| # taz.de -- China feiert Tibets "friedliche Befreiung": Kampfaufruf gegen Dalai… | |
| > Vor 60 Jahren ist die China Armee in Tibet einmarschiert. Das wird auf | |
| > einer Großveranstaltung in Lhasa gefeiert - mit Drohungen gegen den Dalai | |
| > Lama. | |
| Bild: Tendzin Gyatsho: 14. Dalai Lama und Friedensnobelpreisträger. | |
| PEKING dpa | Mit scharfen Attacken gegen den Dalai Lama haben Chinas | |
| Kommunisten den 60. Jahrestag der "friedlichen Befreiung Tibets" gefeiert. | |
| Bei einer Großveranstaltung mit 20.000 Teilnehmern am Dienstag auf dem | |
| Platz vor dem Potala-Palast in der tibetischen Hauptstadt Lhasa rief | |
| Vizepräsident Xi Jinping zum Kampf gegen "separatistische Aktivitäten der | |
| Gruppe um den Dalai Lama" auf. | |
| "Jeder Versuch, die Stabilität in Tibet und die nationale Einheit des | |
| Vaterlandes zu untergraben, muss völlig zunichte gemacht werden", sagte Xi | |
| Jinping, der als Nachfolger von Staats- und Parteichef Hu Jintao gilt. Die | |
| 17-Punkte-Erklärung vom 23. Mai 1951 "zerschlug den Versuch ausländischer | |
| Kräfte, Tibet von China abzutrennen." | |
| Exiltibetische Gruppen kritisierten die "krasse Verdrehung der Geschichte". | |
| Unter Hinweis auf den Widerstand gegen die chinesische Fremdherrschaft | |
| meinte Tenzin Dorjee von "Students for a Free Tibet", China habe es nicht | |
| geschafft, die Tibeter zum Schweigen zu bringen. "Tibeter werden | |
| routinemäßig ins Gefängnis gesteckt, gefoltert oder ihnen geschieht | |
| Schlimmeres, weil sie ihren Glauben an den Dalai Lama ausdrücken - oder | |
| ihren Wunsch nach Selbstbestimmung." | |
| China unterstellt dem religiösen Oberhaupt der Tibeter, für die | |
| Unabhängigkeit des Hochlandes einzutreten. Der Dalai Lama spricht sich | |
| allerdings nur noch für eine weitreichende Autonomie seines Volkes aus. Die | |
| ohne vorherige Ankündigungen für Dienstag anberaumten Feiern waren von | |
| starken Sicherheitsvorkehrungen überschattet. Ausländische Touristen dürfen | |
| Tibet seit Juni nicht mehr besuchen. | |
| ## 17-Punkte-Abkommen zur friedlichen Befreiung | |
| Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking war die | |
| Volksbefreiungsarmee 1950 in Tibet einmarschiert. Um den Anschluss nicht | |
| nur militärisch, sondern auch politisch zu besiegeln, wurde 1951 eine | |
| hochrangige tibetische Delegation nach Peking gebracht. Ihnen wurde das | |
| "17-Punkte-Abkommen zur friedlichen Befreiung" Tibets zur Unterzeichnung | |
| vorgelegt. Der Dalai Lama verwarf das Abkommen später, weil es nicht aus | |
| freien Stücken unterschrieben worden sei. | |
| Obwohl sich die Tibeter bis dahin nicht als Teil Chinas verstanden hatten, | |
| hieß es im ersten Punkt: "Das tibetische Volk soll in die große Familie des | |
| Mutterlandes, der Volksrepublik China, zurückkehren." Das Abkommen sicherte | |
| aber auch Autonomierechte und Respekt für religiöse Traditionen zu. Im | |
| September 1951 marschierte die Volksbefreiungsarmee in Lhasa ein. In den | |
| folgenden Jahren wurde die chinesische Präsenz immer mehr als | |
| Zwangsherrschaft empfunden. Es kam zu Aufständen und 1959 zur Flucht des | |
| Dalai Lamas in Exil. | |
| In seiner Rede versprach der Vizepräsident den Tibetern eine Verbesserung | |
| ihres Lebensstandards und sagte: "Eine Beschleunigung der wirtschaftlichen | |
| Entwicklung ist der Schlüssel zur Lösung aller Fragen in Tibet." Soziale | |
| Stabilität sei eine wichtige Grundlage für Wohlstand und Entwicklung. Zum | |
| Abschluss dankte der Vizepräsident der Volksbefreiungsarmee und anderen | |
| Sicherheitskräften für ihre "heilige Mission", die soziale Stabilität in | |
| Tibet zu wahren. | |
| 19 Jul 2011 | |
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