# taz.de -- Sanktionen der EU gegen Syrien: Einreiseverbot für Assad | |
> Brüssel erlässt ein Einreiseverbot und eine Vermögenssperre gegen Baschar | |
> al-Assad – als Reaktion auf die Unterdrückung der Opposition. Auch Berlin | |
> macht mit. | |
Bild: Nicht mehr willkommen in der EU: Baschar al-Assad. | |
BRÜSSEL taz | Die Europäische Union beendet ihren umstrittenen Schmusekurs | |
mit Syrien. Mehrere Wochen nach Beginn der blutigen Repression gegen die | |
syrische Oppositionsbewegung beschlossen die EU-Außenminister gestern in | |
Brüssel, Staatspräsident Baschar al-Assad mit Sanktionen zu belegen. Dazu | |
gehöre ein Einreiseverbot und eine Vermögenssperre, sagte ein EU-Diplomat. | |
Die Außenminister beschlossen zudem weitere Sanktionen gegen den Iran, | |
Libyen sowie Weißrussland. | |
Bisher war al-Assad von Strafmaßnahmen ausgenommen worden. Eine erste Welle | |
von EU-Sanktionen gegen Syrien traf zwar mehrere seiner Verwandten, nicht | |
jedoch den Staatschef selbst. Für diese spezielle Behandlung hatte sich vor | |
allem Deutschland ausgesprochen. | |
Demgegenüber hatte das Europaparlament schärfere Sanktionen gegen Libyen | |
gefordert. Die EU-Haltung sei "lächerlich und unausgewogen", schimpfte der | |
Fraktionschef der europäischen Liberalen, Guy Verhofstadt. | |
Man habe dem syrischen Alleinherrscher "eine Brücke bauen" wollen, | |
rechtfertigte sich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gestern in | |
Brüssel. Assad habe diese Chance jedoch vertan und weiter auf | |
Oppositionelle schießen lassen. "Wenn jemand so sein eigenes Volk | |
unterdrückt und mit Gewalt gegen friedliche Demonstrationen vorgeht, kann | |
das bei der EU nicht ohne Antwort bleiben." | |
## Sanktionen gegen Libyen, Iran und Weißrussland | |
Die Sanktionen sollen am Dienstag in Kraft treten. Eine weitere | |
Verschärfung der Strafen bis hin zu Luftschlägen wie in Libyen sei jedoch | |
nicht geplant, hieß es in EU-Kreisen. In Libyen gehen einige EU-Staaten, | |
angeführt von Frankreich und Großbritannien, mit Militärgewalt gegen das | |
Regime vor. Davon ist in Syrien keine Rede - schließlich will man keinen | |
Konflikt mit Iran riskieren, der Assads Regime unterstützt. | |
Das hindert die EU nicht, auch die Sanktionen gegen Iran und Libyen | |
auszuweiten. In Libyen wurde ein Vertrauter von Machthaber Muammar | |
al-Gaddafi neu in die Strafliste aufgenommen. Auch ein Unternehmen wurde | |
hinzugefügt. Im Iran wurden fünf Personen mit Einreiseverbot belegt. Rund | |
100 Unternehmen, die verdächtigt werden, am iranischen Atomprogramm | |
teilzunehmen, dürfen keine Geschäfte mehr mit der EU betreiben. Darunter | |
befindet sich nach Angaben von Diplomaten auch die Europäisch-Iranische | |
Handelsbank (Hamburg). | |
Das Geldinstitut hatte für Wirbel gesorgt, weil darüber offenbar ansonsten | |
verbotene Geschäfte mit Iran abgewickelt wurden. Trotz Kritik aus den USA | |
und Israel hatte sich die Bundesregierung lange geweigert, die Bank auf die | |
Strafliste zu setzen. Deutschland ist einer der größten Handelspartner des | |
Iran. Viele Geschäfte gehen ungeachtet der EU-Sanktionen weiter. | |
23 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Gert Stuby | |
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