Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Großbritannien schützt die Großbanken: Banken bekommen viel Zeit
> Die Unabhängige Bankenkommission in Großbritannien macht es sich leicht.
> Die Forderung nach einer Trennung von Investment- und Privatgeschäft ist
> vom Tisch.
Bild: Die Londoner Bankenwelt kann aufatmen: Aus der institutionellen Trennung …
DUBLIN taz | Großbritanniens Banken können aufatmen. In ihrem am Montag
veröffentlichten Abschlussbericht schlägt die Unabhängige Bankenkommission
lediglich moderate Reformen vor – und diese liegen darüber hinaus in ferner
Zukunft: Die Experten unter Leitung des ehemaligen Notenbankers John
Vickers wollen, dass die Banken ihr Filial- und ihr Investmentbanking bis
2019 intern trennen. Damit soll die Gefahr gebannt werden, dass Verluste im
Investmentgeschäft die gesamte Bank in die Insolvenz ziehen.
Eine institutionelle Trennung, wie sie zu Beginn der Kommissionsarbeit
gefordert worden war, ist damit auch offiziell vom Tisch – sie hätte die
Zerschlagung von Großbanken bedeutet.
Vickers verlangt nun, dass Filialbanken 10 Prozent Liquiditätsreserven
zurückhalten müssen, um die Spareinlagen zu schützen. Die größten Banken
sollen darüber hinaus weitere 7 bis 10 Prozent durch Anleihen absichern.
Das Basler Abkommen der internationalen Bankenregulierer vom vorigen Jahr
sieht insgesamt lediglich 8 Prozent vor. Der Basler Ausschuss will im
November darüber entscheiden, ob er die verlangte Kapitalreserve ebenfalls
auf 10 Prozent erhöht. Insgesamt schätzt Vickers, dass die Reformen die
britischen Banken 4 bis 7 Milliarden Pfund kosten werden.
"Mit der Reform werden die Banken selbstständiger, der Steuerzahler ist vom
Haken", sagte Vickers. Finanzminister George Osborne kündigte jedoch
bereits an, die entsprechenden Gesetze noch in dieser Legislaturperiode auf
den Weg bringen.
Die Gewerkschaften monierten nicht nur den langen Zeitraum, der für die
Reform vorgesehen ist, sie fürchten auch, dass die Aufteilung des Privat-
und des Investmentbankings auf unterschiedliche Tochterfirmen sich als
unzulänglich erweisen könnte.
Denn nach den Kommissionsvorschlägen dürfen die Banken ihre Mittel aus dem
Geschäft mit privaten und mittelständischen Firmen in begrenztem Maß
weiterhin in das Investmentbanking stecken und damit Spekulationen
querfinanzieren.
## Banken sind zufrieden
Der britische Bankenverband reagierte sehr zufrieden auf Vickers Bericht,
warnte aber vor weiteren Schritten. "Jede weitere Reform, die von
Großbritannien umgesetzt werden soll, muss sorgfältig analysiert und mit
internationalen Maßnahmen abgeglichen werden", hieß es in einer
Presseerklärung der Lobbyvereinigung.
Auch der Kommissionsauftrag, Vorschläge zu unterbreiten, um den Wettbewerb
zwischen den Banken zugunsten der Kunden zu erhöhen, ist in dem Bericht für
die Verbraucher nur enttäuschend erfüllt. Das Filialgeschäft, das die
teilverstaatlichte Lloyds Bank seit der Übernahme von HBOS im Jahr 2008
dominiert, soll erst 2015 genauer überprüft werden.
Im Zwischenbericht vom Juli hatte Vickers noch gefordert, dass sich Lloyds
von deutlich mehr als den bisher zum Verkauf angebotenen 632 Zweigstellen
trennt, weil die Gruppe sonst eine marktbeherrschende Stellung einnehme.
Davon ist im Abschlussbericht keine Rede mehr.
12 Sep 2011
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## ARTIKEL ZUM THEMA
Lehren aus der Lehman-Pleite: Der Staat wird's schon richten
Drei Jahre nach dem Bankrott der US-Bank Lehman wirtschaften die Institute
immer noch mit viel geliehenem und wenig eigenem Geld. Veränderungen sind
nicht in Sicht.
Entscheidung von Ratingagentur: Zwei französische Banken herabgestuft
Société Générale und Crédit Agricole sind nicht so kreditwürdig wie bisher
angenommen, sagt die Ratingagentur Moody's. Auch deutsche Bankwerte stehen
nun unter Druck.
Kommentar Britische Bankenreform: Abhängig vom Geldgeschäft
Engere Fesseln für britische Banken kommen - aber nicht vor 2019. Viel
Luft, die Regeln wieder aufzuweichen. Die Briten erschweren jeden Versuch,
die Märkte zu regulieren.
Immobiliengeschäfte in den USA: Deutsche Bank soll zahlen
Wegen dubioser Immobiliengeschäfte in den USA drohen der Deutschen Bank
hohe Schadenersatzforderungen. Die Rede ist von bis zu 10 Milliarden Euro.
Josef Ackermanns starker Abgang: Ohne Karenzzeit
Die Nachfolge von Ackermann als Vorstandschef der Deutschen Bank ist
geregelt. Weg ist er jedoch nicht. Doch sein Wechsel in den Aufsichtsrat
kollidiert mit dem Aktienrecht.
Britische Banken nach Expertenbericht: "Die Manager dürften zufrieden sein"
Bei den britischen Banken bleibt das meiste wie bisher. 10 Prozent
Liquiditätsreserven müssen sie in Zukunft vorhalten. Die Banken sind
zufrieden - die Börse auch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.