# taz.de -- Generalstreik in Italien: Demo gegen Berlusconis Sparpaket | |
> Berlusconi muss sich keine Sorgen wegen des Generalstreiks gegen seine | |
> Sparmaßnahmen machen – die Gewerkschaftsbünde pflegen weiter den Dialog | |
> mit der Regierung. | |
Bild: Auf die Straße gegen Berlusconi: Demonstranten in Rom. | |
ROM taz | Ein Generalstreik, ausgerufen von Italiens größtem | |
Gewerkschaftsbund, brachte Dienstag landesweit Zehntausende Menschen auf | |
die Straße. Sie protestierten gegen das neue Sparpaket der Regierung | |
Berlusconi. | |
45,5 Milliarden Euro will die Regierung mit dem Maßnahmenbündel einsparen, | |
das voraussichtlich noch diese Woche im Parlament verabschiedet wird. Erst | |
im Juli hatte das Parlament ein erstes Paket in ähnlicher Höhe gebilligt - | |
doch schon Ende Juli zeigte sich, dass dies nicht reichte. Italiens | |
Staatsanleihen gerieten massiv unter Druck. Deshalb forderte die | |
Europäische Zentralbank in einem Brandbrief vom 5. August neue | |
Sparanstrengungen. Rom antwortete umgehend mit dem Versprechen, weiter zu | |
sparen und schon 2013 einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. | |
Mit einem Steueraufschlag auf Einkommen über 90.000 Euro jährlich sollte es | |
eine deutliche Gerechtigkeitskomponente haben; eine Luxussteuer auf | |
Hochseejachten und teure Limousinen wurde erwogen. Und schließlich sollten | |
die Kosten des Politikbetriebs gekürzt werden. | |
Von all dem blieb am Ende nichts, ebenso wenig wie von den Vorschlägen, die | |
massive Steuerhinterziehung von Millionen Unternehmern und Selbständigen | |
entschiedener zu bekämpfen. Stattdessen wird bei den Sozialhaushalten und | |
den Überweisungen des Zentralstaats an die Kommunen gespart. 2012/2013 | |
stehen drastische Streichungen bei Kinderfreibeträgen, der steuerlichen | |
Absetzbarkeit von Arztkosten und Zinszahlungen auf Hypotheken ins Haus. | |
Zudem will die Regierung eine Aufweichung des Kündigungsschutzes | |
durchsetzen. Doch angesichts der chaotischen Vorbereitung des Sparpakets - | |
dutzende Vorschläge wurden teils binnen Tagesfrist aus der Schublade | |
gezogen und gleich wieder verworfen - ist es der Regierung nicht gelungen, | |
mit ihrem Paket neues Vertrauen zu schaffen. Anfang dieser Woche schoss der | |
Zinsabstand zu Deutschland wieder auf über 3,7 Prozent hoch. | |
Weniger Sorgen als die Marktreaktionen muss Berlusconi dagegen der | |
Generalstreik vom Dienstag machen. Nur der größte Gewerkschaftsbund CGIL | |
rief zum Streik auf, als "schwachsinnig" klassifizierten ihn dagegen die | |
beiden anderen Bünde CISL und UIL, die weiter den Dialog mit der Regierung | |
pflegen. Solange die wichtigen Bünde zerstritten bleiben, muss die | |
Regierung übermäßigen gewerkschaftlichen Druck gegen ihren Sparkurs nicht | |
befürchten. | |
6 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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