# taz.de -- 600 Millionen Pfund für Libyen: Cameron und Sarkozy in Tripolis | |
> "Merci Sarkozy" - "Thank you Britain". Frankreichs Präsident und der | |
> britische Premier Cameron wurden in Libyen warm empfangen. Letzterer | |
> dankt mit der Freigabe eingefrorener Gelder. | |
Bild: Strahlend in Tripolis: Nicolas Sarkozy (l.) und David Cameron. | |
LONDON/TRIPOLIS dpa/rtr | Großbritanniens Premierminister David Cameron und | |
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy haben mit der neuen Führung in Libyen | |
den gemeinschaftlich errungenen Sieg über den langjährigen Machthaber | |
Muammar Gaddafi gefeiert. Die beiden Politiker trafen am Donnerstag in | |
Tripolis Vertreter des Übergangsrates und wollten dann nach Benghasi | |
weiterfliegen, wo die Revolution ihren Anfang genommen hatte. | |
Großbritannien werde weitere 600 Millionen Pfund eingefrorener libyscher | |
Gelder freigeben, kündigte ein Sprecher Camerons an. | |
Cameron und Sarkozy hatten den umstrittenen Militäreinsatz zur | |
Unterstützung der Rebellen vorangetrieben und dürften nun darauf setzen, | |
die politische Dividende dafür einzustreichen. Beide sind beliebt in | |
Libyen, wo häufig Graffiti wie "Merci Sarkozy" und "Thank you Britain" zu | |
sehen sind. Für die kommenden Tage kündigte der Übergangsrat die Bildung | |
einer Regierung an, in der die verschiedenen Bevölkerungsgruppen | |
angemessener als bisher vertreten sind. | |
Bereits am Mittwoch hatte Mustafa Abdul Dschalil, Chef des libyschen | |
Übergangsrats, um Waffenlieferungen gebeten. Dschalil sagte dem britischen | |
Sender BBC am Mittwoch, die Kämpfer benötigten die Waffen, um Landesteile | |
zu erobern, die noch den gestürzten Diktator Muammar al-Gaddafi | |
unterstützten. Gaddafi sei im Süden Libyens und plane Racheangriffe. Ziele | |
könnten Städte, Ölfelder und Kraftwerke sein, saget Dschalil. Er betonte, | |
der Übergangsrat werde erst vollständig nach Tripolis umziehen, wenn auch | |
die letzten Widerstandsnester erobert seien. | |
Der flüchtige frühere Machthaber meldete sich unterdessen erneut zu Wort. | |
In der am Mittwoch von einem syrischen Fernsehsender verbreiteten Botschaft | |
kritisiert er die Nato-Angriffe auf seine Heimatstadt Sirte als | |
"beispiellose Zerstörung und Terrorismus". An die Vereinten Nationen | |
appellierte er, der Belagerung der Stadt ein Ende zu setzen. Sirte ist eine | |
der wenigen Städte, die weiterhin von den Anhängern des Ex-Diktators | |
kontrolliert werden. "Wir können Libyen nicht dem Kolonialismus | |
ausliefern", sagte Gaddafi. "Das libysche Volk hat keine andere Wahl als zu | |
kämpfen, bis es einen Sieg errungen und den Kolonialismus niedergeschlagen | |
hat." | |
15 Sep 2011 | |
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