# taz.de -- Josef Ackermanns starker Abgang: Ohne Karenzzeit | |
> Die Nachfolge von Ackermann als Vorstandschef der Deutschen Bank ist | |
> geregelt. Weg ist er jedoch nicht. Doch sein Wechsel in den Aufsichtsrat | |
> kollidiert mit dem Aktienrecht. | |
Bild: Der jetzige Aufsichtsratschef Clemes Börsig (l.) und sein designierter N… | |
HAMBURG taz | Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann wird die große Bühne der | |
Hauptversammlung 2012 noch für sich als scheidender Vorsitzender nutzen | |
können. Danach wird dann eine Doppelspitze die Geschicke einer der weltweit | |
gewichtigsten Investmentbanken lenken. Schon in der Vergangenheit hatte das | |
Kreditinstitut in schwierigen Zeiten ein Duo an seine Spitze gestellt. | |
Ackermann wird im Mai nach zehn Jahren als Vorsitzender des Vorstandes | |
ausscheiden und als starker Mann in das Kontrollorgan wechseln. "Die Bank | |
strebt an, dass Herr Dr. Ackermann in den Aufsichtsrat gewählt wird", | |
bestätigte ein Sprecher. Ackermann soll sofort den Vorsitz übernehmen. Dem | |
Vernehmen nach wünschen dies besonders Arbeitnehmervertreter, die sich von | |
dem Schweizer Sicherheit und Kontinuität versprechen. | |
Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass eine solche Schnellberufung | |
zumindest gegen den Geist des Aktiengesetzes verstieße. Dieses sieht eine | |
zweijährige Abkühlungsperiode vor, nachdem sich unter anderem Siemens unter | |
Deutsche-Bank-Aufsichtsrat Heinrich von Pierer 2007 mit einer zu großen | |
Nähe von Vorstand und Aufsichtsrat verbrannt hatte. | |
## Duzkollege aus London | |
Doppelbosse werden im Mai der bisherige Deutschland-Chef Jürgen Fitschen | |
und der Inder Anshu Jain, Chef des international ausgerichteten | |
Investmentbankings. Jürgen Fitschen: "Ich kann mir keinen besseren Partner | |
als Anshu vorstellen, um den Erfolgskurs der Bank sowohl im Heimatmarkt wie | |
weltweit fortzusetzen." Unterhalten wird sich "Jürgen" mit seinem in London | |
lebenden Duzkollegen Anshu auf Englisch. | |
Damit scheint die Deutsche Bank ihre Doppelstrategie fortzusetzen, die sie | |
nach mehreren strategischen Irrungen und Wirrungen in den neunziger und | |
nuller Jahren unter Ackermann einschlug: als Global Player im riskanten | |
Geschäft mit Staatsanleihen, komplizierten Wertpapieren ("Derivaten") und | |
Hedgefonds überdurchschnittliche Profite zu erzielen und diese durch das | |
solide klassische Bankgeschäft mit Krediten und hunderten Filialen in | |
Deutschland abzufedern. So hatte Ackermann 2010 die Postbank mit 14 | |
Millionen Kunden gekauft. | |
## Der legendäre Hermann Josef Abs | |
Fitschen und Jain stehen jeweils für Stand- und Spielbein der Bank. Bereits | |
1967 nach dem Ausscheiden des legendären Hermann Josef Abs, der maßgeblich | |
die deutsche Nachkriegswirtschaft gestaltet hatte, setzte der Geldgigant in | |
schwierigen Zeiten zwei Jahrzehnte lang auf eine Doppelspitze. Ackermann, | |
der wohl ursprünglich auf den früheren Bundesbankchef Axel Weber als | |
Nachfolger gesetzt hatte, bleibt nach seinem Abgang im Mai mächtiger Mann | |
in Frankfurt. | |
Bei der Vorstellung der Ergebnisse für das zweite Quartal warnte Ackermann | |
am Dienstag vor "zunehmend schwieriger werdenden Marktbedingungen", | |
besonders durch die Staatsschuldenkrise in Europa. Man habe allerdings | |
Maßnahmen zur "besseren Ausbalancierung" des Geschäfts ergriffen. Die | |
Risikovorsorge wurde erhöht. An Ertrag spielten Stand- und Spielbein | |
zwischen April und Juni jeweils rund 4 Milliarden Euro ein, unterm Strich | |
blieb ein Gewinn nach Steuern von 1,233 Milliarden Euro übrig. Für 2011 ist | |
die Bank auf dem besten Weg, ihr ehrgeiziges Ziel eines operativen | |
Vorsteuergewinns von 10 Milliarden Euro zu erreichen. | |
26 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kundenvermittlung bei der Postbank: Es bleibt in der Familie | |
Die Deutsche Bank treibt die Integration ihrer neuen Tochter Postbank | |
voran. In Zukunft sollen deren Kunden vor allem die hauseigenen | |
DWS-Produkte kaufen. | |
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Erst die Razzia, dann der Rückzug | |
Josef Ackermann wird nicht auf einen Aufsichtsratsposten bei der Deutschen | |
Bank rücken. Derweil ist der Rechtsstreit um die Kirch-Pleite mit einer | |
Polizeirazzia in seinen Büroräume eskaliert. | |
Großbritannien schützt die Großbanken: Banken bekommen viel Zeit | |
Die Unabhängige Bankenkommission in Großbritannien macht es sich leicht. | |
Die Forderung nach einer Trennung von Investment- und Privatgeschäft ist | |
vom Tisch. | |
Immobiliengeschäfte in den USA: Deutsche Bank soll zahlen | |
Wegen dubioser Immobiliengeschäfte in den USA drohen der Deutschen Bank | |
hohe Schadenersatzforderungen. Die Rede ist von bis zu 10 Milliarden Euro. | |
Kommentar Deutsche Bank: Allmächtige Investmentbanker | |
Das inzestuöse Kontrollverhältnis zwischen Ackermann und Jain muss jeden | |
Steuerzahler alarmieren. Denn der Staat wird zahlen, falls es zu | |
gravierenden Verlusten kommt. | |
Ökonom Schulmeister zu EU-Institutionen: "Verblüffend lernfähig" | |
Die Ergebnisse des Euro-Gipfels haben Stephan Schulmeister überrascht. Für | |
ihn sind sie ein erster Sieg über die Finanzmärkte, die Eurozone werde zur | |
Wirtschaftsregierung. | |
Attac-Protest gegen Deutsche Bank: Aufruf zur "Krötenwanderung" | |
Attac rät Kunden, Großbanken den Rücken zu kehren. Bei Aktionen vor | |
Filialen der Deutsche-Bank-Tochter Postbank sollen auch gefälschte | |
Werbeflyer verteilt werden. | |
Hintergrundinfos Eurokrise vor dem Gipfel: Das Finanzglossar zur Eurokrise | |
Geht Griechenland pleite? Was ist ein Gläubiger? Lässt sich der Euro | |
retten? Womit? Von Eurobonds bis Staatsbankrott - alles, was Sie wissen | |
sollten. | |
Banken betrügen Kleinanleger: Alt und doof | |
Die Kleinanleger, die Lehman-Zertifikate gekauft haben, sind einem | |
abgekarteten Betrugssystem auf den Leim gegangen. Jetzt verlangen sie ihr | |
Geld zurück. |