# taz.de -- Eine Steuer für Finanzgeschäfte: Gegen Spekulation | |
> Die EU-Kommission legt ein Gesetz für eine Finanztransaktionssteuer vor. | |
> Spekulationsgeschäfte sollen damit eingedämmt werden. | |
Bild: Beim Handeln mit Aktien soll demnächst eine Steuer fällig werden. | |
BERLIN taz | Seit über zehn Jahren kämpfen Organisationen wie Weed oder | |
Attac für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Am Dienstag hat | |
die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der eine solche | |
Steuer für die gesamte EU vorsieht. Heute will sie den Entwurf dem | |
Europaparlament vorstellen. | |
Die Finanztransaktionssteuer soll auf sämtliche Geschäfte mit Aktien, | |
Devisen, festverzinslichen Wertpapieren und Derivaten erhoben werden. | |
Sie dient vor allem dazu, Spekulationsgeschäfte einzudämmen. Gerade | |
Börsengeschäfte, die für die Realwirtschaft nicht relevant sind, liefern | |
pro Transaktionseinheit nur kleine Gewinne. Um hohe Profite zu erzielen, | |
müssen daher riesige Mengen gehandelt werden. | |
Bereits bei einem niedrigen Steuersatz von unter einem Prozent würde sich | |
der Handel nicht mehr lohnen. | |
Details über die genaue Ausgestaltung lagen bei Redaktionsschluss nicht | |
vor. Bekannt ist aber, dass die EU-Kommission auf den Handel von Aktien und | |
Anleihen einen Steuersatz in Höhe von 0,1 Prozent erheben möchte. | |
## Eine Gerechte Steuer | |
Für Derivate soll der Satz 0,01 Prozent betragen. Die Kommission rechnet | |
mit Einnahmen von rund 50 Milliarden Euro. EU-Binnenmarktkommissar Michel | |
Barnier sprach von einer "finanziell ertragreichen, wirtschaftlich | |
vertretbaren und politisch gerechten Steuer". | |
Das Problem: Die Briten haben bereits angekündigt, einer solchen Steuer | |
nicht zustimmen zu wollen. Und auch die Niederlande wollen blockieren. | |
Frankreich, Deutschland und Belgien schmieden bereits eine "Koalition der | |
willigen Länder". | |
Zum 1. Januar 2014 soll die Finanztransaktionssteuer dann zumindest in | |
Kerneuropa eingeführt sein. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
hat die Einnahmen für den Haushalt 2013 bereits fest eingeplant. | |
## Ein Durchbruch | |
Kritik übt der Grünen-EU-Parlamentarier und Attac-Mitbegründer Sven | |
Giegold: Würden die Einnahmen klar zur Armutsbekämpfung und dem Klimaschutz | |
verwendet werden, gebe es weltweit auch mehr Unterstützung. Dieses | |
Bekenntnis fehle aber. | |
Peter Wahl, Initiator der Kampagne "Steuer gegen Armut", teilt diese | |
Kritik, spricht aber dennoch von einem "Durchbruch". Für die Finanzlobby | |
sei das schon jetzt "eine glatte Niederlage". | |
27 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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