# taz.de -- Nach der Abgeordnetenhauswahl: Hauen und Stechen im rechten Lager | |
> Nach dem schlechten Abschneiden bei den Wahlen geraten die Chefs der | |
> rechten Parteien unter Druck. | |
Bild: Die Plakate hingen weit oben, für mehr als 1,2 Prozent reichte es trotzd… | |
Kehraus bei den Berliner Rechtsaußen-Parteien: Nach den für NPD, "Pro | |
Deutschland" und "Die Freiheit" enttäuschenden Wahlen werden allseits | |
"Konsequenzen" angekündigt. Die Parteichefs dürfen dennoch bleiben. | |
Vorerst. | |
Als "politisch indiskutabel" wertet Manfred Rouhs, Spitzenkandidat von "Pro | |
Deutschland", die bei der Abgeordnetenhauswahl vor zwei Wochen erzielten | |
1,2 Prozent. Die rechtspopulistische Partei, die mit Plakaten gegen | |
Moscheen und Burkas warb, will künftig einen neuen Kurs einschlagen. | |
Offenbar könnten nur wenige Berliner etwas mit dem Thema Islamisierung | |
anfangen, so Rouhs. Man werde jetzt stärker auf Eurokritik setzen. | |
Persönliche Konsequenzen fürchtet Rouhs nicht: Es fehlt schlicht an | |
Konkurrenz in der Minipartei. Er habe nicht den Eindruck, sagt der | |
Pro-Bundeschef, dass ihm irgendjemand den Vorsitz streitig machen wolle. | |
Auch René Stadtkewitz, Chef der Partei "Die Freiheit", konstatiert ein | |
"sehr enttäuschendes und schmerzhaftes" Ergebnis. Lande seine Partei nicht | |
bei 5 Prozent, hatte der CDU-Aussteiger vor der Wahl prophezeit, sei die | |
Freiheit "so gut wie tot". Am Ende wurden es 1,0 Prozent. | |
"Wir werden weitermachen", sagt Stadtkewitz nun. Den geplanten | |
Bundesparteitag und die Neuwahl des Vorstands aber will die Partei auf Ende | |
November vorziehen. Stadtkewitz kündigt an, erneut für den Vorsitz zu | |
kandidieren. Möglicherweise nicht ohne Gegenkandidaten: Noch am Wahltag | |
traten die beiden hessischen "Freiheit"-Chefs aus der Partei aus - mit | |
harscher Kritik am Bundesvorstand. Zu intransparent, zu verschwenderisch, | |
zu rechtslastig trete die Partei auf. 130 Austritte habe es bundesweit nach | |
der Wahl gegeben, sagt Stadtkewitz. "Ich hatte mehr erwartet." Dennoch | |
wolle sich seine Partei künftig inhaltlich breiter aufstellen. "So wie wir | |
unsere Islamkritik formuliert haben, war das nicht immer verständlich." | |
NPD-Landeschef Uwe Meenen musste sich am Freitag dem Vorstand stellen - und | |
wurde im Amt belassen. 2,1 Prozent holte die rechtsextreme Partei bei der | |
Abgeordnetenhauswahl und sechs Bezirksmandate. Eine "Niederlage", so | |
Meenen. Intern hatte die Partei in Berlin auf 3 Prozent gehofft. | |
Kritik richtet sich nun an den Spitzenkandidaten, NPD-Bundeschef Udo Voigt. | |
Kurz nach der Berlin-Wahl gab Sachsens NPD-Chef Holger Apfel bekannt, Voigt | |
ablösen zu wollen. Die meisten Berliner Kreisverbände unterstützten Voigt, | |
versichert Meenen. Sein eigener, Pankow, plädiere aber für einen dritten | |
Mann: Torsten Heise. Der 42-Jährige gilt als radikaler Neonazi. Auch der | |
einflussreiche, frühere Berlin-Chef der NPD, Eckart Bräuniger, wendet sich | |
gegen Voigt: Er ruft offen zur Wahl Apfels auf. | |
Einig sind sich alle drei Parteien, dass die gegenseitige Konkurrenz zu | |
Stimmenverlusten geführt habe. In einem offenen Brief bittet | |
"Pro-Deutschland"-Mann Rouhs nun um die Zusammenarbeit mit der Freiheit. | |
Stadtkewitz lehnte dies bereits vor der Wahl ab: Für eine "Neuauflage der | |
NPD in moderatem Gewand" stehe er nicht zur Verfügung. Eher verlasse er die | |
eigene Partei. | |
3 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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