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# taz.de -- Vogeljagd in Europa: Piep, piep, tot
> Die Jagd auf Vögel, die unter Schutz stehen, nimmt zu. Einige europäische
> Länder umgehen die Vogelschutz-Richtlinie. Sorgen machen auch Pestizide
> und Giftköder.
Bild: Im Süden Singvögel, im Norden Greifvögel
BERLIN taz | Vögel, die unter Artenschutz stehen, werden europaweit
zunehmend gejagt und vergiftet. Das zeigt ein aktueller Bericht des
Dachverbands der Vögelschützer, BirdLife International. Ausgelegte
Giftköder in der Natur sind auch für Hunde und Menschen eine erhebliche
Gefahr.
Der Dachverband hat in 38 europäischen Ländern die Gefahren für Vögel durch
Jagd und Fallenfänge näher untersucht. Dabei konnten die Umweltschützer
drei Trends feststellen: Gift kommt als Tötungsmethode vermehrt zum
Einsatz. Der illegale Handel mit lebenden Vögeln nimmt stark zu, und in den
EU-Nachbarländern, wie Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und
Albanien, haben lasche Gesetze im Tierschutz einen florierenden
Schwarzmarkt zur Folge.
Es gibt unterschiedliche Jagdmotive im Süden und im Norden Europas. Während
im Süden oftmals Singvögel für den eigenen Kochtopf oder für den Verkauf
gejagt werden, sind in Deutschland vor allem Greifvögel und Rabenvögel
gefährdet. „Nachdem viele Greifvogelarten durch konsequenten Schutz wieder
häufiger zu sehen sind, glauben manche, diese Vögel nähmen überhand und
würden andere Arten dezimieren“, erklärt Markus Nipkow, Vogelschutzexperte
des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Dies sei aber ein Irrtum, so
Nipkow. Mögliche Täter sind Tauben- oder Geflügelzüchter, die um ihre
Bestände fürchten.
## Carbofuran, Aldicarb, Parathion und Mevinphos
In 60 Prozent der Fälle werden die Vögel mit Pestiziden vergiftet. Die
dabei verwendeten Gifte wie Carbofuran, Aldicarb, Parathion und Mevinphos
waren vor einigen Jahren noch legal. Einige Händler verfügen also noch über
Restbestände, obwohl der Besitz, die Anwendung und der Verkauf der
Insektizide in Deutschland heute verboten ist. Außerhalb der EU sind einige
dieser Gifte weiterhin zugelassen und werden illegal importiert, erklärt
Hirschfeld.
In Nordrhein-Westfalen versucht die Stabstelle für Umweltkriminalität,
durch Überwachung nach Straffällen zu fahnden. Unterstützt wird das
Umweltministerium dabei von Umweltschutzverbänden sowie dem Jagdverband
Nordrhein-Westfalen. Im Fall eines Jagddelikts kann es zum
Verbandsausschluss oder dem Jagdscheinentzug kommen, erklärt Andreas
Schneider, Sprecher des Jägerverbandes Nordrhein-Westfalen. In Deutschland
gehen die Strafen von einer mündlichen Verwarnung bis hin zu Strafzahlungen
von über 5.000 Euro.
Europaweit ist das Gesetz in der EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979
festgeschrieben. Es gibt aber kaum ein europäisches Land, dessen Regelungen
mit der Schutzrichtlinie übereinstimmen. Die meisten Länder versuchten mit
eigenen Verordnungen zu tricksen, um die Jagd auf bestimmte Vogelarten zu
legalisieren, erklärt Nipkow. Die Vogelschutzrichtlinie regelt die Bejagung
von Vogelarten und verbietet unter anderem die Jagd auf Zugvögel bei ihrer
Rückkehr in die Brutgebiete. Diese sogenannte Frühjahrsjagd ist aber in
Malta auf Wachteln und Turteltauben erlaubt. Die Richtlinie verbietet auch
Jagdmethoden, bei denen wahllos gefangen wird, wogegen Frankreich mit dem
Einsatz von Steinquetschfallen verstößt. Weitere Punkte betreffen die Jagd
auf Vogelarten, die nicht gelistet sind. Hier verletze Italien die
Richtlinie, erklärt Nipkow.
15 Jul 2011
## AUTOREN
Manuela Tomic
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Vogelschutz
Zugvogel
Rezept
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