# taz.de -- Atom-Lobbyistin über AKW-Moratioum: "Ökodiktatorische Ansätze" | |
> Was macht die Atomindustrie nach dem Ende des Atom-Moratoriums? Astrid | |
> Petersen, Vorsitzende der Kerntechnischen Gesellschaft, will Sicherheit | |
> exportieren. | |
Bild: Auf den Kopf gestellt: Spiegelung des Kühlturms des Akw Isar 1. | |
taz: Frau Petersen, RWE behält sich vor, seine Meiler nach Ende des | |
Moratoriums wieder anzufahren. Wäre es für das Image der Atomindustrie | |
nicht besser, solche Drohungen zu unterlassen? | |
Astrid Petersen: Es kann einen Imageschaden geben, klar. Die Betreiber sind | |
aber auch ihren Aktionären verpflichtet, und der Stillstand bedeutet | |
Verluste für sie. Insofern stecken die Betreiber in einer Zwickmühle. | |
Allerdings war das Moratorium selbst hysterisch und rein politisch | |
motiviert. | |
Sie haben auch nach Fukushima kein Verständnis für einen Ausstieg aus der | |
Kernenergie? | |
Nein, habe ich nicht. Fukushima und der Tsunami haben mich sehr betroffen | |
gemacht, das hat aber nichts mit Technik zu tun. Die japanischen Kraftwerke | |
waren unzureichend ausgelegt, es mangelte zudem am Notfallschutz. In | |
Deutschland hat die Reaktorsicherheitskommission eine deutlich darüber | |
hinausgehende Robustheit bescheinigt. | |
Sie hat auch festgestellt, dass bei uns nicht ein Kraftwerk ordentlich | |
gegen Flugzeugabstürze gesichert ist. | |
Das kann man so pauschal nicht sagen. In Sachen gezielte Flugzeugabstürze | |
müssen Sie den Bundesinnenminister fragen. Tatsache ist, dass diverse | |
Maßnahmen ergriffen wurden, um terroristische Angriffe auszuschließen. | |
Wie wollen Sie Glaubhaftigkeit gewinnen, wenn Sie bei ungelösten | |
Sicherheitsfragen auf die nächste Instanz verweisen? | |
Ich kann nur jeden einladen, mal ein Kernkraftwerk zu besuchen, dann können | |
wir die Fragen vor Ort mit einem Fachmann klären. Aber ich vertrete hier | |
nicht die Betreiber, sondern Techniker und Naturwissenschaftler, die an | |
einer ideologiefreien Debatte interessiert sind. Wir übernehmen viel | |
Verantwortung für die Sicherheit der Kernkraftwerke hier in Deutschland. | |
Jetzt werden wir in einem politischen Pingpong missbraucht. | |
Warum setzen Sie als Ingenieure die Energiewende nicht um? | |
Das wollen wir doch. Aber der Zeitplan passt nicht. Für mich fehlen noch zu | |
viele Faktoren, Windräder ersetzen nicht einfach mal Atomkraftwerke. Wir | |
müssen uns klar machen, wer wir sind: Exportweltmeister, wir sind mitten in | |
Europa, wir haben eine riesige Verantwortung! | |
Warum isoliert sich die Atomindustrie, indem sie immer noch so tut, als sei | |
die Energiewende unverantwortlich? | |
Nehmen Sie doch nur die Bundesnetzagentur, die aufzeigt, wie viel | |
Stromnetze uns noch fehlen. Wer will denn Gaskraftwerke bauen, die er nur | |
dann hochfahren darf, wenn gerade kein Wind bläst? Zweitens geht es ohne | |
Speicher nicht. Man schreckt nicht mal vor ökodiktatorischen Ansätzen | |
zurück, indem man sich die norwegische Seenplatte als Speicher für | |
deutschen Windstrom ausgucken will. | |
Der Zeitplan für die Energiewende steht. Wann schulen Sie auf Solartechnik | |
um? | |
Wir haben noch sehr lange etwas zu tun. Es gibt eine jahrelange | |
Nachbetriebsphase in den stillgelegten AKWs, dann kommt der Rückbau. | |
Außerdem wollen wir auch künftig unsere Sicherheitsstandards mit in die | |
internationale Debatte einbringen. Schließlich stehen um Deutschland herum | |
Kernkraftwerke, die man nicht ignorieren kann. | |
15 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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