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# taz.de -- G-8-Gipfel in Paris: Der Nabel der Welt in Frankreich
> Die Industriestaaten haben 20 Milliarden Euro an Hilfen für die
> arabischen Revolutionen beschlossen. Und Lagarde gilt als sichere
> Kandidatin für die IWF-Führung.
Bild: Protest am Rande des G8-Gipfels in Paris.
PARIS taz | Am Nachmittag war am Freitag in Deauville in der französischen
Normandie der Spuk vorbei für die Bevölkerung, die während zwei Tagen wie
in einer belagerten Festung mit einschränkenden Passierscheinen und
Kontrollen gelebt hatte. Für zwei Tage war Deauville sicher der Nabel der
Welt: Zum ersten Mal zeigte die französische Präsidentengattin Carla Bruni
ganz offiziell und stolz den Fotografen ihren von der Schwangerschaft
gerundeten Bauch!
Nach der Abreise seiner Kollegen aus den USA, Deutschland, Kanada, Japan,
Großbritannien, Italien und Russland konnte Nicolas Sarkozy als Gastgeber
eine rundum erfreuliche Bilanz ziehen. Das Treffen verlief seinen Wünschen
gemäß. Seinem intensiven Lobbying ist es sogar zu verdanken, dass laut der
französischen Agentur AFP die Nominierung seiner Finanzministerin Christine
Lagarde auf den Posten des vakanten IWF-Direktoriums so gut wie sicher ist.
Denn inzwischen habe sich auch US-Außenministerin Hillary Clinton für
Lagardes Kandidatur ausgesprochen, hieß es. Die IWF-Nachfolge war kein
offizielles G-8-Thema in Deauville, aber Sarkozy ein persönliches Anliegen.
Das Pflichtthema Reaktorsicherheit wurde auf der Tagesordnung abgehakt -
und verschoben: Japan will Ende 2012 einen internationalen Gipfel über
Reaktorsicherheit veranstalten.
Das eigentliche Hauptthema beim Treffen der acht größten Industrienationen
war die Hilfe für den Demokratisierungsprozess in Tunesien und Ägypten.
Neben den neuen Premierministern aus Tunesien und Ägypten nutzte auch der
gerade ins Amt eingesetzte Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara,
die Einladung zu den G-8-Gesprächen, um die westlichen Staaten um massive
finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau zu ersuchen. Die G 8 müssten sich ihr
Bekenntnis zur Demokratie etwas kosten lassen, erklärte Sarkozy.
Es handelt sich nicht um einen "Marshall-Plan" für den Arabischen Frühling.
Als "Partnerschaft von Deauville" soll aber das Versprechen, Tunesien und
Ägypten in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 20 Milliarden Euro unter
die Arme zu greifen, nach Ansicht der Organisatoren doch in die Geschichte
eingehen. Rechne man die bilateralen Hilfen und Mittel aus den Golfstaaten
und dem IWF dazu, komme man sogar auf 40 Milliarden, zu denen Frankreich 1
Milliarde beitrage. Für Obamas Berater Ben Rhodes soll die Botschaft an die
in Bewegung geratene Region vom Maghreb bis in den Mittleren Osten lauten:
Demokratie zahlt sich aus.
Weniger präzis sind die gemeinsamen politischen Erklärungen. Ohne Baschar
al-Assad beim Namen zu nennen, werden die syrischen Behörden im Kommuniqué
aufgefordert, auf die gewaltsame Repression gegen Demonstranten zu
verzichten. Mehr war wegen des russischen Widerstands nicht drin. Zu Libyen
meinte Barack Obama gestern bei einer Pressekonferenz mit Sarkozy, sie
seien beide der Meinung, der "Job" (die Nato-Intervention gegen Gaddafi)
müsse zu Ende gebracht werden.
27 May 2011
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
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