# taz.de -- Reaktionen auf deutsch-französisches Treffen: Eine Lösung fehlt n… | |
> Während sich die EU-Kommission positiv zu den Vorschlägen von Angela | |
> Merkel und Nicolas Sarkozy äußert, kritisiert der SPD-Fraktionschef | |
> Steinmeier die Absage an Eurobonds. | |
Bild: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nico… | |
BERLIN rtr/dapd/afp | Vetreter der EU-Kommission äußerten sich positiv zu | |
den Ergebnis des Pariser Treffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem | |
französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. EU-Präsident José Manuel Barroso | |
und EU-Währungskommissar Olli Rehn sagten, die Vorschläge seien ein | |
willkommener Schritt nach vorn im gemeinsamen Bemühen, die | |
Regierungsführung in der Eurozone zu stärken. Auch | |
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) begrüßte die Vorschläge als | |
ein Signal für mehr Stabilität in der Euro-Zone. Als unzurecheichend | |
kritisiert dagegen SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat die | |
Ergebnisse des Pariaser Sondertreffens. | |
Zwar seien die Vorschläge zur Schaffung einer Wirtschaftsregierung im | |
Euroraum "der richtige Weg", sagte Steinmeier im ARD-Morgenmagazin. | |
Allerdings seien die Empfehlungen "keine Lösung" der derzeitigen | |
Schuldenkrise. "Das, was uns bevorsteht, ist eine Refinanzierungskrise von | |
überschuldeten Staaten. Und insofern brauchen wir einen Feuerlöscher. Wenn | |
wir für die Zukunft bessere Brandmelder haben, löst das noch nicht den | |
gegenwärtigen Brand, den wir in der Europäischen Währungsunion rund um den | |
Euro haben." | |
Sarkozy und Merkel hatten sich Dienstagabend gegen Eurobonds und eine | |
Aufstockung des Euro-Rettungsfonds EFSF ausgesprochen. Sie plädierten | |
vielmehr für eine gemeinsame Wirtschaftsregierung, eine Verankerung der | |
Schuldenobergrenze in den Verfassungen der Euro-Länder, eine gemeinsame | |
Finanztransaktionssteuer und die Einführung einer deutsch-französischen | |
Körperschaftssteuer aus. | |
Nach dem Willen von Merkel und Sarkozy soll EU-Ratspräsident Herman van | |
Rompuy für zweieinhalb Jahre zum Vorsitzenden einer gemeinsamen | |
Wirtschaftsregierung bestimmt werden. Die Staats- und Regierungschef der 17 | |
Euro-Länder sollten zwei Mal jährlich zusammenkommen, bei Bedarf auch | |
öfter. | |
## "Etikettenschwindel" | |
Insbesonders die Ablehnung der Eurobonds wurde von Steinmeier kritisert. | |
Bundeskanzlerin Merkel habe Verhandlungen über die Einführung von | |
gemeinschaftlichen Staatsanleihen der Euro-Länder zur Lösung der | |
Schuldenkrise abgelehnt, um den Koalitionsfrieden mit der FDP zu erhalten, | |
sagte Steinmeier. | |
Deutschland und Frankreich seien sich in der Frage zu Eurobonds nicht einig | |
gewesen. "Beim französischen Präsidenten war sehr deutlich herauszuhören, | |
dass er Eurobonds nicht ausschließt", sagte Steinmeier. | |
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth kritisierte die Ergebnisse | |
ebenfalls. Dies sei "viel Lärm um nichts und ein Etikettenschwindel" sagte | |
sie am Dienstagabend in der ARD-"Tagesschau". Linkspartei-Chefin Gesine | |
Lötzsch sagte in der Sendung, der Begriff "Wirtschaftsregierung" höre sich | |
gut an. Aber es sei nicht klar, welche Kompetenzen diese | |
Wirtschaftsregierung bekomme. | |
In Paris vereinbart wurde auch, dass noch im Herbst Vorschläge zur | |
Einführung einer gemeinsamen Finanztransaktionsteuer gemacht werden. Ab | |
2013 wollen Paris und Berlin zudem eine deutsch-französische | |
Körperschaftsteuer für die Unternehmen in ihren Ländern einführen. Eine | |
gemeinsame Bemessungsgrundlage bedeute aber nicht, dass sich die Situation | |
für deutsche Unternehmen verschlechtere, sagte Merkel. In Frankreich sind | |
die Unternehmenssteuern höher als in Deutschland. | |
Diese Vereinbarungen seien mit Blick auf die Finanzmärkte ein deutliches | |
Zeichen der Verlässlichkeit, äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Philipp | |
Rösler zufrieden. Die Grünen kritisierten indes die deutsch-französische | |
Initiative für eine gemeinsame Wirtschaftsregierung der Euro-Staaten. Die | |
Ankündigung sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, sagte der | |
Bundesvorsitzende Cem Özdemir. Unklar sei aber, welche Kompetenzen dieses | |
Gremium erhalten solle. | |
17 Aug 2011 | |
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