# taz.de -- Kommentar Griechenland: Inselstaat im Ausverkauf | |
> Griechenland ist nicht nur vorübergehend zahlungsunfähig, sondern | |
> dauerhaft bankrott. Selbst wenn die Schulden zur Hälfte erlassen würden, | |
> wäre es nicht wettbewerbsfähig. | |
Griechenland ist bankrott. Die Wirtschaft ist nicht wettbewerbsfähig, das | |
Land beschäftigt zu viele Staatsbedienstete, die Reichen zahlen zu wenig | |
Steuern, und die Korruption wuchert in jedem Behördenwinkel. Aber was folgt | |
aus dieser Diagnose, die selbst viele Griechen teilen? | |
Beliebt ist momentan die Idee, das griechische Staatsvermögen zu verkaufen, | |
das 300 Milliarden Euro betragen soll. Damit wären die Staatsschulden, die | |
sich auf etwa 350 Milliarden belaufen, wie von selbst bezahlt. | |
Bei einem so einleuchtenden Vorschlag drängt sich allerdings die Frage auf, | |
warum er nicht schon viel früher verfolgt wurde? Die Antwort ist so banal | |
wie die Idee: Buchwerte sind eben nicht das Gleiche wie Verkehrswerte. Es | |
mag ja sein, dass der griechische Staat noch viele Grundstücke besitzt - | |
aber wer sollte die jetzt teuer kaufen wollen, wenn das Land gerade in eine | |
Rezession abstürzt? | |
Griechenland ist nicht nur vorübergehend zahlungsunfähig, sondern dauerhaft | |
bankrott. Selbst wenn die Staatsschulden zur Hälfte erlassen würden, wäre | |
Griechenland immer noch nicht wettbewerbsfähig. Es würde neue Defizite | |
anhäufen. | |
Auf dieses strukturelle Problem reagieren die EU und der internationale | |
Währungsfonds nur ad hoc: Alle drei Monate werden die Sparanstrengungen in | |
Athen kontrolliert. Gegen diese Überwachung ist nichts zu sagen, denn die | |
griechische Verwaltung muss effektiver werden. Aber selbst mit einer | |
schlagkräftigen Steuerfahndung wäre Griechenland bankrott. | |
Reine Kontrollen reichen nicht - und schon gar nicht sollten sie dazu | |
dienen, politische Entscheidungen zu vermeiden. Die EU muss ihren Bürgern | |
endlich erklären, dass die Rettung Griechenlands teuer und langwierig wird. | |
29 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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