesgerichtshof bestätigte 2006 Kirchs zwar Anspruch auf
Schadenersatz im Prinzip. Aber ob überhaupt ein Schaden entstand und in
welcher Höhe, das sollten die Gerichte im nächsten Schritt klären. Gerüchte
über einen Vergleich hatte die Deutsche Bank zuletzt zurückgewiesen.
Theoretisch könnte noch am Freitag ein Urteil fallen, weil zunächst keine
weiteren Termine angesetzt sind. Die Prozessbeteiligten gehen allerdings
nicht davon aus. Richter Guido Kotschy hatte sich immer wieder für einen
Vergleich starkgemacht, war damit aber stets gescheitert. Eine Einigung
über gut 800 Millionen Euro zur Beendigung der Fehde war Anfang des Jahres
an der Deutschen Bank gescheitert. Das Geldhaus gab sich auch zuletzt
unversöhnlich.
16 Nov 2012
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Prozess
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