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# taz.de -- Rechtspopulisten-Flop in Berlin: Auf einmal ist es ganz, ganz still
> Wie Pro Deutschland am Rathaus Schöneberg scheitert. Abgesang auf eine
> rechtspopulistische Gernegroßpartei.
Bild: Will keiner mehr sehen: Pro Deutschland Ende November vor leeren Stühlen.
Sie waren mal 70: Im Juli 2010, als "Pro Deutschland" zum ersten Mal nach
Berlin kam, ins Rathaus Schöneberg. Als neues Flaggschiff des
Rechtspopulismus. Am Mittwochabend, wieder im Schöneberger Rathaus, sind
sie zu fünft. Es ist das Ende einer anderthalbjährigen Geisterfahrt.
Um kurz nach 18 Uhr am Mittwoch steht Lars Seidensticker, der
"Pro"-Landeschef, im Rathausflur, vor dem kleinen Tagungsraum mit der
Nummer 2022. Die Haare gegelt wie stets, aber der Blick angestrengt, die
Lippen zusammengepresst. Keiner kommt. Stattdessen sammeln sich im Flur
rund 40 Gegendemonstranten. Immerhin, Reinhard Haese, der kleine Chef der
Berliner Republikaner, schiebt sich noch durch die Menge. Dann kommt keiner
mehr.
Nichts hat geklappt für "Pro Deutschland" in Berlin. In Kreuzberg wurden
sie aus dem Rathaus blockiert. Das große Hauptstadtbüro wurde eine Wohnung
in einem Marzahner Plattenbau. Der alte Landeschef warf wegen eines
schwulen Parteikollegen hin. Und bei der Wahl erhielt die Partei
kümmerliche 1,2 Prozent. Trotz krawalligem Wahlkampf gegen Muslime und
Einwanderer und einer Materialschlacht, gerade im Osten der Stadt. Man
werde nun bei der Europawahl 2014 antreten, wenn die Fünfprozenthürde nicht
mehr gilt, macht sich die Partei Mut. Vorher soll noch durch die Berliner
Bezirksrathäuser getagt werden, angefangen in Schöneberg. Großtönende
Worte. Dabei ist die Partei noch kaum mehr als ein Häuflein alter, grauer
Herren.
Am Mittwochabend macht sich vor Raum 2022 auch eine Delegation des parallel
tagenden Bezirksparlaments breit. Alle Menschen, egal welcher Herkunft und
Religion, sollen im Bezirk "frei und unbeschwert" leben können, sagt
CDU-Fraktionschef Ralf Olschewski, Halbglatze und Schnauzer. "Wir haben
kein Bock auf menschenfeindliche Weltbilder", sagt Pirat Stefan
Schulz-Günther, ein Schlacks mit Kinnbart und runder Brille.
Dirk Stegemann steht daneben, kaum eine "Pro"-Veranstaltung, die er nicht
mit Gegenprotest begleitet hat. Stegemann ist bestens gelaunt. Ein
beachtlicher Niedergang sei das. Nun müsse man ein Auge auf die etablierten
Parteien werfen, auf dortige, rechtspopulistische Untertöne.
Die Demonstranten weichen anrückenden Reinigungskräften. Zurück bleiben die
fünf von "Pro" im Tagungsraum. Im Foyer hängt über der hölzernen Krippe ein
Großbanner, "für Toleranz, gegen Rassismus". Dann ist es still, ganz still.
15 Dec 2011
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Schwerpunkt Wahlen in Berlin
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